BAV passt Sicherheitsüberwachung technischer Entwicklung an

Automatisierung und Digitalisierung verändern den Arbeitsalltag vieler Mitarbeitenden im öffentlichen Verkehr. Deshalb wird es immer wichtiger, die Wechselwirkungen zwischen Mensch, Technik und Organisation zu analysieren und bei Bedarf weiter zu verbessern («Human and Organisational Factors»-Ansatz). Das BAV unterstützt die entsprechenden Bemühungen und richtet bei seiner Aufsichts- und Überwachungstätigkeit zunehmend einen Fokus auf dieses Thema.

Mit zunehmender Automatisierung im öffentlichen Verkehr übernehmen technische Systeme Aufgaben, die zuvor manuell erledigt wurden. In besonderem Mass sind Lokführer betroffen, doch auch beim Rangieren und bei der Steuerung von Sicherungsanlagen kommen vermehrt Fernsteuerung und Tablet-Computer zum Einsatz. Die menschliche Tätigkeit fokussiert immer stärker auf Überwachungsaufgaben. Hier gilt es, Aufmerksamkeit und Situationsbewusstsein hochzuhalten.

Um die Sicherheit jederzeit zu gewährleisten, erfordert die Einführung von Assistenzsystemen und digitalen Tools besondere Anstrengungen bei der Abstimmung zwischen Mensch, Technik und Organisation. Genau mit dieser Schnittstelle befasst sich ein Prinzip, das seit einigen Jahren vor allem bei der Eisenbahn wachsende Verbreitung findet: «Human and Organisational Factors» (HOF) zielen darauf ab, die Wechselwirkungen zwischen Menschen, Technik und Organisation zu verstehen und zu optimieren, um Risiken zu minimieren und die Effizienz zu steigern. HOF soll letztlich sicherstellen, dass der Mensch trotz Automatisierung und Digitalisierung jederzeit die Fähigkeit behält, bei Bedarf zielgerichtet in die Systeme einzugreifen und die Kontrolle zu übernehmen.

Konkret verfolgt das HOF-Prinzip folgende Ziele: Assistenzsysteme sollen klare und rechtzeitige Warnungen bei kritischen Situationen ausgeben. Die Aufgabenverteilung zwischen Mensch und Maschine soll so gestaltet werden, dass der Lokführer nicht überfordert wird. Systeme sollten Fehler frühzeitig erkennen und dem Lokführer bei der Fehlerbehebung helfen. Zugleich soll mit organisatorischen Massnahmen auch gewährleistet sein, dass die Lokführer, ihre «alten» manuellen Fähigkeiten nicht verlieren, um bei einem Systemausfall angemessen reagieren zu können. Das HOF-Prinzip wird mit Schulungen, Sicherheitsmassnahmen und einer entsprechenden Sicherheitskultur umgesetzt.

Bei der Europäischen Eisenbahnagentur (ERA) ist das HOF-Prinzip seit 2018 verstärkt ein Thema. Auch in der Schweiz wächst in der Branche das entsprechende Bewusstsein. Viele Unternehmen haben die HOF-Prinzipien in ihre Sicherheitsmanagementsysteme integriert. Seit zwei Jahren existiert im Verband öffentlicher Verkehr (VöV) eine Arbeitsgruppe HOF. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, innerhalb der Branche ein gemeinsames Verständnis und die Akzeptanz für die HOF-Prinzipien zu schaffen, die HOF-Themen weiterzuentwickeln und die Experten auf einer Plattform national und international zu vernetzen.

Das BAV ist als Gast in der HOF-Arbeitsgruppe des VöV vertreten. Es wird die menschlichen und organisatorischen Faktoren ab dem laufenden Jahr auch verstärkt in seine Aufsichtstätigkeit integrieren. Dabei werden insbesondere die Sicherheitsmanagementsysteme geprüft. Im Rahmen der Überwachungstätigkeit wird das BAV bei den Audits und den Betriebskontrollen in Zukunft systematisch das Zusammenspiel der technischen, organisatorischen und menschlichen Faktoren thematisieren.


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