Erfreuliches Geschäftsergebnis 2022: Die RhB ist wieder gut in Fahrt

Die Rhätische Bahn (RhB) kann sich über ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2022 freuen. Nach einem verhaltenen Jahresbeginn aufgrund der noch geltenden Corona-Schutzmassnahmen im öV, entwickelte sich nach deren Aufhebung die Nachfrage unerwartet schnell und stark. Bis Ende Jahr lagen die Erträge aus dem Personenverkehr mehrheitlich über dem Spitzenjahr 2019. Auch beim Autoverlad war eine deutliche Erholung spürbar. Die RhB Gruppe weist für das Geschäftsjahr 2022 einen Gewinn von 4,2 Millionen Schweizer Franken aus.

Im Hauptsegment Personenverkehr lagen ab Mai die Monatserträge teilweise klar und fortlaufend über den Spitzenwerten des Jahres 2019. Insgesamt blieben die Erträge des Jahres 2022 nur 0,6 Prozent unter dem Niveau von 2019, ebenso die Personenkilometer als Hauptindikator für die Frequenzen. Die geplanten Erhöhungen bei den Personal- und Betriebskosten (Mehrleistungen) und den Abschreibungen (Inbetriebnahme neues Rollmaterial) sowie die zusätzlichen Infrastrukturbenützungskosten konnten mit der Abgeltungserhöhung im Jahr 2022 abgedeckt werden. Aufgrund der ursprünglich vorsichtigen Ertragsprognose lag der Gewinn im Segment Personenverkehr bei CHF 2,5 Mio. Der Kostendeckungsgrad erreichte 52,1 Prozent (Vorjahr: 42,3 Prozent).

Solides Ergebnis beim Autoverlad

Beim Autoverlad wurden mit total 509’418 Fahrzeugen (Vorjahr: 470’212) acht Prozent mehr Fahrzeuge transportiert als im Vorjahr. Die Marke von 500’000 Fahrzeugen wurde damit zum zweiten Mal seit Eröffnung des Vereinatunnels übertroffen. Die Rekordfrequenz von 529’117 Fahrzeugen war 2019 verzeichnet worden. Der Gewinn im Autoverlad lag im Jahr 2022 bei CHF 2,0 Mio., bei einem Kostendeckungsgrad von 112,7 Prozent (Vorjahr: 100,9 Prozent).

Bündner Güterbahn und Infrastruktur unter Druck

Im Segment Güterverkehr resultierte ein Verlust von CHF 1,4 Mio. Dies aufgrund leicht tieferer Erträge gegenüber den Vorjahren. Folgekosten aus Investitionen und veränderte Einsätze der Triebfahrzeuge trugen ebenfalls zum negativen Ergebnis bei. Der Kostendeckungsgrad erreichte 59,6 Prozent (Vorjahr: 67,2 Prozent). Das Segment Infrastruktur erzielte einen Verlust von CHF 2,5 Mio. Mehrverkehr und somit höheres Infrastrukturbenützungsentgelt sowie Dritterträge führten zwar zu mehr Einnahmen. Aufgrund der hohen Stromkosten, bedingt durch die Trockenheitsphasen und geringen Produktionsmengen, sowie tieferer Erträge aus Eigenleistungen für Investitionen resultierte jedoch insgesamt ein negatives Ergebnis.

Nebengeschäfte und Immobilien mit positiven Ergebnissen

Im Segment Nebengeschäfte lag der Gewinn bei CHF 0,8 Mio. Dies primär aufgrund des positiven Geschäftsganges bei der Glacier Express AG, welcher eine Auflösung von getätigten Wertberichtigungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie möglich macht (CHF +2,0 Mio.). Die RhB Immobilien AG inklusive ihrer Tochtergesellschaft RhB Immobilien Obersee AG erwirtschaftete dank eines insgesamt stabilen Geschäftsverlaufs einen Gewinn von CHF 1,1 Mio.

Weiterhin hohe Investitionstätigkeit

Das Investitionsvolumen blieb mit CHF 326,7 Mio. hoch, aber unter dem Wert des Vorjahres (CHF 361,0 Mio.). In Substanzerhalt und Ausbau der Infrastruktur wurden CHF 194,8 Mio. investiert (Vorjahr: CHF 214,3 Mio.). Im Verkehr und in den übrigen Segmenten lagen die Investitionen bei CHF 131,9 Mio. (Vorjahr: CHF 146,7 Mio.), mit Ausgaben hauptsächlich für die laufende Beschaffung der Capricorn-Triebzüge.

Abgeltungsvereinbarungen mit Bund und Kanton

Auf Basis der Leistungs- und Abgeltungsvereinbarungen erhielt die RhB von der öffentlichen Hand Abgeltungen für ungedeckte Betriebskosten und Abschreibungen von insgesamt CHF 245,0 Mio. Davon entfielen CHF 101,1 Mio. auf die Finanzierung des Personenverkehrs, CHF 8,7 Mio. auf den Güterverkehr, CHF 0,2 Mio. auf den Autoverlad und CHF 135,0 Mio. auf die Infrastruktur (Betrieb und Abschreibungen).

Steigende Bilanzsumme und Verschuldung, solide Liquidität

Die flüssigen Mittel per 31. Dezember 2022 stiegen, hauptsächlich infolge der Emission der 6. Anleihe der RhB AG im Dezember 2022, auf rund CHF 146 Mio. an. Die zusätzlichen Investitionen im Rollmaterial (Beschaffung Capricorn-Triebzüge) wurden im Verlauf des Jahres durch eine 5. und 6. Anleihe im Umfang von je CHF 100 Mio. und in der Infrastruktur durch Mittel der Leistungsvereinbarung (Abschreibungen und bedingt rückzahlbare Darlehen des Bundes) langfristig finanziert. Die Verschuldung der RhB stieg im Jahr 2022 weiter an, das verzinsliche Fremdkapital erhöhte sich per Ende Jahr 2022 auf CHF 622 Mio. (Vorjahr: CHF 447 Mio.). Die bedingt rückzahlbaren Darlehen erreichten per Ende 2022 ein Total von CHF 2’286 Mio., 58 Prozent der Bilanzsumme (Vorjahr: CHF 2’191 Mio.). Diese Darlehen des Bundes sicherten erneut die volle Finanzierung aller Infrastrukturinvestitionen ab. Als solches kann dieser Betrag als «quasi» Eigenkapital betrachtet werden. Der Eigenkapitalanteil reduzierte sich aufgrund der steigenden Bilanzsumme auf 4,2 Prozent (Vorjahr: 4,3 Prozent). Die Bilanzsumme erhöhte sich aufgrund der hohen Investitionstätigkeit auf CHF 3’947 Mio. (Vorjahr: CHF 3’745 Mio.).

Der Start ins 2023 ist geglückt

In den ersten drei Monaten des Jahres 2023 setzte sich der positive Trend fort. Die beiden Panoramazüge Bernina Express und Glacier Express erfreuen sich einer sehr grossen Nachfrage. So verzeichnete der Bernina Express den besten Januar in seiner bald 50-jährigen Geschichte. Beim Glacier Express sind die Buchungsstände für das Frühjahr und den Sommer 2023 um durchschnittlich 20 Prozent höher als im Vorjahr.

Ausblick: vorsichtig optimistisch

Die finanzielle Situation erfordert weiterhin hohe Aufmerksamkeit. Trotz der erfreulich raschen Erholung der Nachfrage im Jahr 2022 bleiben das Marktumfeld und die Zukunftsaussichten unsicher. Nebst den schwer abschätzbaren Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sind verbreitete Teuerungseffekte und Kostensteigerungen sowie die drohende Energieknappheit Themenfelder, welche auch im Jahr 2023 präsent bleiben. Zudem zeichnen sich bereits Mittelreduktionen der öffentlichen Hand ab (aktuell Bund), die auch die RhB treffen werden. Die Erneuerung und Modernisierung aller Anlagen wird bei der RhB jedoch weiter vorangetrieben, auch um das aktuelle und künftige Angebotskonzept schrittweise realisieren zu können. Modernisierungsbedarf und Investitionsvolumen sind und bleiben hoch.

Wechsel in den Verkaufsstellen Bahnhof Landquart, Chur und Schiers

Anlässlich der Bilanzmedienkonferenz informierte RhB-Direktor Renato Fasciati auch über einen Wechsel in den drei Verkaufsstellen Landquart, Chur und Schiers. Die Verkaufsstelle am Bahnhof Landquart wird heute von der SBB betrieben. Jene am Bahnhof Chur wird gemeinsam von SBB- und RhB-Mitarbeitenden bedient, in Schiers sind RhB-Verkaufsmitarbeitende vor Ort. Per 1. Dezember 2023 findet an diesen Bahnhöfen eine «Rochade» statt: Die Verkaufsstelle am Bahnhof Landquart wird künftig von RhB-Mitarbeitenden und jene in Chur von SBB-Mitarbeitenden bedient. Gleichzeitig übernimmt die Post als Stationshalterin von der RhB den Verkauf am Bahnhof Schiers. Dadurch werden diese Standorte der einzelnen Unternehmen gestärkt und gleichzeitig wird sichergestellt, dass trotz Kostendruck durch den steigenden Verkauf über online-Kanäle weiterhin alle drei Verkaufsstellen betrieben werden können und keine Arbeitsplätze verloren gehen.


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Aus der Bahnonline.ch-Redaktion. Zugesandte Artikel und Medienmitteilungen, welche von der Redaktion geprüft und/oder redigiert wurden.

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