Stadler macht Lokomotiven für das ETCS fit und ermöglicht damit schnelleren ETCS-Roll-Out in Deutschland

Die Deutsche Bahn (DB), Stadler und sein Engineering-Joint-Venture Angel Star haben erstmals ohne Einbindung des Lok-Herstellers Lokomotiven für das europäische Zugsicherungssystem ETCS (European Train Control System) fit gemacht. Kapazitäten der Hersteller gelten als einer der Engpässe, wenn in den kommenden Jahren rund 13 000 Loks und Triebzüge in Deutschland für ETCS nachgerüstet werden müssen. Die Nachrüstungen sind notwendig, weil immer mehr Bahnstrecken nur noch mit der neuen, europaweit einheitlichen Technik zu befahren sind. Sie ist die Grundlage für die weitere Digitalisierung des Eisenbahnbetriebs. Die jetzt gelungene ETCS-Umrüstung ohne Beteiligung des Fahrzeugherstellers erschliesst dafür neue Kapazitäten, sie trägt deshalb massgeblich zu einem schnelleren ETCS-Rollout in Deutschland bei.

Zwei Loks der DB Cargo gehen nach ihrer erfolgreichen Umrüstung nun mit dem ETCS-Zugsicherungssystem GUARDIA Baseline 3.4.0 wieder auf die Strecke. Es ist die erste Nachrüstung von DB-Loks der Baureihe 185.2 mit dem ETCS-System von Stadler. Bis die erste Lok als sogenannte «First of Class» ihre Wiederzulassung erhielt, musste das Pilotprojekt von Stadler, DB und Angelstar daher besonders aufwändige Pionierarbeit leisten. Für die zweite Lok, die nach dem gleichen Muster umgerüstet wurde, war die behördliche Zulassung deutlich einfacher: Sie gilt mit der sogenannten «Conformity to Type» als baugleich, darauf können sich auch alle künftigen Nachrüstungen nach dem gleichen Muster berufen.

«Stadler hat bei diesem Retrofit-Projekt bewusst neue Wege beschritten, um die Nachrüstung moderner Signaltechnik in Bestandsfahrzeugen zu vereinfachen. Mit dieser Innovation können wir die dringend benötigte Kapazität in der Bahnindustrie schaffen, um die hohe Zahl von Bestandsfahrzeugen in Europa in die digitale Zukunft zu befördern»

, sagt Ansgar Brockmeyer, Divisionsleiter Verkauf & Marketing und stv. Group CEO von Stadler.

Hans Peter Lang, Chief Technology Officer (CTO) im DB Konzern und Vorsitzender der Geschäftsführung der DB Systemtechnik, erklärt:

«Die Ausrüstung von Strecken und Fahrzeugen mit der europaweit einheitlichen ETCS-Technik ist die Grundlage für die weitere Digitalisierung des Bahnbetriebs. Damit schaffen wir mehr Kapazität für Reisen und Güterverkehr auf der Schiene. Dass jetzt im Zusammenspiel von Stadler und Angel Star, der DB Cargo und der DB Systemtechnik eine ETCS-Umrüstung auch ohne den Fahrzeughersteller gelungen ist, eröffnet neue Wege, stärkt den Wettbewerb und erleichtert damit massgeblich den ETCS-Rollout für die gesamte Branche in Deutschland.»

Manuel Ayala, Projektleiter bei Stadler Signalling, sagt:

«Durch diese Innovationspartnerschaft ist Stadler nun in der Lage, auch Fahrzeuge anderer Hersteller und ohne deren Einbindung mit dem eigenen System auszurüsten. Dies ist nicht nur für den Schienenverkehr in Deutschland von grosser Bedeutung, sondern ebnet auch neue Opportunitäten in andern Marktregionen. Wir danken der Deutschen Bahn für das uns entgegengebrachte Vertrauen und freuen uns auf eine weitere, erfolgreiche Zusammenarbeit.»

Oliver Kaiser, COO von Angel Star, freut sich:

«Mit  diesem anspruchsvollen Retrofit-Projekt konnten wir erneut die Qualität und Flexibilität des Systems GUARDIA unter Beweis stellen. Zusammen mit der agilen Organisation sind das die besten Voraussetzungen für weitere Retrofit-Projekte.»

Bisher war Stadler vor allem mit Nachrüstungsaufträgen bei eigenen Fahrzeugen vertraut. Den ersten Nachrüstungsauftrag mit GUARDIA erhielt Stadler im Jahr 2020 von dem niederländischen Bahnbetreiber Arriva. Die 34 FLIRT-Fahrzeuge werden teilweise auch für den grenzüberschreitenden Verkehr in den Niederlanden, in Belgien und in Deutschland eingesetzt.

Das ETCS-Zugsicherungssystem GUARDIA von Angel Star, ein Joint Venture zwischen Stadler und der MERMEC-Gruppe, ist bereits in mehreren europäischen Ländern zugelassen und in Deutschland, Polen, Ungarn, Slowenien, in der Schweiz und den Niederlanden in Betrieb. GUARDIA besteht sowohl aus Hardware- als auch aus Software-Komponenten, die in den Zügen genutzt werden. Das System erlaubt dem Lokführer, die Position des Zuges, seine Geschwindigkeit und weitere Daten zu visualisieren, wobei all diese Daten auch an ein Kontrollzentrum übermittelt werden. Gleichzeitig können Daten wie die Fahrerlaubnis empfangen werden.

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Text-QuelleStadler
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