Die komplette Rheintalsperre im August stellt den Güterverkehr vor eine grosse Herausforderung. Zusammen mit anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen hat die SBB Cargo International ein einmaliges Konzept erstellt: Ein Diesel-Shuttle überbrückt die Sperrung in dieser Zeit über das Elsass.
Mit der Rheintalsperre vom 9. bis 30. August 2024 wird eine der wichtigsten europäischen Schienengüterverkehrskorridore drei Wochen lang stillgelegt. Ein solches Szenario führt zu einem enormen Kapazitätsverlust und vielen Zugausfällen, da die Alternativstrecken «Gäubahn» oder «Schwarzwaldbahn» nicht für hochprofilige «PC70-400» Ladeeinheiten kategorisiert sind. Um dennoch möglichst viele Verkehre fahren zu können, brauchte es dringend eine Alternative.
Eine innovative Lösung
Zusammen mit Captrain France, DB InfraGO und SNCF Réseau hat SBB Cargo International mit viel Herzblut und Pioniergeist ein Umleitungskonzept erarbeitet. Dabei wird ein Diesel-Shuttle auf der Strecke Wörth – Lauterbourg – Strasbourg – Offenburg eingesetzt.
Nun steht der Pool von rund achtzig speziell ausgebildeten Triebfahrzeugführenden. Diese führen die Güterzüge teilweise in doppelter Besatzung über die Grenze. Die interoperablen Triebfahrzeugführenden, die durch DB Cargo und Captrain Deutschland gestellt werden, fahren eigenständig.
Für den Einsatz auf der nicht elektrifizierten Strecke durch Frankreich konnte Captrain France mit Unterstützung von Fret SNCF elf Diesellokomotiven organisieren, die sowohl in Deutschland als auch Frankreich fahren dürfen.
Die Entwicklung dieses Konzeptes erforderte eine intensive Zusammenarbeit aller beteiligten Unternehmen. Von der Ankündigung der Sperre und der ersten Idee dauerte es fast drei Jahre, das Konzept zu erarbeiten und anschliessend mit der Umsetzung zu beginnen.
Herausforderungen auf allen Ebenen
Die Herausforderungen waren gross. Zuerst musste auf französischer Seite ein Partner gefunden werden, der die notwendigen Ressourcen stellen kann. Und das auf einer Strecke, auf welcher ansonsten wenig, bis kein Güterverkehr stattfindet.
Schnell wurden jedoch die grossen Unterschiede zwischen Frankreich und Deutschland deutlich. Die Kommunikation in zwei verschiedenen Sprachen mit zwei verschiedenen Eisenbahnmentalitäten und zwei verschiedenen Regelwerken ist und bleibt eine der grössten Herausforderungen. Dies gilt insbesondere für die Zusammenarbeit der beiden nationalen Infrastrukturen, die auf diesem Grenzabschnitt keine derart grossen Güterverkehrsströme kennen.
Nichtsdestotrotz nahm das Projekt nach und nach Form an. SBB Cargo International war stets in Kontakt mit allen Nutzern des Diesel-Shuttles auf deutscher Seite und hat die sprachliche, kulturelle und eisenbahnerische Brücke zur Captrain France geschlagen. An unzähligen Meetings wurden Sicherheitsverantwortungen, betriebliche und technische Schnittstellen, Ressourcenplanung, Zugsparameter und Regelwerke diskutiert und harmonisiert. Dankenswerterweise hat die DB InfraGO den Mehraufwand des gesamten Projektes für die EVU erkannt und unterstützt es nicht nur inhaltlich, sondern auch finanziell.
Links
- DB – Tunnel Rastatt: Deutsche Bahn baut südliche Anbindung an das Streckennetz
- SWR Aktuell: Baden-Baden: Chaos am Bahnhof – DB bittet um Hilfe der Stadt
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