Am 02.02.2022 ist Hans-Peter Bärtschi nach längerer Krankheit in Winterthur verstorben. Wer ihm in den letzten Jahren begegnete, sah etwa im zunehmenden Schweigen allmählich die Sonne untergehen oder hörte die Geissel im Werkzeugwagen von Gevatter Hein schon leise klappern. Und doch überraschte, wie schnell und früh es dunkel geworden war und somit Zeit zum Schlafen gehen. In aller Malaise dank glücklichen Umständen doch selbstbestimmt.

HP Baertschi Gotthard-Dampflok C56 Elefant_DVZO_1982
Hans-Peter Bärtschi im Jahr 1982 vor der Gotthard-Dampflok C5/6 «Elefant». / Quelle: DVZO

Von Haus aus Architekt mit ETH-Diplom, bewegte sich der aus einfachen Verhältnissen am hinteren Pfannenstiel stammende Hans-Peter Bärtschi als Prototyp des «Industriearchäologen» stets im Grenzbereich zur Geschichtswissenschaft. Der seinen Fähigkeiten eigentlich entsprechende Hochschul-Lehrstuhl blieb ihm in den dogmatisch verhärteten Endjahren des kalten Kriegs verwehrt, weil er sich (später selbstkritisch aufgearbeitet) weit über das wilde Studentenleben hinaus in einer linken Splitterpartei engagierte. So war er schon früh darauf angewiesen, für seine Tätigkeiten «Drittmittel einzuwerben», so wie das mittlerweile auch an Uni und ETH gang und gäbe ist. Von den ehemaligen Diensträumen des Winterthurer Depotinspektors aus verwaltete Hans-Peter Bärtschi sein verzweigtes Unternehmen, das mit mehreren Angestellten neben dem obligaten Fundraising etwa Grundlagenforschung, Besichtigungen und Reisen anbot. Sein umfangreiches fotografisches Erbe ist online bei der ETH Zürich einsehbar, anderes befindet sich in Obhut der von ihm gegründeten Stiftung Industriekultur. In bereits epochengeschichtlichem Massstab trotzen die dank Hans-Peter Bärtschis Wirken real existierenden Gebäude, Objekte, Denkmäler, Archivalien, Dokumente in mancherlei Gestalt, Ideen und Erkenntnisse der Unbill der Hinfälligkeit weit über die Grenzen der menschlichen Existenz hinaus. Und vielleicht wird einmal ein Strassenname in Winterthur oder im Zürcher Oberland in architektonisch hoffentlich hochstehendem Umfeld auch die nachfolgenden Generationen an ihn erinnern.

Obwohl seit jeher «nur» Gönner im DVZO, verhalf Hans-Peter Bärtschi mit seinem Wirken wie sonst nur wenige dem Verein einen guten Platz zu finden. Den DVZO zeichnet vor manchen ähnlichen Organisationen aus, dass er nicht einfach nur eine beliebige Touristenbahn betreibt, sondern dass er sich in einem passenden kulturellen Netzwerk befindet, das er selbst tatkräftig mitgestaltet. Den Boden hierfür bereitete Hans-Peter Bärtschi ganz wesentlich mit seinen Forschungen und Publikationen zur Industrielandschaft Zürcher Oberland. Ausserhalb der Forscherklause verfocht er öffentlichkeitswirksam seit den frühen Achtzigerjahren seine Ideen zur Konservierung und Revitalisierung von überkommenen, überholten, vergessenen, zerfallenden und trotzdem oder gerade deswegen faszinierenden Produktionsmitteln und ‑stätten zwischen Greifensee und Tösstal. Die Einbettung in den daraus entstandenen Industrielehrpfad und die unmittelbare Nachbarschaft zu dessen Kronjuwel, dem Neuthaler Ensemble, werten den DVZO und seine Aktivitäten ideell wie kommerziell nachhaltig auf. Erst in diesem Kontext wurde es denn auch möglich, dass eine «Bau-Mobilie» von nationaler Bedeutung wie die ehemalige Basler Centralbahn-Halle in Bauma ihr drittes Leben verbringt.


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