Jungfraubahn-Gruppe: Mit 44,4 Millionen Franken Gewinn wieder auf Kurs

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 5. April 2023 veröffentlicht.

Die Jungfraubahn Holding AG teilt in einer Ad Hoc-Mitteilung gemäss Art. 53 Kotierungsreglement mit, dass sie im Geschäftsjahr 2022 einen Gewinn von 44,4 Millionen Franken erzielt hat. Damit verzeichnet sie das drittbeste Ergebnis ihrer Geschichte. Die Bahnen der Jungfraubahn-Gruppe erzielten 2022 einen Verkehrsertrag von 139,2 Millionen Franken. Der Verwaltungsrat beantragt der Generalversammlung eine Dividende von 3.60 Franken pro Aktie.

Nachdem das Geschäft der Jungfraubahn-Gruppe wegen der negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie massiv gelitten hatte, normalisierte sich die Lage nach der Aufhebung der letzten Restriktionen ab dem zweiten Halbjahr 2022 schrittweise. Der Verkehrsertrag mit 139,2 Millionen Franken entspricht einer Steigerung von 77% gegenüber dem Vorjahr. Zu diesem Ergebnis trugen die Segmente Jungfraujoch – Top of Europe 81,8 Millionen Franken (+88%), die Erlebnisberge 27,0 Millionen Franken (+80%) und der Wintersport 30,4 Millionen Franken (+50%) bei.

Der Betriebsaufwand von 120.3 Millionen Franken stieg gegenüber dem Vorjahr um 18%. Die Personalkosten haben gegenüber dem Vorjahr um 14% auf 63,9 Millionen Franken zugenommen. Die Zunahme des Energieeinkaufs konnte dank langfristigen Energielieferverträgen trotz Energiekrise tief gehalten werden. Der übrige Betriebsaufwand hat um 6,4 Millionen Franken auf 46,8 Millionen Franken zugenommen.

Mit 93,8 Millionen Franken konnte das EBITDA mehr als verdreifacht werden. In den Abschreibungen von 42,3 Millionen Franken sind einmalige Sonderabschreibungen auf stillgelegtem Rollmaterial von 3.2 Millionen Franken enthalten. Das EBIT betrug 51,5 Millionen Franken. Nach Steuern von 8,4 Millionen Franken und einem ausserordentlichen Ertrag von 1,6 Millionen Franken, welcher nachträglich gewährte Kurzarbeitsentschädigungen aus den Jahren 2020 und 2021 für Ferien und Feiertagsanteile von Mitarbeitenden im Monatslohn umfasst, resultierte das Jahresergebnis von 44,4 Millionen Franken.

Sämtliche verzinsliche Bankkredite amortisiert

Der hohe Cashflow ermöglichte es der Jungfraubahn Holding AG, mit Ausnahme eines Bankdarlehens der Bergbahn Lauterbrunnen-Mürren für die Finanzierung von Rollmaterial sämtliche verzinslichen Bankkredite vollständig zu amortisieren. Zudem konnten die flüssigen Mittel um 23,5 Millionen Franken auf 41,3 Millionen Franken gesteigert werden. Die Bilanz ist mit einem Eigenfinanzierungsgrad von 76% bzw. einem Eigenkapital von 640 Millionen Franken grundsolide und dies nach zwei Jahren Pandemie und zwei Jahre nach Inbetriebnahme des V-Bahn-Projekts, des grössten Investitionsprojekts in der Geschichte der Jungfraubahnen.

Die erfreulichen Resultate zeigen, dass die Jungfraubahn-Gruppe den Weg zurück aus der Pandemie in einen regulären Betrieb rasch gefunden hat. Das wird insbesondere deutlich, wenn die Ergebnisse 2022 mit 2019 verglichen werden, dem letzten Jahr vor der Pandemie. Der Verkehrsertrag lag 2022 beispielsweise nur noch 14% bzw. 22,6 Millionen Franken unter dem Niveau von 2019. Die Kostensparmassnahmen, die während der Pandemie ergriffen wurden, wirkten sich auch 2022 positiv aus. Der Betriebsaufwand lag gleich hoch wie 2019, obschon seither die Geschäftstätigkeit der Jungfraubahn-Gruppe mit der Eröffnung des Eiger Express, dem Terminal und dem Parkhaus in Grindelwald Grund, neuen Top of Europe-Shops und zusätzlichen Gastronomiebetrieben wesentlich erweitert wurde.

Jungfraujoch – Top of Europe

Der Geschäftserfolg des bedeutendsten Segments Jungfraujoch – Top of Europe hängt direkt von der Anzahl Gäste ab. Nach den beiden Pandemie-Jahren blieb die Nachfrage aus interkontinentalen Märkten auch im ersten Quartal 2022 bescheiden. Sie erholte sich ab dem zweiten Quartal Schritt für Schritt. Im Dezember 2022 besuchten erstmals wieder gleich viele Gäste wie vor der Krise das Jungfraujoch – Top of Europe. Insgesamt wurden im Berichtsjahr rund 625’000 Besucherinnen und Besucher begrüsst. Das sind noch gut 40% weniger als vor der Krise.

Die Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte 2022 stimmt die Unternehmensleitung zuversichtlich für die Zukunft. Der Ausflug aufs Jungfraujoch – Top of Europe hat dank der neuen Erschliessung mit dem Eiger Express weiter an Attraktivität gewonnen. Die Gästerückmeldungen aus allen Märkten bestätigen dies eindrücklich. Das Segment Jungfraujoch – Top of Europe erzielte einen Umsatz von 128,2 Millionen Franken und ein EBITDA von 47,3 Millionen Franken.

Erlebnisberge

Äusserst erfolgreich verlief im Jahr 2022 der Geschäftsgang der Erlebnisberge: Während die Bergbahn Lauterbrunnen-Mürren das Vorkrisenniveau wieder erreichte, erzielten sowohl die Firstbahn als auch die Harderbahn Rekordwerte. Dabei zahlt sich die über die Jahre aufgebaute klare Positionierung aus. So besuchten ab Mai 2022 auffallend viele Einzelreisende aus dem Ausland die Erlebnisberge. Dies brachte neben hohen Frequenzen auf den Bahnen auch erhöhte Durchschnittserträge bei den Fahrausweisen sowie höhere Umsätze in den vermieteten Gastronomiebetrieben. Beim Adventure-Angebot Grindelwald First konnte ein Rekordumsatz verzeichnet werden. Das Segment Erlebnisberge erzielte einen Umsatz von 37,4 Millionen Franken und ein EBITDA von 23,8 Millionen Franken.

Wintersport

Der schneereiche Winter 2021/2022 und das anhaltend schöne Wetter ab Februar 2022 bis zum Saisonende sorgten für perfekte Wintersportverhältnisse. Entsprechend hoch war die Nachfrage bei den Wintersportgästen. Nachdem im Vorjahr das Wintersportvergnügen unter den pandemiebedingten Einschränkungen in der Gastronomie gelitten hatte, war ein Nachholbedürfnis spürbar. Zusammen mit dem Neuigkeitseffekt der topmodernen Anlagen der V-Bahn gelang es, Marktanteile zu gewinnen und die Rekordsaison 2007/2008 zu egalisieren. Zu Beginn der Wintersaison 2022/2023 gelang der viertbeste Start der letzten zehn Jahre. Trotz Energiekrise und wenig Schnee konnte dank der technischen Beschneiung und der V-Bahn der Rückgang bei den Skier Visits gegenüber dem Vorjahr in Grenzen gehalten werden.

Segmentinformationen   
Tausend CHF20222021Veränderung in %
Segmentumsätze   
Nettoumsatz Jungfraujoch128’15874’32072,4%
Nettoumsatz Erlebnisberge37’41420’45782,9%
Nettoumsatz Wintersport42’06429’42243,0%
Nettoumsatz übrige Segmente*48’57942’89913,2%
Elimination konzerninterne Umsätze-42’105-36’34115,9%
Total Betriebsertrag214’110130’75763,7%
* Zu den übrigen Segmenten zählen insbesondere das Kraftwerk der Jungfraubahn, die Jungfraubahnen Management AG sowie die Parkhäuser in Grindelwald und Lauterbrunnen.

Investitionen

Die Jungfraubahn-Gruppe hat im Berichtsjahr Investitionen von 28,9 Millionen Franken getätigt, gegenüber 65,3 Millionen Franken im Jahr 2021.

Das grösste laufende Investitionsvorhaben ist die Erneuerung der Adhäsionsbahn der Bergbahn Lauterbrunnen-Mürren, welches als Teil des abgeltungsberechtigten Verkehrs durch den Kanton Bern finanziert wird. Für die gesamte Erneuerung der Mürrenbahn sind Investitionen von 63 Millionen Franken vorgesehen. 2022 wurden dafür insgesamt 11,5 Millionen Franken investiert, wovon 7,4 Millionen Franken direkt über die Erhöhung eines zinslosen Investitionsdarlehens durch den Kanton Bern finanziert wurden. Aufgrund der Verzögerung bei der Auslieferung des Rollmaterials erfolgt die Inbetriebnahme der gesamterneuerten Bergbahn Lauterbrunnen-Mürren im Juni 2024, statt wie geplant auf den Fahrplanwechsel vom 9. Dezember 2023.

Die Wengernalpbahn investierte 6,0 Millionen Franken in neues Rollmaterial für den «Wengen Shuttle», der im Dezember 2023 in Betrieb gehen wird. Auch diese Investition wurde durch die Besteller direkt finanziert.

Kennzahlen der Konzernrechnung   
Tausend CHF20222021Veränderung in % %
Betriebsertrag214’110130’75763,7%
Verkehrsertrag139’24278’67877,0%
EBITDA93’79428’741226,3%
Jahresergebnis44’384-162 
Free Cashflow58’409-25’296 
Personalbestand (Vollzeitstellen)625637 
Dividende in CHF (Antrag)3.600.0 

Ausblick

Der Start ins Jahr 2023 verlief beim Jungfraujoch positiv. Vom 1. Januar bis zum 31. März 2023 besuchten 106’852 Gäste das Top of Europe, was gegenüber derselben Periode im Vorjahr (49’810 Gäste) ein Plus von 115 Prozent bedeutet. Bei den Erlebnisbergen sind die Zahlen bei der Firstbahn und der Bergbahn Lauterbrunnen-Mürren erfreulich. Die Harderbahn startet am 7. April 2023 in die neue Saison. 

Für die Wintersportsaison 2022/2023 konnte der viertbeste Saisonstart der letzten zehn Jahre verzeichnet werden. Bis am 31. März 2023 wurden 1’016’651 Skier Visits registriert, das sind 13 Prozent weniger als in der gleichen Zeitspanne in der Saison 2021/2022, mit welcher die Rekordsaison 2007/2008 egalisiert werden konnte. Der Umsatz bei den Sportpässen konnte jedoch mit der Vereinfachung des Sortiments in der aktuellen Wintersaison markant gesteigert werden.

Die Pandemie hat den Trend zu Individualreisen eingeläutet und verstärkt. Diese Entwicklung wird nachhaltig sein und die Jungfraubahn-Gruppe richtet ihr Angebot noch stärker nach den gewachsenen Bedürfnissen in Sachen Komfort, Qualität und verkürzten Reisezeiten aus. Die von der Jungfraubahn-Gruppe getätigten Investitionen in die digitale Kundenlenkung, neue Vertriebssysteme und die Anbindung neuer Absatzkanäle zahlen sich bereits aus. Dies bedeutet nicht das Ende der Gruppenreisen, die Gruppen werden jedoch tendenziell kleiner.

Die Produkte der Jungfraubahn-Gruppe bauen auf einem intakten natürlichen und gesellschaftlichen Umfeld auf. Die Förderung von Schiene statt Strasse ist ein wesentlicher Teil der Nachhaltigkeitsstrategie. Angestrebt wird ein integriertes Nachhaltigkeitsmanagement mit Blick auf die für die Unternehmung zentralen sieben Sustainable Development Goals (SDGs). Die Berichterstattung erfolgt ab 2024 nach den Global Reporting Initiative (GRI) Standards. Der CO2-Fussabdruck, der für das Geschäftsjahr 2022 erstmals erstellt wurde, wird im Jahr 2023 weiter ausgebaut. Zudem steht im laufenden Jahr auch die ISO-Zertifizierung 14001 im Umweltmanagement mittels Aufrechterhaltungsaudit an.

Geschäftsbericht und Anträge an GV

Die Generalversammlung der Jungfraubahn Holding AG wird am 15. Mai 2023 in Interlaken durchgeführt. Aufgrund der positiven Entwicklung schlägt der Verwaltungsrat die Ausschüttung einer Dividende von 3.60 Franken pro Aktie vor. Damit liegt die Payout Ratio in der Mitte des Zielbandes von 35%-60%. 

Der Geschäftsbericht der Jungfraubahn Holding AG wurde für das Berichtsjahr 2022 als Online-Ausgabe erstellt.


Der erste neue Wengen-Shuttle, bestehend aus der WAB He(m) 4/4 41 und den am 20. April 2023 angelieferten Vorstellwagen 282, im Bahnhof Lauterbrunnen:

Im Mai 2023 wurde einer von zwei Wagenteilen des Vorstellwagens 281 angeliefert:


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Mit Inhalten vonSandro Hartmeier
Redaktionhttps://www.bahnonline.ch
Aus der Bahnonline.ch-Redaktion. Zugesandte Artikel und Medienmitteilungen, welche von der Redaktion geprüft und/oder redigiert wurden.

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