ÖBB und Stadler präsentieren den neuen Rettungstriebzug

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 17. Mai 2024 veröffentlicht.

Massgeschneiderte Innovation auf der Schiene

Stadler ist stolz, den ersten öffentlichen Auftritt des neuen, trimodalen Rettungstriebzugs bekannt geben zu dürfen. Der Roll-In des Spezialfahrzeugs mit innovativer Antriebs- und Sicherheitstechnik fand am 17. Mai 2024 im ÖBB Bildungscampus in St. Pölten statt. Stadler wird 18 der multifunktionalen und emissionsarmen Lösch- und Rettungstriebzüge an die ÖBB-Infrastruktur AG (ÖBB) liefern. Diese werden in der Folge als «Servicejets» an verschiedenen Tunnelportalen stationiert und gemeinsam mit den Feuerwehren vor Ort zum Einsatz gebracht. Die Entwicklung und Produktion der Fahrzeuge erfolgte an den Schweizer Standorten in Bussnang und St. Margrethen.

68 Meter rollende Sicherheit auf dem Stand der Technik, 160 km/h Höchstgeschwindigkeit in beide Richtungen und ein trimodales Antriebskonzept, das sind die Basisdaten des neuen Stadler Rettungstriebzugs. Sein Elektro-Hybrid-Antrieb kann mehrere Energiequellen nutzen: Die Oberleitung, starke Traktionsbatterien und Dieselgeneratoren. Damit kann der Rettungstriebzug ein völlig neuartiges Lösch- und Rettungskonzept verwirklichen: Er kann sich in einem verrauchten Tunnel zum Brandherd durchkämpfen, Personen aus havarierten Zügen bergen, havarierte Züge abschleppen, Brände bekämpfen sowie sich und alles, was er mit sich führt, aus dem Gefahrengebiet in Sicherheit bringen.

Johann Pluy, Vorstand ÖBB-Infrastruktur AG:

«Bei einem Einsatz können wir mit unseren neuen Servicejets noch schneller als bisher Hilfe leisten. Sie bringen mehr Leistung in einem grösseren Einsatzbereich. Das neue Konzept ermöglicht darüber hinaus eine Reduktion von 21 auf 18 Fahrzeuge.»

«Wir haben mit dem Rettungstriebzug ein hoch innovatives Konzept gemäss Anforderungen der ÖBB-Infrastruktur auf die Schienen gestellt und konnten alle Qualitäts- und Sicherheits­anforderungen des Kunden erfüllen. Deshalb gehen wir nun gemeinsam die nächsten Schritte in die Mobilität der Zukunft. Stadler wird für die ÖBB Fernverkehrszüge des Typs KISS sowie Intercity- und Regionaltriebzüge des Typs FLIRT bauen»

,sagte Peter Spuhler, Verwaltungsratspräsident von Stadler.

Multifunktionales Einsatzspektrum

Der neue Stadler Rettungstriebzug ist ein einsatztaktisches Multitalent. Er muss für den Worst Case, einen Lösch- und Rettungseinsatz in einem Eisenbahntunnel, gerüstet sein, nimmt bei Evakuierungen die Fahrgäste aus anderen Zügen auf und wird auch für Instandhaltungsarbeiten genutzt. Im Notfall finden über 300 Menschen in den drei durchgängig von vorne bis hinten begehbaren Waggons Platz. 18 Sitzplätze sind mit Pressluftatmer-Halterungen für Feuerwehrmitglieder ausgestattet. Eine Klimaanlage mit Spezialfiltern schützt die Menschen im Zug vor Rauchgasen. Ausserdem ist die gesamte Zuggarnitur druckertüchtigt, so dass der Innenraum auf einem leichten Überdruck zur Rauchfreihaltung in Tunneln gehalten werden kann. Der vordere Teil des Zuges mit dem Führerstand kann von aussen durch eine Wassersprühanlage geschützt werden.

Darüber hinaus kann der Rettungstriebzug mit thematisch zusammengestellten Rollcontainern beladen werden. Die Container transportieren feuerwehrtechnisches Material wie tragbare Pumpen, Ausrüstung zur Waldbrandbekämpfung, Atemschutzgeräte, spezielle Schutzanzüge usw. Bei der ÖBB Infrastruktur stehen die Rollcontainer an den Stützpunkten vollbeladen bereit, werden nach Bedarf in den Zügen verstaut und an den Einsatzstellen über eingebaute Hublifte entladen. So können die Einsatzmannschaften auf unterschiedlichste Szenarien rasch reagieren.

Highend-Löschtechnik

Zur Brandbekämpfung stehen zwei unterschiedliche Löschsysteme zur Verfügung: Ein Hochdrucksystem (100 bar) zur Erzeugung von feinem Sprühnebel, beispielsweise um eine Tunnelröhre zu kühlen oder Bankette während der Fahrt zu benetzen und vor dem Entzünden schützen zu können; zum anderen ein System mit Normaldruck (10 bar) zur klassischen Brandbekämpfung. An Löschmitteln hat der Triebzug 40 000 l Wasser und 1 200 l Schaummittel an Bord (im Mittelwagen). Ausgebracht werden sie über zwei Hochdruck- und einen Normaldruckwerfer, die jeweils an den Stirnseiten des Zuges montiert sind und unabhängig voneinander aus dem Führerstand gesteuert werden können. Auf dem Dach der Triebwagen befinden sich zudem vorne und hinten zwei Strahlventilatoren, die den von den Hochdruckmonitoren ausgebrachten Wassernebel weitertransportieren. Die Lüfter können auch bei der Evakuierung von Menschen genutzt werden, um in einem verrauchten Tunnel einen Gegendruck zu erzeugen und eine Strömungsumkehr zu verhindern. Für Such- und Rettungsaktionen stehen leistungsstarke Scheinwerfer und Wärmebildkameras, mit denen Einsatzkräfte durch den Rauch sehen können, zur Verfügung.

Massgeschneiderte Lösung

Der «Servicejet» ist eine massgeschneiderte Lösung für die Österreichischen Bundesbahnen und wird auch für das deutsche Schienennetz zugelassen. Die Beschaffung erfolgte durch die Rail Equipment GmbH, einer 100%-Tochter der ÖBB-Infrastruktur AG. Der Rettungstriebzug wird erstmals zur Inbetriebnahme der Koralmbahn mit ihrem 33 km langen Koralmtunnel zum Einsatz kommen.


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