Medien berichten, dass die SBB bei der Ligne directe zwischen Neuenburg und La-Chaux-de-Fonds einer guten Alternative zum heutigen Projekt keine Chance gegeben habe. Das ist falsch. Die geplante Vollbahn ist die bestmögliche Lösung. Die Alternative wurde verworfen: Sie war ein wenig erprobtes, isoliertes System mit ähnlichen Gesamtkosten und ohne Möglichkeit, sie später ins Bahnnetz zu integrieren.
Die NZZ und darauf basierend 20minutes haben berichtet, dass SBB Fachleute das Projekt der Ligne directe zwischen Neuenburg und La Chaux-de-Fonds vor zwei Jahren infrage stellten. Spezialisten seien zum Schluss gekommen, dass eine Stadtbahn den Kundinnen und Kunden mehr Nutzen bringen würde als die geplante Vollbahn mit einer normalspurigen Neubaustrecke. Weil dieser Alternativvorschlag nicht weiterverfolgt wurde, unterstellt die NZZ der SBB Konzernleitung Mutlosigkeit [«Bahnausbau: SBB stellen Milliardenprojekt im Jura infrage | NZZ» und «La ligne de Neuchâtel à un milliard, remise en cause par les CFF | 20 Minuten»]. Das ist falsch.
Fakt ist: Die SBB kommt in ihren Überlegungen zur Zukunft der Bahn und im Zielbild Mobilität zum Schluss, dass die Bahn nicht in jedem Fall die beste Variante ist, sondern für die Feinerschliessung gerade in Agglomerationen Trams oder Lightrails geeigneter sein können [siehe SBB Standortbestimmung]. Es wurden deshalb bei der Ligne directe auch alternative Ideen geprüft, aber es zeigte sich, dass beim öffentlichen Verkehr zwischen Neuenburg und La-Chaux-de-Fonds eine Vollbahn die beste Lösung ist. Die Ligne directe ist vom Parlament im Rahmen des Ausbauschrittes STEP AS 2035 beschlossen worden. Das Ziel der Direktverbindung zwischen Neuenburg und La Chaux-de-Fonds ist eine direkte, schnelle, und leistungsfähige Verbindung zwischen den beiden grössten Städten des Kantons Neuenburg (Neuchâtel und La Chaux-de-Fonds). Die SBB plant im Auftrag des BAV die dafür benötigte Infrastruktur. Gemeinsam mit dem Kanton Neuenburg und dem BAV wurde entschieden die Alternativideen nicht weiterzuverfolgen, weil sie verschiedene Anforderungen nicht erfüllt haben. So wäre zum Beispiel die Einrichtung der unterirdischen Haltestelle im Bahnhof Neuenburg aufgrund der lokalen Topografie heikel gewesen und der aktuell geplante Zeithorizont nicht realistisch.
Mit dem Alternativvorschlag wäre ein wenig erprobtes, isoliertes System eingeführt worden, das ähnlich hohe Gesamtkosten mit sich gebracht hätte wie die Vollbahn. Die Vollbahn hingegen basiert auf einer bewährten Technologie und hat den Vorteil, dass eine Anbindung ab Neuenburg an das SBB Netz als künftige weitere Entwicklungsetappe möglich ist. Zudem verkürzt sie die Reisezeit von 28 auf 15 Minuten und ist somit schneller als die Alternativlösung. Klar ist: aufgrund der Steigung wird die Vollbahn auf dieser Strecke technisch herausfordernd. Das wäre auch bei Alternativen der Fall. Die durchgeführten Tests bestätigen die Machbarkeit hinsichtlich Sicherheit und Robustheit, mit entsprechendem Rollmaterial.
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