MyRIDE, ein Projekt der Branche des öffentlichen Verkehrs, testet 2024 – zusammen mit den Kundinnen und Kunden – wie die Tarifwelt des öffentlichen Verkehrs weiterentwickelt werden kann. Ein einfaches und kundenorientiertes Tarifangebot soll dabei einen wichtigen Beitrag für einen noch attraktiveren und häufiger genutzten öffentlichen Verkehr und eine Steigerung des öV-Anteils am Modalsplit leisten.
Ein erster Prototyp des E-Tarifs soll ab März 2024 mit Kundinnen und Kunden ausgiebig erprobt werden. Das bestehende Tarifsystem ist davon nicht tangiert. Mit dem Prototyp des E-Tarifs prüft die öV-Branche einen zukunftsgerichteten Ansatz – ergebnisoffen und ohne Vorentscheide. Beim E-Tarif werden die Reisen digital abgerechnet. Von Interesse ist, wie die Kundinnen und Kunden den Prototyp des E-Tarifs erleben und bewerten. Fällt die Resonanz positiv aus, wird der E-Tarif weiterentwickelt, sodass er als Alternative zu bestehenden Fahrausweisen angeboten werden kann. Erste Elemente des E-Tarifs werden frühestens zwei Jahre nach einer erfolgreichen Testphase am Markt angeboten.
Einfacher, für alle
Bei diesem Vorhaben wird das berücksichtigt, was für die öV-Kundinnen und -Kunden wichtig ist: einfacher Zugang zum öffentlichen Verkehr, Kenntnis des Fahrpreises vor Antritt der Reise, Lösung für verschiedene Kundenbedürfnisse sowie anonymes Reisen im öffentlichen Verkehr. Für die öV-Branche ist das Vertrauen ihrer Kundinnen und ihrer Kunden ein hohes Gut, dem Sorge getragen wird.
Die öV-Branche richtet sich nach den gesellschaftlichen Entwicklungen. Es scheint naheliegend, dass viele Alltagsvorgänge in Zukunft digital abgewickelt werden; auch im öffentlichen Verkehr. Das bedeutet allerdings nicht, dass alles digital ablaufen muss.
Gemeinsam – für die Kundinnen und Kunden |
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Das Thema «Tarifsystem» bewegt. Bereits heute binden wir deshalb – nebst den Entscheidungsträgern sowie den Kundinnen und Kunden – auch betroffene Interessengruppen ein, damit sie ihre Lösungsvorschläge einbringen können. Auch das Bundesamt für Verkehr (BAV) ist in das Projekt einbezogen und unterstützt es aktiv. Als Aufsichtsorgan stellt das BAV zudem sicher, dass alle gesetzlichen Vorgaben eingehalten sind. Verfrühte, vorauseilende Positionierungen von Interessengruppen zum Projekt «myRIDE» nimmt die öV-Branche mit einer gewissen Besorgnis zur Kenntnis. Denn im Kern besteht Konsens: Die Kunden und Kundinnen verdienen ein zukunftsfähiges Tarifsystem, das die Benutzung des öffentlichen Verkehrs so einfach und attraktiv wie möglich macht. |
Stellungnahme: VCS und Konsumentenschutz fordern berechenbare Tarife und einfachen öV-Zugang |
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Für einen einfach zugänglichen öffentlichen Verkehr braucht es neben einem gut ausgebauten Netz faire und berechenbare Tarife. Das jüngst von der Alliance Swiss Pass angedachte Tarifsystem «MyRide» könnte diese Grundvoraussetzung infrage stellen. Der Konsumentenschutz und der VCS Verkehrs-Club der Schweiz haben darum Leitlinien für die Tarifgestaltung und den Billettverkauf definiert. Geht es nach den Plänen der Alliance Swiss Pass, sollen mit dem Tarifsystem «MyRide» öV-Fahrten künftig aufgrund des Fahrverhaltens zu individuellen Tarifen abgerechnet werden. Wer regelmässig öV fährt, würde so für ein und dieselbe Strecke weniger bezahlen, als wer seltener im öV unterwegs ist. Berechnet werden die Fahrten erst bei der Ankunft am Reiseziel. Das macht «MyRide» unberechenbar und intransparent. Der Konsumentenschutz und der VCS begrüssen eine sinnvolle Weiterentwicklung des Tarifsystems und des Billettverkaufs im Grundsatz. «Jedoch darf der Ticketpreis darob nicht zur Blackbox werden», sagt VCS-Geschäftsführer Anders Gautschi. Auch der Gesetzgeber sieht vor, dass für Reisende in «vergleichbarer Lage vergleichbare Bedingungen» gelten. Individuelle «Tarifwelten» und «dynamische Preise», die aufgrund des Verhaltens in der Vergangenheit berechnet werden, widersprechen diesem Prinzip. Weil für «MyRide» ein Smartphone vorausgesetzt wird, erhöht das System zudem die Zugangshürden. «Die Mobilität ist für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zentral. Menschen ohne SwissPass oder Smartphone sollen den öV auch inskünftig nutzen können», sagt Gautschi. Auch mit Blick auf das Ziel, unnötigen Verkehr zu vermeiden, sieht Anders Gautschi den Ansatz von «MyRide» skeptisch: «Wenn häufiges Fahren mit sinkenden Billettpreisen ‹belohnt› wird, kurbelt das die Mobilität auf unerwünschte Weise an.» Wer mit Bargeld bezahlt, darf nicht benachteiligt werden VCS und Konsumentenschutz verorten ausserdem eine Einschränkung der Wahlfreiheit: Wenn Billette nicht im Vorfeld gekauft werden, muss ein Zahlungsmittel hinterlegt werden. «Ob jemand Bargeld oder digitale Zahlungsmittel verwendet, soll nicht von der öV-Branche durch Einschränkungen des Angebots gesteuert werden», sagt Sara Stalder, Geschäftsleiterin beim Konsumentenschutz. Auch hinsichtlich Privatsphäre sieht Stalder die öV-Unternehmen in der Pflicht: «Die Branche muss eine Vorbildrolle einnehmen. Sie generiert unzählige sensible Daten – Bewegungsprofile, aber auch Adress- und Zahlungsdaten.» Um das Risiko in Bezug auf den Datenschutz zu minimieren, müssen Apps datensparsam konzipiert werden und sich am Prinzip «privacy by default» orientieren. VCS und Konsumentenschutz erwarten von der Alliance Swiss Pass ein umsichtiges Vorgehen bei der weiteren Planung des Tarifsystems. Der Billettkauf muss für alle Gesellschaftsgruppen einfach sein. Positive Aspekte neuer Möglichkeiten und Gewohnheiten dürfen nicht mit ausufernder Datensammlung oder unberechenbaren Tarifen ins Gegenteil verkehrt werden. – Positionspapier von Konsumentenschutz und VCS |
Links
- Mehr zu «myRIDE»: Alliance SwissPass
- Stiftung für Konsumentenschutz – Der öffentliche Verkehr muss für alle sein!
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