Die SBB und Aargauer Blaulichtorganisationen haben am 15. August 2020 eine fiktive Katastrophe im neuen Bözbergtunnel simuliert und so den Ernstfall geprobt. Die Übung hat gezeigt: Der neue Tunnel ist sicher. Damit kann die SBB diesen noch dieses Jahr in Betrieb nehmen.
Die 150 Figurantinnen und Figuranten, 50 Übungsleitende, Betriebspersonal und Beobachtende sowie die rund 400 Beübten aus Kantonspolizei AG, SBB Transportpolizei, SBB Intervention, SBB Care Team, SBB Instandhaltung, Sanitäten sowie regionalen Feuerwehren (Oberes Fricktal, Schenkenbergtal, Frick, Aarau, Brugg) haben sich am Samstagmorgen getroffen, um gemeinsam die Bewältigung eines Grossereignis im Bözbergtunnel zu üben. Ziel war es, anhand eines möglichst realistischen Szenarios die Zusammenarbeit und die Abläufe zu testen.
Wie die Übung verlief und warum die SBB überhaupt in Tunnels den Ernstfall probt, beantwortet Philipp Zimmermann, SBB Projekt- und Übungsleiter im Kurzinterview.
Wie ist es gelaufen?
Die Übung hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, gemeinsam die Bewältigung einer solchen Katastrophe durchzuspielen. Ein Ernstfall in dieser Grössenordnung kommt zum Glück nur selten vor. Übungen sind aber eine gute Gelegenheit, die Zusammenarbeit zwischen den Blaulichtorganisationen und der SBB zu proben, die Prozesse zu überprüfen und diese wo nötig, zu verbessern. Der heutige Tag hat einmal mehr gezeigt: Die Zusammenarbeit funktioniert. Jetzt freuen wir uns auf die Inbetriebnahme des Tunnels am 6. November 2020.
Was war die Rolle der SBB bei dieser Rettungsübung?
Die SBB erstellt mit ihren Partnern jeweils einen Notfallplan für den Fall eines grösseren Ereignisses. Dieser hält die Abläufe und Verantwortungen in einem Ereignisfall fest – etwa im Falle eines Unfalls. Dieser Plan wird dann im Rahmen einer Einsatzübung mit allen beteiligten Organisationen durchgespielt und überprüft. Die SBB ist verantwortlich für Planung, Vorbereitung und Durchführung dieser Übung. Der Gesamteinsatzleiter stammte im Falle des Bözbergtunnels von der Kantonspolizei. Er ist verantwortlich dafür, dass bei solch einem grossen Ereignis alles läuft wie geplant. Wir, das heisst unter anderem das SBB Interventionsteam mit dem Lösch- und Rettungszug und die Transportpolizei, haben ihn dabei unterstützt.
Warum testet die SBB den Ernstfall?
Die SBB testet alle ihre Tunnels auf Herz und Nieren, bevor sie freigegeben werden. Eine solche Rettungsübung ist zentrale Voraussetzung vor der Inbetriebnahme eines Tunnels. Damit wird sichergestellt, dass die Reisenden und auch die Güterzüge auch künftig sicher und pünktlich unterwegs sind.
Was wird Ihnen von dieser Rettungsübung in Erinnerung bleiben?
Besonders beeindruckt haben mich der tolle Einsatz der Figurantinnen und Figuranten sowie die aktive und wertvolle Beteiligung aller Organisationen. Hierfür und für die gute Zusammenarbeit möchte ich allen danken. Die Planungsarbeiten haben bereits mehrere Monate vor der Übung begonnen. Damit die Übung reibungslos durchgeführt werden kann, muss jedes noch so kleinste Detail im Vorfeld geplant werden. Eine Chance für alle, um sich mit dem Notfallplan vertraut zu machen. Einige Lehren können so bereits in der Vorbereitungszeit gezogen und der Plan entsprechend angepasst werden. Die Planung bringt auch die Partner näher zueinander. Sich zu kennen, ist im Hinblick auf die spätere wichtige Zusammenarbeit sehr wertvoll. Corona machte das Ganze noch komplexer. Der Schutz aller Beteiligten stand für uns an erster Stelle. Es war eine Herausforderung, die Schutzkonzepte und damit verbundenen organisatorischen Massnahmen umzusetzen und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Baulichtorganisationen in Ruhe arbeiten konnten.
«Dank dem grossen Einsatz aller Beteiligten konnte die Rettungsübung erfolgreich durchgeführt werden.»
Philipp Zimmermann, SBB Projekt- und Übungsleiter
Mit der erfolgreichen Durchführung dieser Übung kann die SBB den Tunnel am 6. November 2020 in Betrieb nehmen. Ab Ende Jahr bis 2022 wird der alte Tunnel zu einem Dienst-und Rettungsstollen umgebaut. Vor dessen Inbetriebnahme findet eine weitere Rettungsübung statt, über die zu gegebener Zeit informiert wird.
Über das Bauprojekt |
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Die SBB realisiert im Auftrag des Bundes bis 2020 einen 4-Meter-Korridor auf der Gotthard-Achse. Somit können dereinst auch Sattelauflieger mit einer Höhe von vier Metern auf der Bahn transportiert werden. Das grösste Einzelprojekt ist der Neubau des Bözbergtunnels im Kanton Aargau. Der bestehende zweispurige Bözbergtunnel ist nicht 4-Meter-tauglich, deshalb wird parallel dazu eine neue 2,7 Kilometer lange Doppelspur-Röhre gebaut. Der alte Tunnel wird künftig als Dienst- und Rettungsstollen genutzt. – Mehr Infos: www.sbb.ch/boezberg |
Links
- Medienmitteilung zur SISSLE 20 des Kantons Aargau
- Neubau Bözberg Tunnel
- Der 4-Meter-Korridor auf der Gotthard-Achse
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