Lohnforderungen: Der SEV fordert eine Reallohnerhöhung bei der SBB

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 8. September 2022 veröffentlicht.

Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV fordert von der SBB eine Reallohnerhöhung. Das haben die Delegierten des im SEV organisierten Personals am Dienstag, 6. September 2022 in ihrer Versammlung beschlossen. Für SEV-Vizepräsidentin Valérie Solano geht es nicht nur darum, die Löhne der Teuerung anzupassen, sondern auch darum, die Berufe mit höheren Löhnen attraktiver zu machen. Das ist umso wichtiger, als die SBB einen grossen Teil ihrer Stellen neu mit einem Pensum ab 60 Prozent ausschreiben.

An einem Medientermin beim Bahnhof Bern haben am 8. September 2022 die Vertreterinnen und Vertreter verschiedener SBB-Berufsgruppen die Gründe für die Forderung erläutert.

Fürs Zugpersonal

«hat die Teuerung grosse Auswirkungen. Wir müssen mit dem Auto zur Arbeit fahren, da wir für die ersten und die letzten Züge zuständig sind. Das lässt uns keine Möglichkeit, mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause zu fahren»

, betont Jordi D’Alessandro, Vizepräsident des Zugpersonalverbands.

«Eine Lohnerhöhung ist mehr als nötig. Seit Jahren sehen wir, wie im privaten Bereich Berufe mit weniger Verantwortung und ohne unregelmässige Dienste gleiche oder gar höhere Löhne haben als wir. Die SBB muss bei den Anstellungsbedingungen Vorbild sein. Der Teuerungsausgleich ist ein Teil davon!» 

Das Baupersonal, das für Bau und Unterhalt der Gleisanlagen zuständig ist, findet

«eine Lohnerhöhung notwendig, um die Attraktivität unserer Berufe für junge Menschen zu erhöhen und tiefe Einkommen zu stärken. Aber auch um die Vielseitigkeit und die Bedeutung der Sicherheitsaufgaben unserer Berufe anzuerkennen»

, wie ihr Vertreter Hans-Ulrich Keller festhält.

Für Valérie Solano, Vizepräsidentin des SEV, ist eine Lohnerhöhung angesichts des Personalmangels in gewissen Branchen unerlässlich.

«Die SBB hat in verschiedenen Berufen Schwierigkeiten, die Stellen zu besetzen, und sie befindet sich mitten in einem Umbruch, denn die Generation der Babyboomer geht in den nächsten Jahren in Pension. Zudem wird der Ausbau des öffentlichen Verkehrs zusätzliches Personal erfordern. Nun will die SBB jedoch die Arbeitsformen anpassen und schreibt den grössten Teil der Stellen ab 60 % aus. In gewissen Berufsgruppen mit tiefen Einkommen wird es sich aber ohne Lohnerhöhungen niemand leisten können, 60% zu arbeiten.»

Beim Lokpersonal ist der Personalmangel nach wie vor aktuell.

«Auch wenn wir eine gewisse Entspannung sehen, zwingt uns der Mangel an Lokführerinnen und -führern immer wieder, an freien Tagen arbeiten zu gehen»

, betont die Präsidentin des Lokomotivpersonalverbands Hanny Weissmüller.

Bei den technischen Diensten besteht die Gefahr, dass wegen der mangelnden Attraktivität der Stellen viel Know-how verloren gehen könnte, das fürs Funktionieren der Bahn unentbehrlich ist.

«Für das technische Servicepersonal ist eine Lohnerhöhung zwingend nötig, da gerade die jungen Mitarbeiter aber auch die älteren gerecht entlöhnt werden müssen. Momentan gehen uns sehr viele junge Mitarbeiter verloren, da sie mit dem Lohn, den sie aktuell bei der SBB oder SBB Cargo erhalten, nicht zufrieden sind. Dadurch erhöht sich auch die Belastung der älteren Mitarbeiter. Sie müssen öfters Überzeit leisten oder auf freie Tage verzichten. Auch wird es immer schwieriger Urlaub zu erhalten. Gerade die älteren Mitarbeiter ziehen es dann vor, in den Vorruhestand zu gehen, womit wieder viel Fachwissen verloren geht. Durch die Mehrbelastung im Arbeitsalltag und das verloren gegangene Fachwissen leidet auch die Sicherheit im Betrieb. Aus diesen Gründen muss die SBB eine vernünftige Lohnpolitik mit einer Lohnrunde für das Personal einläuten, damit nicht noch mehr Kaufkraft verloren geht. Gerade heute, wo alles teurer wird, angefangen bei den Krankenkassenprämien bis hin zu den steigenden Energiekosten. Wir brauchen dringend eine Lohnerhöhung bei der SBB»

, sagt Sandro Kälin, Präsident des Technischen Servicepersonals. Fürs Rangierpersonal sind die Bedürfnisse vergleichbar.

Diese Umstände gelten auch für andere Berufe, wie etwa den Verkauf oder die Betriebsleitung.

«Die Mitglieder des SEV-Unterverbandes Administration und Services arbeiten rund um die Uhr in der Planung und Lenkung des Zugverkehrs und der Kundenbetreuung, dies schon heute mit zu wenig Personal und hohem Arbeitsdruck, darum hätte eine Verschlechterung der Lohn- und Arbeitsbedingungen sicher negative Auswirkungen auf die Zuverlässigkeit des Betriebes»

, stellt Peter Käppler, Präsident des Unterverbands, fest.

Patrick Kummer, Lohnspezialist beim SEV, weist noch auf einen wesentlichen Punkt hin:

«Die SBB hat die Löhne ihres Personals seit Jahren nicht mehr erhöht. Es ist höchste Zeit, dass es eine Reallohnerhöhung gibt. Dies gilt ganz besonders für die tieferen Löhne.»

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Text-QuelleSEV
Redaktionhttps://www.bahnonline.ch
Aus der Bahnonline.ch-Redaktion. Zugesandte Artikel und Medienmitteilungen, welche von der Redaktion geprüft und/oder redigiert wurden.

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