Die neue Bahninfrastruktur auf der Gotthardachse hat die Verkehrs- und Raumentwicklung stark beeinflusst. Zu diesem Schluss kommt der neueste Bericht des Projekts «Monitoring Gotthard-Achse» (MGA) des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE). Die Bahnhöfe auf der Achse sind dank Investitionen stärker ausgelastet, die Nachfrage nach Bahnreisen ist gestiegen.
2016 wurde der Gotthard-Basistunnel (GBT) eröffnet, fünf Jahre später folgte der Ceneri-Basistunnel. Der neuste Bericht des Projekts MGA zeigt, wie diese Infrastrukturen die Verkehrs- und die Raumentwicklung verändert haben. In der Zeit vor der Pandemie (2016 bis 2019) hat die Zahl der Bahnreisenden um 28 Prozent zugenommen. Die Zahl der Reisenden auf der Strasse (Tunnel und Passstrasse) ist in diesem Zeitraum um 2 Prozent zurückgegangen.
Nach der Pandemie im Jahr 2022 nahm der Gotthard-Reiseverkehr auf der Schiene stark zu, und zwar um 4000 zusätzliche Reisende pro Tag gegenüber 2016. Das entspricht einem Anstieg um 48 Prozent. Auf der Strasse waren es 2000 Reisende mehr pro Tag im Vergleich zu 2016 (+ 8 Prozent). Der Anstieg ist überwiegend auf touristischen Verkehr zurückzuführen. Das wirkte sich auf die zu Übernachtungen im Tessin aus. Während diese Zahl zwischen 2011 und 2015 um 7,4 Prozent zurückging, stieg sie zwischen 2016 und 2019 um 3,4 Prozent.
Im Güterverkehr findet eine erkennbare Verlagerung von der Strasse auf die Schiene statt. Erstmals ist neben dem Transitverkehr auch ein deutliches Wachstum im regionalen Schienengüterverkehr zwischen dem Tessin und der Deutschschweiz festzustellen. Seit 2016 hat sich das Volumen von in Tessiner Terminals umgeschlagenen Containern um rund 38 Prozent gesteigert.
Die neue Eisenbahnachse hat auch die wirtschaftliche und räumliche Entwicklung beschleunigt. Im Kanton Tessin werden die städtischen Zentren gestärkt. Das wirtschaftliche und demografische Wachstum um die Bahnhöfe der Agglomeration Bellinzona ist besonders ausgeprägt. Diese Gebiete haben am meisten von der verbesserten Erreichbarkeit durch den Ceneri-Basistunnel profitiert. Im Kanton Uri strukturiert der neue Kantonsbahnhof Altdorf das Siedlungswachstum in der Reussebene und erhöht die Pendlerströme Richtung Norden in die Zentren der Deutschschweiz.
Projekt «Monitoring Gotthard-Achse» |
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Seit 2015 analysieren die Bundesämter für Raumentwicklung (ARE), Verkehr (BAV), Strassen (ASTRA) und Umwelt (BAFU) sowie die Kantone Tessin und Uri die Auswirkungen des Bahnausbaus entlang der Gotthardachse. In der Phase A wurde die Entwicklung vor der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels untersucht. In Phase B wurden die Auswirkungen nach der Eröffnung des GBT (2016), des Vier-Meter-Güterverkehrskorridors (2020), des Ceneri-Basistunnels (April 2021) und des neuen Kantonsbahnhofs in Altdorf (Dezember 2021) beobachtet. Die Ergebnisse decken den Zeitraum 2016 bis 2022 ab. Sie wurden durch die Pandemie COVID-19 beeinflusst, nicht aber durch die Schliessung des Gotthard-Basistunnels infolge der Entgleisung vom 10. August 2023. Die Auswirkungen dieser Schliessung werden wahrscheinlich in der ab 2025 geplanten Phase C des Monitorings zu beobachten sein. |
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