Die Strategie 2026 der Hupac orientiert sich am Primat der Qualität. Das angestrebte Verkehrswachstum um 40% auf 1,6 Mio. verlagerte Strassensendungen jährlich wird mit Investitionen in Terminals, Rollmaterial und digitale Transformation in Höhe von insgesamt CHF 300 Mio. unterstützt. Deklariertes Ziel ist die Erreichung der Qualitätsführerschaft im Markt.
Starkes Verkehrswachstum, erfreuliches Jahresergebnis
Im vergangenen Jahr beförderte die Hupac Gruppe 1.123.600 Strassensendungen im Kombinierten Verkehr Strasse/Schiene und im maritimen Hinterlandverkehr. Gegenüber dem Vorjahr konnten rund 100.000 Lkw zusätzlich verlagert werden, was einer Steigerung von 10,7% entspricht. Damit hat Hupac das vorpandemische Verkehrsvolumen 2019 wieder erreicht und sogar um knapp 10% übertroffen.
Der alpenquerende Verkehr durch die Schweiz wuchs um 11,0% auf 597.500 Strassensendungen, was vor allem auf die erfolgreiche Nutzung des 4-Meter-Korridors via Gotthard zurückzuführen ist. Erfreulich entwickelte sich auch der transalpine Verkehr durch Österreich via Tauern mit einem Zuwachs von 7,8% gegenüber dem Vorjahr. Via Frankreich konnte der Verkehr von einem niedrigen Niveau um 26,3% gesteigert werden. Auch der nicht-transalpine Verkehr entwickelte sich mit einer Zuwachsrate von 10,4% dynamisch und erreichte ein Volumen von 479.200 Strassensendungen. Dazu haben die Segmente Südost- und Südwesteuropa massgeblich beigetragen.
Insgesamt erzielte der Geschäftsbereich Shuttle Net ein Verkehrsvolumen von 811.100 Strassensendungen, was einem Zuwachs von 8,5% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die Business Unit Company Shuttle entwickelte sich ausgesprochen dynamisch und erzielte ein Transportvolumen von 127.300 Strassensendungen (+25,4%). Im maritimen Containerverkehr holte das Tochterunternehmen ERS Railways die pandemiebedingten Verkehrsverluste des Vorjahres auf und generierte trotz der nach wie vor bestehenden Volatilität ein zufriedenstellendes Mengenwachstum auf 335.134 TEU, was 185.100 Strassensendungen (+11,8%) entspricht.
Der Umsatz der Hupac Gruppe stieg 2021 um über 14% auf einen neuen Rekordwert von CHF 682 Mio. Mit einem Jahresgewinn von CHF 12,4 Mio. konnte Hupac – nach dem Verlust im Corona-Jahr 2020 – ein erfreuliches Geschäftsergebnis verbuchen. Die Investitionen in Sachanlagen fielen mit CHF 24 Mio. relativ bescheiden aus. Der Grund dafür ist die Verschiebung von Investitionsvorhaben wegen der Corona-Ungewissheit.
Kapazität sichern für das künftige Wachstum
«Der Kombinierte Verkehr ist ein Wachstumsmarkt, dessen Entwicklung neben der Nachfrage auch stark durch die verfügbaren Kapazitäten und die Qualität der angebotenen Dienstleistungen beeinflusst wird»
, erläutert Hans-Jörg Bertschi, Präsident des Verwaltungsrats der Hupac AG, anlässlich der Bilanzmedienkonferenz.
Die Schweizer Verlagerungspolitik und der europäische Green Deal schaffen starke Nachfrageimpulse, ebenso die zunehmenden Engpässe auf der Strasse. Infrastrukturseitig entsteht nach und nach die erforderliche Kapazität durch den Ausbau der Güterverkehrskorridore. Der Korridor Rhein-Alpen ist dank der NEAT im Schweizer Teilstück seit 2020 sehr gut aufgestellt. Durch Baumassnahmen auf den Zulaufstrecken im Norden und im Süden der Schweiz werden die Kapazität und Leistungsfähigkeit dieser europäischen Hauptverkehrsachse in den kommenden Jahren deutlich erhöht.
Hupac will die Chancen nutzen und sichert mit ihrer Strategie 2026 die Kapazität für das künftige Wachstum. Für die Strategieperiode 2022-2026 setzt sich das Unternehmen eine jährliche Volumensteigerung von 7% zum Ziel. Bei einem prognostizierten Wirtschaftswachstum von 2% wird so eine echte Verlagerung des Lkw-Verkehrs von der Strasse auf die Schiene erreicht. Per 2026 will Hupac ein Verkehrsvolumen von 1,6 Millionen Strassensendungen jährlich erreichen, was einem Zuwachs von 40% gegenüber 2021 entspricht. Zur Zielerreichung hat der Verwaltungsrat ein Investitionsprogramm von CHF 300 Mio. bewilligt.
Resilienz als strategische Priorität
Qualität ist die Grundvoraussetzung für Marktvertrauen und Verkehrswachstum. Vorrangiges Ziel ist daher die Stabilisierung der Qualität auf den verschiedenen Leitungswegen, insbesondere auf den von intensiver Bautätigkeit geprägten transalpinen Strecken.
«Wir werden die Performance unseres Netzwerks künftig noch aktiver steuern»
, so Michail Stahlhut, CEO der Hupac Gruppe.
Zentrales Element der Strategie 2026 sind daher die Massnahmen zur Stärkung der Resilienz. Um das Ziel einer 90%igen Bahnpünktlichkeit zu erreichen, investiert Hupac in zusätzliche Ressourcen und strukturelle Reserven entlang der gesamten Leistungskette.
«Einen entsprechenden Effort erwarten wir auch von unseren Bahnpartnern»
, fügt Stahlhut hinzu.
«Unser deklariertes Ziel ist die Qualitätsführerschaft. Wenn die Qualität stimmt, kommt das Verkehrswachstum ganz von alleine.»
Folgende Massnahmen werden prioritär und kurzfristig umgesetzt:
- Erhöhung der Wagen für Reserve-Zugskompositionen um 50% auf 12% der Flotte im transalpinen Verkehr
- Stärkung des Störungsmanagements in enger Zusammenarbeit mit den Bahnpartnern
- Entlastung des Terminals Busto Arsizio-Gallarate durch Diversifizierung über weitere Terminals im Grossraum Mailand
- Zusätzliche ergänzende Angebote zum Korridor Rhein-Alpen über andere alpenquerende Korridore
- Zusätzliches Angebot von Ersatzverbindungen bei geplanten Grossbaustellen
- Verstärkung des Lokführer-Teams, das Hupac für ad-hoc Einsätze bei Ausfällen unter Vertrag hält
Darüber hinaus setzt sich Hupac verkehrspolitisch für eine stärkere Berücksichtigung der Anforderungen des Schienengüterverkehrs ein.
«Personen- und Güterverkehr müssen gleichwertig behandelt werden – beim Netzausbau, bei der Fahrplangestaltung und im Tagesbetrieb»
, fordert Stahlhut.
Investitionen für Wachstum und Stabilität
Die Wachstumsstrategie der Hupac beruht auf Stärken, die über viele Jahre ausgebaut wurden. Die Kernelemente sind der nachfrageorientierte Aufbau eines Netzwerks für den Kombinierten Verkehr, Partnerschaft mit den Bahnen und Investitionen in eigene Ressourcen wie Terminals, Bahnwagen und Informatik.
Im Vordergrund der Strategie 2026 stehen die Stärkung des Kerngeschäfts auf der Nord-Süd-Achse sowie die Ausweitung des Netzwerks auf Achsen mit grossem Wachstumspotenzial wie Südost-, Südwest- und Nordost-Europa. Im Maritimsektor strebt Hupac die Anbindung des Netzwerks an die italienischen Häfen und die Verknüpfung mit dem Netzwerk der ERS Railways ab den Häfen Hamburg, Bremerhaven und Rotterdam an.
Zentraler Faktor für das angestrebte Verkehrswachstum sind die Terminalinvestitionen:
- Mit Milano Smistamento und Piacenza werden in Norditalien zwei neue Grossterminals gemeinsam von Mercitalia Logistics und Hupac gebaut und in Betrieb gehen (2025)
- Für den Terminal Novara CIM plant Hupac eine signifikante Kapazitätserweiterung mit Portalkränen (2025)
- Im Raum Warschau nimmt Hupac den Terminal Brwinów in Betrieb (Ende 2022)
- Dazu kommen die Hupac-Beteiligungen am Bau des Duisburg Gateway Terminals (2025) und des Gateway Basel Nord (2026)
Sehr wichtig sind unsere Investitionen in die digitale Transformation der intermodalen Transportkette. Die Kunden erwarten heute, dass die Milestones und ETA-Daten ihrer Aufträge über die gesamte intermodale Kette lückenlos, fehlerfrei und «real time» digital zur Verfügung gestellt werden. Das setzt eine Standardisierung der Datenformate im KV-Markt Europa voraus, zu der Hupac als marktführendes Unternehmen beitragen will. Gemeinsam mit Partnern investiert Hupac seit 2019 in das EDIGES-Konsortium, um die branchenübergreifende Digitalisierung voranzutreiben. Das neu entwickelte System wird eine lückenlose Verfolgung der Intermodalkette ermöglichen und deren Steuerung erleichtern. 2022 wird eine gemeinsame Betreibergesellschaft gegründet, um den Einsatz und die Weiterentwicklung des Systems als offene Plattform voranzutreiben.
Die Wagenflotte, welche Ende 2021 aus rund 8100 Wagenmodule bestand, soll bis 2026 um weitere 1000 eigene Einheiten sowie um zusätzliche angemietete Wagen aufgestockt werden.
Politik verbessert Rahmenbedingungen
Die langfristigen Entwicklungschancen des Kombinierten Verkehrs hängen wesentlich von den heutigen verkehrspolitischen Weichenstellungen ab. Hupac ist es mit Branchenverbänden gelungen, die Schweizer Politik für mehr Qualität und Kapazität zu gewinnen. So hat das Parlament in der Frühlingssession dem Bundesrat den Auftrag erteilt, mit Frankreich Verhandlungen aufzunehmen, um die linksrheinische Bahnachse Wörth-Strasbourg zu elektrifizieren und auf die Korridorparameter zu ertüchtigen. Der Ausbau soll mit finanzieller Unterstützung der Schweiz erfolgen. Damit könnte das aktuell grösste Nadelöhr auf dem TEN-T Korridor Rotterdam-Genua in nicht allzu ferner Zukunft beseitigt werden.
Weitere Forderungen, Sattelauflieger in Zukunft kranbar zu bauen sowie in spezifischen Verkehrsrelationen Anschubfinanzierungen zu ermöglichen, wurden ebenfalls erfolgreich vom Schweizer Parlament überwiesen.
Auch auf internationaler Ebene setzt sich Hupac für eine Verbesserung der Rahmenbedingungen ein. Von zentraler Bedeutung ist ein effektives Korridormanagement, bei dem die verschiedenen Stakeholder das nationale Denken noch konsequenter überwinden und eine Korridorperspektive mit Fokus auf die Anforderungen des Güterverkehrs einnehmen. Folgende Massnahmen würden die Performance des Schienengüterverkehrs stark verbessern und somit die Verlagerungschancen erhöhen:
- Vernetzung der TEN-T Güterverkehrskorridore zur Erhöhung der Resilienz
- Sicherstellung der Güterverkehrskapazitäten durch eine internationale Netz-Nutzungsplanung
- Integriertes Betriebsmanagement auf stark belasteten Korridoren, inklusive Planung der Bauarbeiten in internationaler Abstimmung und unter Berücksichtigung der Marktbedürfnisse
- Priorität für den Güterverkehr auf langen Distanzen bei Betriebsstörungen und Unterbrüchen
- Langfristig angelegte Förderkonzepte für den Kombinierten Verkehr
Kombinierter Verkehr als Antwort auf die Klima-Challenge
Für die kommenden Jahre rechnet Hupac mit einem weiteren signifikanten Wachstum des Kombinierten Verkehrs. Denn neben der aktiven Verlagerungspolitik der Schweiz setzt nun auch der Europäische Green Deal ehrgeizige Ziele. Bis 2050 sollen die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor um 90% sinken, und der Marktanteil des Schienengüterverkehrs soll bis 2030 auf 30% verdoppelt werden. Der EU-Recovery-Fund stellt Mittel zur Verfügung, die verschiedene Staaten auch zugunsten des Schienengüterverkehrs einsetzen.
Der Kombinierte Verkehr mit seiner intelligenten Verknüpfung verschiedener Verkehrsträger wird in Zukunft eine zentrale Rolle im emissionsarmen, sozialverträglichen Güterverkehr spielen.
«Die Klimaziele sind erreichbar»
, sagt Hans-Jörg Bertschi.
«Im Vergleich zum reinen Strassentransport hat Hupac der Umwelt im Jahr 2021 etwa 1,5 Millionen Tonnen CO2 erspart und den Energieverbrauch um 17 Milliarden Megajoule gesenkt – und dazu die Strassen um den Transport von 21 Millionen Tonnen Gütern entlastet. Wir leisten unseren Beitrag durch einen zuverlässigen Service und die effiziente, umweltschonende Bewirtschaftung des Netzwerks.»
Die Zertifizierung der Umweltleistung ist für die Kunden der Hupac Intermodal online abrufbar.
Benedetta Masciari, neue CFO
Am 1. April 2022 ist Benedetta Masciari als neue CFO in die Hupac Gruppe eingetreten. Sie löst Angelo Pirro ab, der das Unternehmen nach einer Übergangsphase per Ende Mai verlässt. Benedetta Masciari (46) war zuvor als CFO bei Argor-Heraeus in Mendrisio/TI tätig, wo sie die Bereiche Finance, IT und Supply Chain leitete. Masciari verfügt über ein breites Spektrum an Expertise im Finanz- und Controlling-Bereich sowie einen MBA.
«Wir freuen uns, dass wir mit Benedetta Masciari eine engagierte und kompetente Führungspersönlichkeit gewinnen konnten. Sie wird die Umsetzung der Strategie in finanzieller Hinsicht unterstützen und ihr breites Knowhow insbesondere in die Organisationsentwicklung einbringen»
, so Michail Stahlhut.
«Wir danken Angelo Pirro, der über sieben Jahre die Entwicklung von Hupac engagiert mitgestaltet hat, und wünschen ihm für die berufliche und private Zukunft alles Gute.»
Ausblick 2022: wirtschaftliche Abkühlung erwartet – Stärkung des Hupac-Angebots
Die wirtschaftliche Abschwächung, verursacht etwa durch die zunehmenden Störungen in den weltweiten Lieferketten, macht sich auch bei Hupac bemerkbar. Im ersten Quartal des laufenden Jahres verzeichnete die Hupac Gruppe ein Verkehrswachstum von etwa 4%. Im April lag das Verkehrsvolumen unter dem Vorjahresniveau. Grund dafür waren die dreiwöchigen Bauarbeiten auf der Rheintalstrecke, die zu einer Halbierung der Transportkapazität führten.
«Wir erwarten, dass die für den Sommer vorgesehenen Baustellen bahnseitig deutlich besser und güterverkehrsfreundlicher geplant werden, und wir werden uns dafür auf allen Ebenen einsetzen»
, erklärt Stahlhut.
«Der Krieg in der Ukraine, erneute Disruption der globalen Lieferketten infolge der aktuellen Corona-Situation in China und die anstehenden Zinserhöhungen wegen der hohen Inflation machen 2022 zu einem herausfordernden Jahr. Vorhersagen sind bei dieser Ausgangslage schwierig»
, meint Bertschi.
Zum Jahresende erwartet Hupac ein Verkehrswachstum im einstelligen Prozentbereich und ein positives Geschäftsergebnis.
Schwerpunkte der laufenden Netzwerkentwicklung sind Angebotsverdichtungen im Verkehr Belgien/Deutschland-Italien und der Aufbau von alternativen Routings zu den Hauptverkehrsstrecken als Massnahme zur Steigerung der Resilienz. Weitere Initiativen betreffen die Einführung von Gateway-Verbindungen in Italien und die Anbindung der ligurischen Häfen an das Shuttle-Netzwerk der Hupac.