Die regionale Verkehrskonferenz (RVK 1) und die Stadt Biel haben ein Ziel: Der ÖV soll zum Hauptträger künftiger Mobilitätsbedürfnisse werden. Damit dies gelingt, braucht es häufigere Verbindungen, erhöhte Kapazitäten sowie neue Bahnhaltestellen. Als ideales Zusammenspiel von Bus und S-Bahn konzipiert, liefern das ÖV-Konzept 2035 Agglomeration Biel und die Vision S-Bahn Biel 2045 wichtige strategische Grundlagen. Sie greifen dabei auch zentrale Aspekte des Projekts Regiotram auf und präsentieren eine Alternative, die eine breitere Palette an Lösungen bietet und sich kostengünstiger, einfacher und flexibler umsetzen lässt.
Die Mobilitätsbedürfnisse in Biel und der Agglomeration ändern sich: Die Bevölkerung wächst, im Bözingenfeld und im Brüggmoos entstehen neue Arbeitsplätze. Immer mehr Menschen sind unterwegs und der Verkehr nimmt zu. Die Region und die Stadt Biel setzen bei dieser Herausforderung auf Lösungen, die den Strassenraum effizient nutzen und gleichzeitig einen Beitrag zu einer CO₂-armen Mobilität leisten. Der Anteil des motorisierten Individualverkehrs am Gesamtverkehr soll reduziert werden. Ziel ist ein attraktiver ÖV, der gemeinsam mit dem Fuss- und Veloverkehr das Rückgrat einer nachhaltigen Mobilität bildet und zum wichtigsten Träger der Mobilitätsbedürfnisse in der Stadt und der Agglomeration wird. Das ÖV-Konzept 2035 wendet diese Vorgabe auf das Busnetz an. Es sieht vor, Mobilitätsströme entlang der Hauptachsen zu verdichten, häufigere und umsteigefreie Verbindungen anzubieten und das Bözingenfeld sowie das Brüggmoos aus der Stadt und der Agglomeration besser zu erschliessen. Ein weiterer Fokus liegt auf der optimierten Anbindung der Quartierzentren und auf einer platzsparenden Organisation des Bahnhofs zugunsten der Fussgängerinnen und Fussgänger.
Die Vision S-Bahn Biel 2045: 15- und 7,5-Minuten Takt rund um Biel
Das Busangebot kann durch einen Ausbau der S-Bahn gezielt ergänzt und gestärkt werden. So sieht es die Vision S-Bahn Biel 2045 vor, denn das bereits bestehende Schienennetz bietet ideale Voraussetzungen, einen Teil des Verkehrs aus der Agglomeration auf die Schiene zu verlagern. Mit der S-Bahn können die Kapazitäten stark ausgebaut und schnelle Verbindungen ohne Umsteigen angeboten werden, die mit einem dichten Takt die wichtigsten Verkehrsachsen bedienen. Innerstädtische Zentren werden neu erschlossen und regionale und lokale Linien besser verknüpft.
Konkret schlägt die Vision S-Bahn Biel 2045 einen Viertelstundentakt für die Achsen Biel–Grenchen, Biel–Bern, Biel–Täuffelen und Biel–Sonceboz vor. Die Haltestellen in Nidau und Ipsach sollen alle 7,5 Minuten bedient werden. Das Bözingenfeld wird mit attraktiven Fahrzeiten aus der Agglomeration erschlossen, ab Sonceboz, Neuenburg oder Bern sollen Verbindungen ohne Umsteigen entstehen. Als sinnvolle Ergänzung zur Erschliessung der innerstädtischen Zentren wird vorgeschlagen, vier Standorte für zusätzliche S-Bahn-Haltstellen zu prüfen: Stadien (Erschliessung Stadien/Längfeld), Waldrain (Erschliessung Madretsch/Linde), Altstadt (Erschliessung Altstadt/Beaumont), Bernstrasse (Erschliessung Weidteile/Mühlefeld).
Verzicht auf Regiotram
Das ÖV-Konzept 2035 und die Vision S-Bahn Biel 2045 schlagen Massnahmen vor, durch die zwischen dem Süden der Agglomeration und dem Bözingenfeld die Kapazitäten ausgebaut und umsteigefreie Verbindungen angeboten werden können. Damit erfüllen sie das Kernanliegen des Regiotrams und bieten gerade bei der Erschliessung des Bözingenfelds eine breitere Palette an Lösungen an. In den raumplanerischen Strategien der Region und der Gemeinden ist die Siedlungsentwicklung nicht mehr auf ein starkes Wachstum am rechten Seeufer fokussiert, sondern auf die Verdichtung im Agglomerationskern. Die Pläne zum Bus- und S-Bahnnetz berücksichtigen dies. Sie sind auf eine flexible, ressourcensparsame und einfache Umsetzung ausgelegt. Bei Bedarf kann das Angebot für stärker beanspruchte Zentren und Achsen zeitnah angepasst werden – sowohl in Bezug auf die Kapazitäten als auch auf die Linienführungen. Die Region und die Stadt Biel sind überzeugt, dass das ÖV-Konzept 2035 und die Vision S-Bahn Biel 2045 pragmatische und flexible Lösungsvorschläge für die Mobilitätsbedürfnisse der Zukunft aufzeigen. Die RVK 1 hat deshalb in Absprache mit dem Kanton Bern und den direkt betroffenen Gemeinden entschieden, definitiv auf eine Wiederaufnahme des 2015 sistierten Projekts Regiotram zu verzichten.
So geht es weiter
Mit dem ÖV-Konzept Agglomeration Biel 2035 und der Vision S-Bahn Biel 2045 legen die RVK 1 und die Stadt Biel das planerische Konzept zur Abdeckung der künftigen Mobilitätsbedürfnisse vor. Damit wurde ein grosser Schritt in Richtung eines ÖV-Angebots mit langfristigen und nachhaltigen Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft gemacht. Die Umsetzung der Pläne und Konzepte erfolgt in mehreren Planungsschritten im kontinuierlichen Austausch mit allen Beteiligten, darunter Kanton, Bund und SBB. Die konkrete Umsetzung des ÖV-Konzepts 2035 wird im Rahmen des Regionalen Angebotskonzepts Öffentlicher Verkehr (RAK) erarbeitet. In der Vierjahresplanung, die die RVK1 beim Kanton beantragt, werden beispielsweise Fahrplanangebot, neue Linienführungen oder die Standorte der Haltestellen festgelegt. Die Konkretisierung der Vision S-Bahn Biel 2045 soll vom Kanton in die Planung der Weiterentwicklung der Bahninfrastruktur des Bundes eingebracht werden.
Gemeinden und Bevölkerung begrüssen das ÖV-Konzept 2035 |
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Im Rahmen einer öffentlichen Mitwirkung zwischen November 2022 und Februar 2023 stiess das ÖV-Konzept 2035 auf eine positive Resonanz. Die Möglichkeit, Feedback zu den Plänen zu geben, wurde von Gemeinden, Organisationen und der Bevölkerung rege und konstruktiv genutzt. Alle Eingaben wurden geprüft und soweit möglich in die Endfassung des Konzepts eingearbeitet. Zu erwähnen sind beispielsweise eine verbesserte Verbindung zwischen Orpund und Bözingenfeld oder die neu entstehende, umsteigefreie Verbindung von Grenchen via Lengnau nach Biel. |
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