Die Tramhaltestelle Bahnhofquai in Zürich ist zentrale Schnittstelle für Pendlerinnen und Pendler zwischen Hauptbahnhof, Altstadt und Hochschulgebiet und soll instandgesetzt und erweitert werden. Der Architekturwettbewerb hierfür ist abgeschlossen.
Die Bedeutung der Haltestelle Bahnhofquai kommt einer Visitenkarte der Stadt Zürich gleich: die Schnittstelle zwischen Hauptbahnhof, Altstadt und Hochschulgebiet ist zentraler Umsteigeort für Pendlerinnen und Pendler und Ankunftsort für Stadtbesucherinnen und -besucher. Rund 44’000 Fahrgäste nutzen die Haltestelle täglich, wodurch sie zu den meistfrequentierten in der Stadt Zürich zählt. Im Zuge der Gleissanierung und des Umbaus zu einer hindernisfreien Haltestelle soll dieser Verkehrsknoten frühestens ab 2025 aufgewertet werden. Der Architekturwettbewerb im selektiven Verfahren für die Instandsetzung und Erweiterung der Tramhaltestelle Bahnhofquai ist abgeschlossen. Das Team von Joos & Mathys Architekten AG aus Zürich und Ferrari Gartmann AG aus Chur hat mit seinem Projekt «EGENDER» gewonnen.
Erweiterung mit Bezug zum Bestand
Das Siegerteam hat die Tramhaltestelle passend zu den bestehenden filigranen und schlichten Wartebereichen beim Bahnhofquai elegant weiterentwickelt und ein neues Ganzes geschaffen. Ebenso wurden die Vorgaben gemäss Behindertengleichstellungsgesetz (BehiG) umgesetzt. Der Erweiterungsvorschlag bietet zudem die geforderte Transparenz zwischen Bahnhof, Landesmuseum und Limmat und schafft eine angenehme Aufenthaltsqualität für die Wartenden. Besonders überzeugt haben das Sicherheitsgefühl, das durch die gute Möblierung und Beleuchtung entsteht, sowie auch die Gestaltung der Verbindungswege zum Hauptbahnhof, Shopville oder zum Landesmuseum. Abgerundete Glaselemente schützen an den Abgängen und an den Kopfbereichen der Haltestelle vor Wind und Wetter. Gleichzeitig setzen sie dort einen Akzent und schaffen damit neue identitätsstiftende Ankunftsbereiche, insbesondere auf der Seite des Landesmuseums. Der bestehende Kiosk auf der gegenüberliegenden Seite wird mit ähnlichen Glaselementen eingefasst. Die Erweiterung soll im Sinne der 2000-Watt-Gesellschaft einen niedrigen Energiebedarf in der Erstellung, im Betrieb und im Unterhalt aufweisen. Auf den Perrondächern ist eine Photovoltaik-Anlage vorgesehen. Die Zielerstellungskosten für die Instandsetzung und Erweiterung der Tramhaltestelle Bahnhofquai betragen voraussichtlich 7,5 Millionen Franken (Baukostenplan Hauptgruppen 1-9, inklusive Mehrwertsteuer, exklusive Reserven).
Kleiner, aber feiner baukultureller Zeitzeuge der 1950er-Jahre
Die bestehende Tramhaltestelle Bahnhofquai wurde von 1952 bis 1954 nach den Plänen der Gebrüder Hans und Kurt Pfister in einer für die Nachkriegszeit typischen filigranen Konstruktion aus Stahl und Glas gestaltet. Sie zeugt vom Anspruch Zürichs, seine Verkehrsinfrastrukturbauten mit einer sorgfältig auf den spezifischen Ort abgestimmten Kleinarchitektur im Stadtbild zu verankern. Sie wurde gebaut, als die wasserbautechnische Regulierung der Limmat und die Verkehrsführung für Motorfahrzeuge zwischen Bahnhofplatz, Bahnhofbrücke und Central neu angelegt wurde. Das neuartige Tragsystem, das die Gebrüder Pfister damals für diese Tramhaltestelle angewendet haben, war ursprünglich für Tribünenüberdachungen in Stadien entwickelt worden. Die beiden Tramwartehallen am Bahnhofquai erfüllen gemäss Einschätzung der städtischen Denkmalpflegekommission aufgrund ihrer städtebaulichen, baukünstlerischen und typologischen sowie wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Bedeutung alle Kriterien für ein Schutzobjekt.