Nach dem tragischen Unfall eines Kundenbegleiters im August 2019 hat die SBB diesen Frühling die Instandhaltungsprozesse und das interne Meldesystem auditieren lassen. Parallel dazu wurde auch der Zustand der Flotten von SBB Personenverkehr erhoben. Die Auditergebnisse liegen jetzt vor.
Nach dem tragischen Unfall eines Kundenbegleiters im August 2019 hat die SBB bekanntermassen das Programm «Sicuro!» initiiert. Neben technischen und betrieblichen Massnahmen sind diesen Frühling die Instandhaltungsprozesse und -organisation sowie das interne Meldesystem im Rahmen interner und externer Audits überprüft worden. Jetzt liegen als weiterer Meilenstein auch die Ergebnisse des Flottenzustandsaudits vor, den das Unternehmen «TÜV Süd Rail GmbH» (TSR) mit Fokus auf die Sicherheit der Reisenden und der Mitarbeitenden in den vergangenen zehn Monate durchführte. Damit ist die Analysephase von Sicuro! abgeschlossen. Der Fokus liegt nun vollumfänglich auf der Umsetzung der Massnahmen.
650 Wagenkasten in sechs Wochen
Dabei wurden alle Fahrzeugflotten von SBB Personenverkehr mit Ausnahme von jüngst beschafften sowie älteren, bald ausrangierten Fahrzeugen unter die Lupe genommen. Trotz Corona-bedingter Einschränkungen konnten insgesamt 650 Wagenkasten in sechs Audit-Wochen analysiert werden. Konkret untersucht wurden dabei unter anderem Fahrwerke, Bremssysteme, Zugsicherungssysteme, Einstiegssysteme, Brandschutzsysteme sowie weitere Systeme wie Lautsprecher, Beleuchtung oder Notausstiege. Die Bewertungskriterien waren neben den aktuellen regulativen Vorgaben auch der übliche Stand der Technik ausländischer Bahnen. Dazu zählt die Europäische Verordnung «Entity in Charge of Maintenance» (ECM).
Die Auditoren fanden in den untersuchten Komponenten keine inakzeptablen Zustände, welche zu einem unmittelbaren Aussetzen einer Flotte geführt hätten. Jedoch wurden acht Abweichungen festgestellt, welche zeitnah anzugehen sind. Von diesen acht Befunden sind vier erledigt, die verbleibenden Befunde werden bis Ende März 2021 bearbeitet und abgeschlossen.
Die Erkenntnisse im Detail
- Bei einem Teil der geprüften Flotten wie den DPZ+, HVZ-D und GTW sind zeitnahe Massnahmen erforderlich, um alle Sicherheitsanforderungen gemäss Eisenbahnverordnung (EBV) zu erfüllen. Dabei handelt es sich um die Verbesserung älterer Türsysteme und Klapptritte sowie deren Instandhaltung.
- Bei weiteren Flotten wie den DTZ, ETR610, IC2000, EW IV und Eurocity wird die SBB das Sicherheitsniveau für Kunden und Mitarbeitende nochmals erhöhen. Diese Massnahmen sind ausgelöst und werden im Verlauf von 2021 abgeschlossen. Dabei geht es vorab um die Zuverlässigkeit der Schliessung von Brandschutztüren am Wagenende oder die Analyse der Qualität von Live-Durchsagen in einzelnen Zügen.
- Daneben erkannten die Auditoren weitere Verbesserungsmöglichkeiten für die Flotten, welche nun im Detail betrachtet werden. Die Erkenntnisse fliessen dann laufend in Änderungsprojekte und Revisionen ein.
Klar ist für die Verantwortlichen in den Personenverkehr-Bereichen «Sicherheit, Qualität, Umwelt» und «Unterhalt», dass man von einer reaktiven zu einer proaktiven Instandhaltungsstrategie kommen will. Insbesondere bei den Themen Workflow S1 Störungsmanagement, Performance Monitoring, RAMS Monitoring, RCM sowie Control Rooms/Ferndiagnose werden Lösungen angestrebt.
Sicuro! So geht es nun weiter |
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– Dezember 2020: Offizieller Abschluss der Analysephase von Sicuro! – Dezember 2020: Abschluss Einbau Türblattkontrollschalter EW IV – Ab 2021: Integration von Sicuro! in das SQU-Programm von Personenverkehr – Sommer 2021: Abschluss der kritischen Punkte aus dem Instandhaltungs-Audit – Sommer 2021: Abschluss der Behebung unerwünschter Punkte aus dem Flotten-Audit – Herbst 2021: Prototypen-Phase zum Testen der neuen Türsysteme EW IV – Winter 2021: Abschluss sämtlicher Massnahmen aus dem Instandhaltungs-Audit |