Die Daten zur Nachfrage im Schienenverkehr des zweiten Quartals im Jahr 2020 zeigen die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den öV in der Schweiz. In den Monaten April bis Juni 2020 wurden im Vergleich zum Vorjahr 63,6 Prozent weniger Personenkilometer zurückgelegt. Beim Güterverkehr ist der Rückgang der Nettotonnenkilometer mit 13,9 Prozent weniger dramatisch, die Auswirkungen der COVID-19-Krise sind nichtsdestotrotz spürbar.
Vom 16. März bis 16. Juni befand sich die Schweiz aufgrund des Coronavirus in einer ausserordentlichen Lage. Um die Verbreitung des Virus einzudämmen, forderte der Bundesrat die Schweizer Bevölkerung auf, zu Hause zu bleiben und den öffentlichen Verkehr zu meiden. Nachdem die Auswirkungen der Corona-Pandemie bereits im ersten Quartal 2020 bemerkbar waren, verzeichnet der Schienenpersonenverkehr in der Schweiz im zweiten Quartal 2020 einen regelrechten Nachfrageeinbruch. In den Monaten April bis Juni 2020 wurden im Personenverkehr 63,6 Prozent weniger Personenkilometer auf der Schiene zurückgelegt als im zweiten Quartal 2019. Infolge der sinkenden Passagierzahlen wurde das öV-Angebot während der Zeit des Lockdowns schrittweise ausgedünnt, ein Grossteil des Angebots wurde jedoch im Auftrag des Bundesrates aufrechterhalten: Die Trassenkilometer des Personenverkehrs liegen deshalb nur 10 Prozent unter den Werten des Vorjahres. So entstand während der Corona-Pandemie eine grosse Diskrepanz zwischen einem nur geringfügig reduzierten Aufwand (Angebot) und einem drastischen Ertragseinbruch (Nachfrage). Dies führte bei den öV-Unternehmen zu hohen finanziellen Ausfällen.
Die Verkehrsleistung im Schienengüterverkehr sank gegenüber dem Vorjahresquartal um 13,9 Prozent auf 2,6 Milliarden Nettotonnenkilometer. Zum Vergleich: Der Unterbruch der Rheintallinie bei Rastatt hatte im dritten Quartal 2017 zu einem Rückgang um 6,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal geführt. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie führen im margenschwachen Geschäft des Schienengüterverkehrs ebenfalls zu grossen finanziellen Problemen.
Insgesamt haben der Schienenpersonen- und Schienengüterverkehr im zweiten Quartal 2020 44,7 Millionen Trassenkilometer in Anspruch genommen – 10 Prozent weniger als im Vorjahresquartal.
Ausblick
Noch ist ungewiss, wie lange es dauert, bis sich der öffentliche Verkehr vom drastischen Nachfragerückgang während der Corona-Pandemie erholt hat. Die öV-Unternehmen haben grosse finanzielle Verluste erlitten, die sie nicht aus eigener Kraft kompensieren können. Das eidgenössische Parlament berät entsprechend in der Herbstsession 2020 eine Vorlage zur Kompensation der Ertragsausfälle in Höhe von 800 Millionen Franken.
Das Quartalsreporting Bahn von LITRA und VöV umfasst die Verkehre folgender Unternehmen:
- Personenverkehr: Appenzeller Bahnen, BLS, FW, MGB, MOB, MVR, Region Alps, RhB, SBB, SOB, SZU, Thurbo, Tilo, Zentralbahn.
- Güterverkehr: BLS Cargo, DB Cargo, DB Cargo Schweiz, SBB Cargo, SBB Cargo International, Rail Care, Rheinland Cargo Schweiz.
- Infrastruktur: BLS Netz, HBS, SBB, SOB, STB, Thurbo.