Der Kohlekasten der RhB-Dampflok Nr. 1 ist voll – Bald startet die Reaktivierung

Die grosse Spendenaktion für die erste und älteste RhB-Dampflok von 1889 ist abgeschlossen. 595 Bahnbegeisterte aus 11 Nationen haben der privaten «Projektgruppe RHÆTIA» fast eine Million Franken gespendet, damit die Gründerzuglok der Rhätischen Bahn bald wieder dampfen kann. Für die Projektgruppe startet damit die heisse Phase der Restaurierung dieser wertvollen Dampflok, damit sie bald wieder auf dem Schienennetz der RhB mit Gästen unterwegs und das touristische historische Reiseangebot in Graubünden bereichern kann.

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Die «Kohle» für die Dampflok Nr. 1 der Rhätischen Bahn ist beisammen! / Quelle: Dampffreunde der Rhätischen Bahn

Herzhaftes Freiwilligen-Engagement wurde grosszügig belohnt

Der Verein Dampffreunde der Rhätischen Bahn aus Bonaduz und der Samedner Club 1889 «Wir erhalten historische Fahrzeuge der Rhätischen Bahn» haben unter ihrem Bergüner Dachverband Historic RhB 2018 mit viel Herzblut und Initiative eine grosse Spendenaktion gestartet. Unter dem Motto «Unsere Nr. 1 braucht Kohle» und mit einer eigenen Spendenhomepage konnten sehr viele Bahnliebhaber und Technikinteressierte aus Graubünden, der Schweiz und dem Ausland erreicht werden. Sie öffneten ihre Portemonnaies sehr grosszügig für die erste und älteste, seit 2014 aber aufgrund grosser Altersgebrechen stillgelegte Dampflok mit dem klingenden Namen «RHÆTIA».

Nachdem die Spendenaktion von Vereinsmitgliedern im November 2018 grossflächig gestartet wurde, verzeichnete das Spendenkonto zum Jahresanfang 2021 rund 940’000 Franken. Dieser Betrag wurde für die dringend notwendige Restaurierung berechnet. Die Spendenaktion wurde, um Geld zu sparen, allein durch Freiwillige mit viel Kreativität und grossem Engagement durch Freiwillige in den beteiligten Vereinen und ohne professionelles Crowdfunding durchgeführt. Überrascht sind die zwei Vereine nun, dass die Spendenaktion bereits nach zwei Jahren beendet werden kann.

Die RhB half mit beim Kohle-Sammeln

Was die zwei Vereine unter dem gemeinsamen Auftritt «Projektgruppe RHÆTIA» alles in diesen zwei Jahr erreicht haben, ist nicht ohne und zeugt vom grossen Interesse weiter Kreise am historischen Rollmaterial der RhB. Am 9. November 2018 schenkte die RhB der Projektgruppe zum Auftakt der Spendenaktion grossflächige Werbung auf einer ihrer Loks. Diese wurde im November 2018 im Rahmen einer kleinen Feier in der Hauptwerkstätte in Landquart offiziell eingeweiht, indem sie RhB-Direktor Renato Fasciati dem Leiter der Projektgruppe, Christian Meyer, Präsident der Dampffreunde, übergab. Sie wurde in einschlägigen Kreisen sofort «Kohle-Lok» genannt.

Diese modernere elektrische RhB-Lok war eine gute Spendenbotschafterin, weil Lokomotiven mit grossflächiger Werbung in weiten Kreisen der Bahnliebhaber aus dem In- und Ausland viel beachtet werden, da sie überall im Kanton in der schönen Landschaft anzutreffen sind. Sie werden viel fotografiert, in Internet-Foren diskutiert und in Modell nachgebaut. Das zentrale Element der Kohle-Lok ist ein Spendenbarometer, welches aus einem Balken mit 19 weissen Feldern besteht. Jedes Mal, wenn mehr als 50’000 Franken gesammelt worden waren, wurde ein symbolisches Kohle-Brikett aufgeklebt.

Spontane Solidarität und originelle Unterstützung

Bereits wenige Wochen nach der Lancierung der Kohle-Lok wurden zwei kleinere und zwei grosse deutsche Modellbahnhersteller auf die Spendenaktion aufmerksam. Sie waren spontan bereit, die Werbelok in unterschiedlichen Massstäben produzieren zu lassen und jeweils einen Teil des Verkaufserlöses in den Spendentopf der Projektgruppe zu legen.

Der Fantasie waren im Zuge zahlreicher privater Sammelaktionen schier keine Grenzen gesetzt: Zu den Höhepunkten der Spendenkampagne zählen zudem das Schierser Dorffest, welches am 25./26. August gemeinsam mit der Gemeinde und den örtlichen Vereinen durchgeführt wurde, sowie die zweitägige Spendenfahrt am 28.+29. September 2019, welche mit einem Dampfextrazug in zwei Tagen von Samedan über Davos bis nach Landquart verkehrte. Die Fahrt fand ein grosses Echo in den Fachmedien und gleich zwei grosse Sponsoren: Die Raiffeisenbank Engiadina Val Müstair überreichte auf dem Perron von Samedan Fredy Pfister, Präsident vom Club 1889, einen grösseren Check und Christian Meyer durfte im Bahnhof Davos Platz von der Region Prättigau/Davos einen Check über 25’000 Franken in Empfang nehmen, welcher einen Franken pro steuerzahlenden Einwohner repräsentierte.

Natürlich gab es nebst diesen grossen Events und Partnerschaften, unzählige kleinere aber umso wichtigere, kreative, innovative Aktionen und Anlässe, die beitrugen das Spendenziel zu erreichen. Die letzten sechzig Franken spendete der bahnbegeisterte, zehnjährige Niklas.

Bündner Denkmalpflege mit auf dem Zug

Der Kanton Graubünden teilte am 22. August 2019 in einer Medienmitteilung mit, dass er das Restaurationsprojekt der RhB-Dampflok Nr. 1 mit maximal 160’000 Franken unterstützt. Für diese Zusage hat die Projektgruppe RHÆTIA vorgängig ein Dossier eingereicht, welches die kantonale Denkmalpflege überzeugte. Hervorgehoben wird vom Kanton Graubünden die Möglichkeit, mit der Dampflok RHÆTIA einen Gründerzug aus den Jahren 1889 bis 1897 zu bilden, welcher den technisch-touristischen Aufschwung und den Übergang der Landquart-Davos-Bahn zur Rhätischen Bahn erlebbar machen wird.

Baldiger Start der Arbeiten

Voraussichtlich ab der zweiten Jahreshälfte kann die Projektgruppe die Hauptarbeiten der Aufarbeitung in Angriff nehmen und in Auftrag geben: Der Kessel muss in Grossbritannien mit einer neuen, kupfernen Kupfer-Feuerbüchse ausgestattet werden. Diese «Energiezentrale» der Dampflok, da wo das Feuer während der Fahrt brennt, muss sorgfältig und mit viel Know-How durch erfahrene Fachleute neu hergestellt werden.

Wichtige Kleinteile der Dampflok-Bedienung haben Mitglieder des Club 1889 in den letzten Monaten aufgearbeitet. So zum Beispiel der historische Geschwindigkeitsmesser und zahlreiche Ventile und Steuerelemente vom Dampfkessel.

Die Projektgruppe RHÆTIA bedankt sich von ganzem Herzen bei allen Spendern, Gönnerinnen und Sympathisanten. Nicht zuletzt aber auch der Bündner Bevölkerung für das unglaubliche «Wohlwollen», das den Initianten und Verantwortlichen entgegengebracht wurde.


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