Elektrifizierung ohne Oberleitung: Stadler und die Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein GmbH stellten am 20. September 2022 auf der Innotrans das erste batterieelektrische Serienfahrzeug vom Typ FLIRT Akku vor. Die zweiteiligen Triebzüge werden ab 2023 auf den streckenseitig nicht- bzw. nur teilelektrifizierten Netzen Nord und Ost in Schleswig-Holstein in den Einsatz kommen.
Bereits auf der Innotrans 2018 präsentierte Stadler den ersten batterieelektrischen Prototypen bei Fahrgastfahrten ausserhalb der Messe. Auf der Innotrans 2022 stellt Stadler mit dem zweiteiligen FLIRT Akku nun das Serienfahrzeug für das erste batterieelektrische, dekarbonisierte Bahnnetz in Deutschland vor.
Die Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein GmbH (NAH.SH) hatte als erster Aufgabenträger in Deutschland ein grösseres Netz für den Betrieb mit Schienenfahrzeugen mit alternativen Antriebstechnologien ausgeschrieben. Stadler konnte sich in der technologieoffenen Ausschreibung mit dem batterieelektrischen FLIRT Akku als wirtschaftlichstes Angebot durchsetzen und erhielt 2019 den Auftrag über 55 batterieelektrische FLIRT Akku sowie deren Instandhaltung über einen Zeitraum von 30 Jahren.
Der auf der Innotrans vorgestellte 46 Meter lange FLIRT Akku für Schleswig-Holstein verfügt über 123 Sitzplätze sowie zwei geräumige und barrierefrei erreichbare Mehrzweckbereiche für die Mitnahme von Rollstühlen, Kinderwagen sowie Fahrrädern. Die voll klimatisierten und zwischen den Einstiegsbereichen stufenlos begehbaren Regionalfahrzeuge haben helle und grosszügige Fahrgasträume und sind mit einer rollstuhlgerechten Toilette ausgestattet.
Das Fahrzeug ist ausgelegt für nicht- oder nur teilelektrifizierte Strecken. Unter Oberleitung fährt das Fahrzeug klassisch elektrisch und lädt dabei seine Antriebsbatterien. Wenn die Oberleitung endet, kann auch während der Fahrt auf Batteriebetrieb umgestellt werden und die Fahrt ohne Unterbrechung fortgesetzt werden. Damit ist der FLIRT Akku lokal CO2-emissionsfrei für eine Vielzahl von Strecken einsetzbar. Das Laden der Batterien ist neben der Fahrt unter Oberleitung auch an elektrifizierten Haltepunkten und mit standardisierten UIC-Vorheizeinrichtungen möglich. Zudem wird die kinetische Energie beim Bremsen rekuperiert.
NAH.SH-Geschäftsführer Dr. Arne Beck:
«Schleswig-Holstein war Vorreiter mit der Ausschreibung von Nachfolgern für die alten Dieseltriebwagen. Jetzt freuen wir uns auf die neuen Batterietriebwagen, die für uns ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu CO2-freiem Nahverkehr sind. Gleichzeitig bringen sie deutlich mehr Komfort für die Fahrgäste mit. Beides ist wichtig, wenn die Verkehrswende gelingen soll.»
Jure Mikolčić, CEO Stadler Deutschland:
«Mit dem FLIRT Akku leistet Stadler einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Verkehrswende – durch den Einsatz moderner batterieelektrischer Triebzüge können heutige Dieselstrecken über das Fahrzeug elektrisch und damit umweltfreundlich und energieeffizient betrieben werden.»
Stadler ist Marktführer im Bereich der batterieelektrischen Triebzüge. Mindestens 113 Fahrzeuge vom Typ FLIRT Akku werden innerhalb der kommenden fünf Jahre in den Einsatz kommen. Im Auftrag der Deutschen Bahn entwickelt und baut Stadler insgesamt weitere 58 batterieelektrische Züge. 44 FLIRT Akku werden ab 2025 im südwestdeutschen Pfalznetz in den Fahrgastbetrieb gehen. 2026 werden mit dem Netz Warnow die ersten Batteriezüge in Mecklenburg-Vorpommern fahren. Die Reichweiten der Fahrzeuge orientieren sich dabei an den Anforderungen der Netze. 2021 stellte Stadler bei einem Streckenversuch mit dem Prototyp des FLIRT Akku den Weltrekord über 224 im Batteriebetrieb gefahrene Kilometer auf.
Präsentation an der Innotrans
Der FLIRT Akku für NAH.SH ist eines von sieben ausgestellten Fahrzeug-Highlights von Stadler an der Innotrans und kann im Freigelände auf Gleis T08/40 besichtigt werden. Am 20. September 2022 fand um 15:30 Uhr die offizielle Präsentation des FLIRT Akku von Stadler gemeinsam mit NAH.SH statt.