Die Jungfraubahn-Gruppe steigert positives EBITDA im ersten Halbjahr

Das erste Semester 2021 der Jungfraubahn-Gruppe weist einige Lichtblicke auf, ist aber weiterhin von der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen geprägt gewesen. Im ersten Halbjahr reisten 137’400 Besucherinnen und Besucher zum Jungfraujoch – Top of Europe. Das sind 36,6% mehr als während derselben Periode im Vorjahr, welche durch den Lockdown und die fast dreimonatige Schliessung aller touristischen Bahnen betroffen war. Der Verlust beläuft sich auf CHF 9,8 Mio. (2020: Verlust von CHF 11,5 Mio.). Erneut gelang es der Jungfraubahn-Gruppe trotz der Herausforderungen der Corona-Pandemie ein positives EBITDA zu erwirtschaften. Es beträgt CHF 10,5 Mio. und ist damit 77% höher als im Vorjahr. Aus heutiger Sicht geht das Unternehmen davon aus, dass auch für das Gesamtjahr 2021 mit einem positiven EBITDA gerechnet werden kann.

Das Unternehmen ist trotz Krise solide aufgestellt und der Eigenfinanzierungsgrad ist auch nach Abschluss des V-Bahn-Projekts mit 72,4% sehr hoch. Nach wie vor gilt es, die Balance zwischen einem optimalen Ressourceneinsatz und der stark variierenden Nachfrage zu wahren. Die Jungfraubahn-Gruppe operierte deshalb mit einer kurzfristigen Planung sowohl beim Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch beim Rollmaterial. Die Jungfraubahn-Gruppe nutzt dabei weiterhin das Instrument der Kurzarbeit. Trotz der herausfordernden Situation hat die Jungfraubahn-Gruppe im Interesse der gesamten Jungfrau Region jederzeit ein gutes und breites Angebot aufrechterhalten. Diese Strategie wird weiterverfolgt.

Besucherfrequenzen 1.1.-30.6.20212020Veränderung in %
Jungfraujoch (Berg an)137 400100 60036,6 %
Skier Visits
Jungfrau Ski Region
706 000744 700-5,2 %
Netto-Verkehrserträgein TCHFin TCHFin %
Jungfraujoch – Top of Europe14 51013 7235,7 %
Erlebnisberge3 8523 5279,2 %
Wintersport16 39117 785-7,8 %
Total Verkehrsertrag34 75335 035-0,8 %

Stark schwankende Frequenzen wegen Schlechtwetterperioden

Die täglichen Zahlen der Besucherinnen und Besucher des Jungfraujochs – Top of Europe schwankten im ersten Halbjahr stark. Das lag am oftmals schlechten Wetter und den unsicheren Wetterprognosen. Die internationalen Gäste, deren Nachfrage bedeutend weniger wetterabhängig ist, blieben aufgrund der Corona-Pandemie weiterhin grösstenteils aus. Im ersten Halbjahr 2021 besuchten vor allem Schweizerinnen und Schweizer das Jungfraujoch. Sie profitierten dabei von verschiedenen Promotionen gekoppelt mit dem Skipass oder Mehrtagespässen für die Bahnen in der Region. Insgesamt reisten 137’400 Gäste zum Jungfraujoch – Top of Europe. Dies entspricht einer Zunahme von 36,6% im Vergleich zum Vorjahr, als das Jungfraujoch – Top of Europe wegen des Lockdowns während 83 Tagen geschlossen war.

Hohe Agilität gefragt – gute Wintersaison

Bei den Erlebnisbergen verzeichnete die Jungfraubahn-Gruppe einen Netto-Verkehrsertrag von CHF 3,9 Mio., was einer Zunahme von 9,2% entspricht. Auch in diesem Segment stellten die stark schwankenden, vom Wetter abhängigen Besucherzahlen eine grosse Herausforderung dar.

Der Wintersport hat vor allem dank der Eröffnung der V-Bahn im Vergleich mit anderen Regionen der Schweiz gut abgeschnitten. Nach einem harzigen Start im Januar mit schlechtem Wetter und der Absage der Lauberhornrennen folgte ab Februar ein Aufschwung. Dank der guten Schnee- und Wetterverhältnisse konnte die Wintersportsaison 2020/2021 teils bis zum 25. April 2021 verlängert werden. Die Zahl der Skier Visits in der gesamten Jungfrau Ski Region (Kooperationsprodukt, an dem die Jungfraubahn-Gruppe mit über 60% beteiligt ist) sank im Vergleich zum Vorjahr (Saison 2019/2020) zwar um 5,2% auf 706’000 Skier Visits. Im Kerngebiet Kleine Scheidegg-Männlichen lagen die Skier Visits jedoch bei 457’900, und somit resultierte dort dank der neuen V-Bahn eine Zunahme um 5,2%. Der anteilige Verkehrsertrag blieb in der Berichtsperiode in diesem Gebiet mit CHF 11,9 Mio. praktisch gleich wie im selben Zeitraum 2020 (CHF 11,7 Mio.).

Es hat sich bestätigt, dass die V-Bahn für den Wintersport in der Jungfrau Ski Region klar eine Attraktivitätssteigerung bedeutet, unter anderem mit der Stärkung des öffentlichen Verkehrs und einem durchschnittlichen Zeitgewinn von 47 Minuten ab Interlaken Ost bis auf die Skipiste. Ohne offene Restaurants und Bars im Skigebiet fehlte leider für viele Besucherinnen und Besucher ein wichtiger Teil des Wintersporterlebnisses. Diese Beschränkung im Bereich Gastronomie wirkte sich negativ auf die Besucherzahlen aus und senkte die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste im Wintersportgebiet.

Weiterhin Kurzarbeit – Rückbauarbeiten V-Bahn und Erneuerung Mürrenbahn

Die Kurzarbeit ist auch im 2021 ein wichtiges Instrument, um möglichst viele Arbeitsplätze in der Region zu sichern. Dank der Flexibilität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist es möglich, den Betrieb und Einsatz kurzfristiger als früher zu planen. Die Betriebskosten werden weiterhin tief gehalten.

Beim strategischen Hauptprojekt, der V-Bahn, werden die Fertigstellungs- und Rückbauarbeiten bis im Herbst 2021 abgeschlossen sein. Da im Frühling gerade beim Eigergletscher noch viel Schnee lag, kam es zu Verzögerungen. Die gesamte Projektabrechnung erfolgt bis Ende Jahr. Insgesamt wird mit einer Kostenüberschreitung von circa 10% (namentlich Projektanpassungen und schwierige Baubedingungen) gegenüber der ursprünglichen Planung gerechnet. Als Ergänzung zur V-Bahn wird der Wengen-Shuttle 2023 in Betrieb genommen. Mit dieser Investition in die Zukunft wird die Anfahrt mit dem Zug ins autofreie Wengen nochmals optimiert.

Auf Kurs sind die Arbeiten bei der Gesamterneuerung der Adhäsionsbahn Grütschalp-Mürren, inklusive der Stationen Grütschalp, Winteregg und des Bahnhofs Mürren. Die erste Intensivphase für die Erneuerung der Fahrbahn konnte am 4. Juni 2021 abgeschlossen werden. Weitere Etappen werden folgen, bis die Erneuerung Ende 2023 mit der Inbetriebnahme des neuen Rollmaterials abgeschlossen sein wird. Damit werden die Vorgaben des Behindertengleichstellungsgesetzes für den öffentlichen Verkehr fristgerecht umgesetzt. Die Investitionen von rund CHF 50 Mio. in die Erneuerung der Bergbahn Lauterbrunnen-Mürren (BLM) sind durch den Kanton Bern sichergestellt.

Arbeiten Gleise Kabelrohrblock Sammelleitung_Jungfraubahnen Management_2021
Arbeiten an Gleisen, Kabelrohrblock und Sammelleitung im Jahr 2021. / Quelle: Jungfraubahnen Management

Ausblick

Entscheidend für den Geschäftsverlauf wird sein, wie sich die Corona-Situation in Europa und weltweit weiterentwickelt. Aus den Golfstaaten und den USA kommen bereits seit zwei Monaten wieder vermehrt Touristinnen und Touristen in die Schweiz. Mit steigender Durchimpfung der Bevölkerung könnte sich das Reiseverhalten auf den globalen Märkten normalisieren. Insbesondere für den asiatischen Markt müssen die Einreisebestimmungen wieder berechenbarer sein. Risiken ergeben sich aus den Mutationen des Virus.

Leider entwickelte sich der Geschäftsverlauf in den Hochsaisonmonaten Juli und August nicht wie gewünscht. Die ungünstige Witterung führte dazu, dass rund 110’000 Gäste das Jungfraujoch – Top of Europe besuchten (Vorjahr 153’000). Spielt das Wetter mit, darf im Herbst mit zahlreichen Gästen aus der Schweiz sowie dem benachbarten Ausland gerechnet werden. Zudem wurden für das vierte Quartal erste Reservationen aus dem asiatischen Raum registriert. Das ändert allerdings nichts daran, dass weiterhin ein grosser Teil der rund 70% asiatischen Gäste auf dem Jungfraujoch fehlt. Die Jungfraubahn-Gruppe ist jedoch überzeugt, dass sich das Festhalten an ihrer langfristigen Strategie mit Ausrichtung auf die internationalen Märkte auszahlen wird. Das Potenzial ist gross und wird noch befeuert durch das Generationenprojekt V-Bahn mit dem Eiger Express, der modernsten 3S-Bahn der Welt.

Zuversicht herrscht beim Blick auf die Wintersaison 2021/2022, nachdem bereits die letzte Saison dank der V-Bahn im Gebiet Kleine Scheidegg-Männlichen eine der besten der letzten Jahre war.

Aus heutiger Sicht geht das Unternehmen davon aus, dass für das Gesamtjahr 2021 zwar erneut ein Verlust resultiert, aber trotzdem mit einem positiven EBITDA gerechnet werden kann.


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