Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) testen kleine und grosse Innovationen in ihrem neuen InnoTram. Seine auffällige Beklebung macht Verborgenes und Neuerungen sichtbar und zeigt auf, wie die VBZ hinter den Kulissen den Fahrgastkomfort steigern, Energie sparen und Abläufe optimieren. Stadtrat Michael Baumer, Vorsteher des Departements Industrielle Betriebe, und VBZ-Direktor Marco Lüthi stellten das InnoTram als neue Innovationsplattform der VBZ den Medien vor.
Die Trams der VBZ sind rund vierzig Jahre im Einsatz. Nach ihrer Inverkehrsetzung auf dem neuesten Stand der Technik lassen die Einsatzjahre technische Errungenschaften mit der Zeit alt aussehen.
Um die Abläufe rund um Betrieb und Instandhaltung von Fahrzeugen sowie Infrastruktur weiter zu optimieren, müssen die VBZ-Techniker*innen neue Technologien mitunter auf dem Netz testen und deren Akzeptanz bei den Fahrgästen prüfen. Dazu dient das Innovationstram, das, im regulären Liniendienst eingesetzt, als Testplattform für grössere und kleinere Verbesserungen dient.
Sehen, was sonst verborgen bleibt
Innovationen im öffentlichen Verkehr bleiben den Fahrgästen meist verborgen.
«Das InnoTram macht die Technik des Trams sichtbar und richtet so – mit mitgelieferten Zusatzinformationen – den Blick der Fahrgäste auf die Arbeiten hinter den ÖV-Kulissen»
, erklärt Stadtrat Michael Baumer, Vorsteher der Industriellen Betriebe der Stadt Zürich, die auffällige Beklebung des InnoTrams.
«So können sie erleben, wie die VBZ täglich daran arbeiten, ihr Angebot noch komfortabler, nachhaltiger und effizienter zu machen»
, so Baumer weiter.
Die wohl auffälligste Neuerung, welche die VBZ testen, sind berührungslose Türöffnungs-«Knöpfe». Ein Radar-Sensor registriert sich nähernde Hände und löst den Türmechanismus aus. Speziell im Alltag von Menschen mit Beeinträchtigungen kann diese Lösung eine Erleichterung darstellen. Ob sie sich im Betrieb bewährt und ob in Zukunft alle Trams und Busse damit ausgerüstet werden, soll nun der Praxistest im InnoTram zeigen.
Eine weitere sichtbare Neuerung stellt eine Sonnenschutzfolie dar, die den sommerlichen Temperaturanstieg des Fahrzeuginnenraums mindern soll, um so den Energieverbrauch beim Kühlen zu reduzieren. In einem ähnlichen Zusammenhang ist die neue LED-Beleuchtung zu sehen, welche im Vergleich zur vorgängigen Lösung rund 80% weniger Energie benötigt. So wird im InnoTram auch – zumindest exemplarisch – deutlich, wie die VBZ noch weiter zu den Netto-Null-Zielen der Stadt Zürich beitragen können.
Optimierungen im Betrieb
Dank einer Antenne, die im InnoTram auf Herz und Nieren geprüft wurde, können Fahrzeuge im Depot exakt verortet werden. Damit soll künftig insbesondere das Ausfahrtsregime vereinfacht werden, wenn am Morgen die Fahrzeuge ihre Depots verlassen, um in Kursbetrieb zu gehen. Mit eigens entwickelten Polygon-Sensoren wird zudem der Zustand der Räder überwacht. Aus verschiedenen Gründen können diese nämlich allmählich die Form eines Vielecks annehmen und müssen wieder rund geschliffen werden, bevor der Fahrkomfort darunter leidet. Ein neuartiger RailEar-Sensor belauscht ebenfalls die Vibration der Räder. Damit erhalten die VBZ Daten über das Tram und die Geleise. So können Schäden frühzeitig erkannt und behoben werden.
Nebst neuen Technologien für neue Anwendungen werden im InnoTram aber auch Komponenten erprobt, die Altes ersetzen. So beispielsweise ein Mikrofon, über das die Trampilot*innen Durchsagen machen. Ein Ersatz ist notwendig, weil die alten Geräte das Ende ihrer Lebensdauer erreichen. Auch hier dient das InnoTram als Testplattform. Denn Nachrüsten will man nur mit Produkten, die den Alltagstest bestehen.
VBZ suchen laufend nach Innovationspotenzial – und Kollaboration
Nicht zuletzt soll das Cobra-Tram mit der ungewöhnlichen Beklebung auch eine Plattform für neue Kollaborationen sein. Immer wieder arbeiten die VBZ für Verbesserungen des ÖV-Angebots nämlich mit Firmen und Forschungsinstitutionen zusammen. So ist beispielsweise aus der Kooperation mit ZehnderZürich, einem auf Geleisebau und -unterhalt spezialisierten Partner, eine Lösung entstanden, die mittels Laser den Zustand der Geleise erfasst und automatisch auf die Netzpläne überträgt. Dies vereinfacht diese betriebsrelevante Arbeit deutlich und hat das Interesse anderer Verkehrsbetriebe geweckt.
, betont VBZ-Direktor Marco Lüthi und weist gleichzeitig auf die Grenzen hin:
«Unser primärer Auftrag ist es, die Transportbedürfnisse unserer Fahrgäste sicher und pünktlich zu erfüllen und die uns dafür zur Verfügung stehenden Mittel effizient einzusetzen. Dennoch gelingt es uns immer wieder, Innovationen anzustossen, von denen Fahrgäste und Betrieb profitieren und die das Interesse der Industrie sowie anderer Nahverkehrsunternehmen wecken.»
Innovation wird in der Stadt Zürich gepflegt und gefördert. So tauschen sich die zum Departement der Industriellen Betriebe gehörenden Verkehrsbetriebe (VBZ), das Elektrizitätswerk (ewz) und die Wasserversorgung an einem jährlichen Innovationsmarkt über ihre Innovationsprojekte aus.
«Damit fördern wir eine dienstabteilungenübergreifende Innovationskultur und stellen sicher, dass wir mit den dafür eingesetzten Mitteln den grösstmöglichen Nutzen für die Bevölkerung erzielen»
, betont Michael Baumer an der Einweihung des InnoTrams.
Links
- VBZ Online: Die Essenz der Obsoleszenz
- VBZ Online: Jedes Kilowatt zählt
- VBZ Online: Wenn sich die Türe wie von selber öffnet
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