Der Gotthard-Basistunnel ist wieder vollständig in Betrieb

Seit 2. September 2024, steht der Gotthard-Basistunnel wieder vollständig für den Bahnverkehr zur Verfügung. Reisende gelangen wieder eine Stunde schneller von der Deutschschweiz ins Tessin und umgekehrt – und dies neu jede halbe Stunde. Ebenso stehen für den Güterverkehr wieder mehr Kapazitäten zur Verfügung. Bundesrat Albert Rösti, der Tessiner Regierungsratspräsident Christian Vitta, der Urner Regierungsrat Urban Camenzind und SBB CEO Vincent Ducrot betonten an der Medienkonferenz zur Wiederinbetriebnahme des längsten Eisenbahntunnels der Welt dessen Bedeutung als wichtige Nord-Süd-Verbindung in Europa und der Schweiz.

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Wiederinbetriebnahme Gotthard-Basistunnel: Urban Camenzind, Urner Regierungsrat, Peter Kummer, Leiter SBB Infrastruktur, Vincent Ducrot, CEO SBB, Albert Rösti, Bundesrat, und Christian Vitta, Präsident der Tessiner Regierung [v.l.n.r.] am 2. September 2024 vor dem Südportal in Pollegio. / Quelle: SBB CFF FFS, Hesaya Garg

Knapp 13 Monate nach der Entgleisung eines Güterzugs am 10. August 2023 konnte der Betrieb durch den mit 57 Kilometern längsten Eisenbahntunnel der Welt am Morgen des 2. Septembers 2024 wieder vollständig aufgenommen werden.

«Der Gotthard-Basistunnel verbindet nicht nur die Deutschschweiz und das Tessin, sondern auch den Norden und den Süden des Kontinents und ist zentral für die Mobilität und den Warenverkehr in Europa. Diese wichtige Rolle kann er nun wieder uneingeschränkt wahrnehmen»

, sagte Bundesrat Albert Rösti.

Vollständiger Halbstundentakt für den Personenverkehr und wieder mehr Kapazität für den Güterverkehr

Reisende gelangen wieder eine Stunde schneller von der Deutschschweiz ins Tessin und umgekehrt – neu den ganzen Tag über halbstündlich. Ausserdem verkehren wieder alle Direktverbindungen nach Italien: Neben Mailand und Venedig sind auch Genua und Bologna wieder umsteigefrei aus der Schweiz erreichbar. Auch die trinationale Verbindung von Frankfurt nach Mailand verkehrt wieder, neu fährt auf dieser der Giruno und sie führt über Zürich statt über Luzern. Im Güterverkehr fahren wieder sämtliche Züge durch den Basistunnel. Dadurch profitieren wieder alle Güterverkehrskunden von einem Fahrzeitgewinn von 60 bis 75 Minuten. Bis zu 20 Prozent der Güterzüge fuhren bis zuletzt noch über die Panoramastrecke.

«Wir freuen uns sehr, dass unsere Kundinnen und Kunden wieder schneller zwischen der Deutschschweiz und dem Tessin reisen und von einem noch dichteren Takt profitieren können. Im Namen der SBB danke ich ihnen, wie auch den Güterverkehrskunden, für die Geduld und das Verständnis während den letzten 13 Monaten. Zahlreiche Mitarbeitende haben unter schweren Bedingungen gearbeitet – Tag und Nacht. Auch ihnen danke ich herzlich»

, sagte SBB CEO Vincent Ducrot.

Angebot nach Entgleisung schrittweise erhöht

Nach der Entgleisung setzte die SBB alles daran, für den Güter- und den Personenverkehr ein möglichst gutes Angebot umzusetzen. Innerhalb der ersten Stunde nach der Entgleisung wurden Personenzüge zwischen der Deutschschweiz und dem Tessin über die Panoramastrecke geleitet, schon einen Tag nach der Entgleisung stand den Reisenden ein stabiler Fahrplan zur Verfügung. Bereits zwölf Tage nach der Entgleisung konnten wieder erste Güterzüge durch die unbeschädigte Oströhre verkehren, nach weniger als zwei Monaten auch wieder einzelne Reisezüge. Deren Anzahl konnte nach und nach an Wochenenden für den Freizeitverkehr erhöht werden. Mit der Wiederinbetriebnahme des intakt gebliebenen Norddrittels der Weströhre kam ab März 2024 auch unter der Woche ein Frühzug für die Pendlerinnen und Pendler aus dem Tessin dazu. Die stetige Optimierung des Angebotes war möglich dank der divisionsübergreifenden guten Zusammenarbeit.

«Wir danken der SBB, dass sie während der Einschränkungen die Anbindung des Tessins an die übrige Schweiz sichergestellt hat. Heute sind wir besonders zufrieden, weil Pendelnde und Studierende wieder schneller in die Deutschschweiz gelangen können und auch für Touristinnen und Touristen die Reise ins Tessin wieder schneller und einfacher ist. Für den Kanton Tessin und seine Wirtschaft ist dies eine zentrale Verbindung»

, sagte Christian Vitta, Präsident der Tessiner Regierung.

Der Urner Regierungsrat Urban Camenzind sagte:

«Für den Kanton Uri ist der Gotthard-Basistunnel eine wichtige Verbindung zu unserem südlichen Nachbarskanton. Ab heute sind unsere beiden Kantonshauptorte wieder in einer guten halben Stunde mit dem Zug erreichbar. Darüber freuen wir uns sehr.»

Gravierende Schäden erforderten umfangreiche Arbeiten
Die Schäden, die bei der Entgleisung des Güterzugs im Gotthard-Basistunnel entstanden, waren gravierend. Die SBB geht derzeit von einer Schadenssumme, inklusive Ertragsausfällen, von rund 150 Millionen Franken aus. Davon sind voraussichtlich rund 140 Millionen Franken versichert. Die Schätzgenauigkeit liegt für beide Zahlen bei +/- 20 Prozent.

Aufgrund des grossen Schadensausmasses nahm die Räumung des Tunnels rund eineinhalb Monate Zeit in Anspruch. Bei den Instandsetzungsarbeiten musste anschliessend die Fahrbahn auf rund sieben Kilometern komplett erneuert werden, daher die Schienen wurden ersetzt, ebenso über 20 000 Schwellenblöcke und die Betonschicht, in welche diese eingegossen sind. Dazu kamen der Ersatz des Spurwechseltors, von zwei Schnellfahrweichen und vielen weiteren sicherheits- und betriebsrelevanten Anlageteilen. Während der Instandsetzungsarbeiten waren gleichzeitig bis zu 80 Mitarbeitende der SBB und externer Unternehmen im Tunnel im Einsatz. Zuletzt fanden der Test- und der Probebetrieb statt. Mit der vom Bundesamt für Verkehr (BAV) erteilten Genehmigung konnte der Bahnbetrieb durch den Tunnel heute Morgen wie geplant wieder vollständig aufgenommen werden.
SEV: Herausragende Leistung des Bahnpersonals
Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV ist erfreut über die vollständige Wiederinbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels. Das Personal hat sowohl bei den Räumungs- und Wiederinstandsetzungsarbeiten als auch beim Ersatzbetrieb ausserordentliche Arbeit geleistet. Diese Leistung muss von der SBB und von SBB Cargo gebührend wertgeschätzt werden.

Die Entgleisung eines Güterzugs am 10. August 2023 und die Teilsperrung des Gotthard-Basistunnels waren für das Bahnpersonal eine grosse Herausforderung. «Nur dank dem Engagement des Bahnpersonals konnte der Eisenbahnbetrieb aufrechterhalten und der längste Eisenbahntunnel der Welt wieder voll funktionsfähig instandgesetzt werden» sagt SEV-Vizepräsident Patrick Kummer. Unter schwierigen Bedingungen machte sich das Personal sofort ans Werk, den massiven Schaden im Tunnel zu beheben.

Auch das Zug- und Lokpersonal auf den über die Gotthard-Bergstrecke umgeleiteten Zügen war mit vielen Herausforderungen konfrontiert, wie zum Beispiel kurzfristigen Dienstplanänderungen, längeren Diensttouren oder reduziertem Platzangebot in den Zügen. Mit grossem Einsatz setzte sich das Personal dafür ein, den Ersatzbetrieb am Laufen zu halten.

Für den SEV ist klar, dank dem unermüdlichen Einsatz des Personals ist der Normalbetrieb des Gotthard-Basistunnels jetzt wieder möglich. Die Gewerkschaft des Personals erwartet von der SBB und SBB Cargo, dieser Tatsache gebührend Rechnung zu tragen. Viele Bahnberufe sind auch heute noch gefährlich. Eine kleine Unachtsamkeit kann enorme Folgen haben. SEV-Vizepräsident Patrick Kummer gibt zu bedenken: «Auch ohne Ereignisse wie dem Unfall im Gotthard-Basistunnel lastet tagtäglich viel Druck auf dem Bahnpersonal. Die SBB und SBB Cargo müssen dafür sorgen, dass personelle Unterbestände behoben und die Sicherheit des Bahnpersonals weiterhin höchste Priorität hat.»

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