Das Bahnmuseum Albula in Bergün bewegt sich ab dem Sommer 2020 «neben der Spur». So heisst die neue Sonderausstellung des Museums, in der Visionäres und Verlorenes, Abgefahrenes und Abgelegenes sowie Winterliches und Tierisches gezeigt werden.
Segelschiffe aus Wien gleiten durch das Engadin und Bergell Richtung Comersee. Dort treffen sie auf Lastkähne, die von Rotterdam her durch ein gigantisches Röhren- und Schleusensystem am Splügenpass in den Comersee gelangen und weiter nach Genua fahren.
Tönt skurril? Der Maloja-Inn-Kanal und der Schifffahrtsweg über den Splügenpass sind nur zwei von vielen visionären Projekten, die ab Sommer 2020 in einer Sonderausstellung des Bahnmuseums Albula vorgestellt werden. Anhand von originalen Plänen werden auch die Greinabahn, die Tödibahn, die Scalettabahn oder die Engadin-Orient-Bahn erläutert. Manche dieser historischen Projekte erscheinen aus heutiger Sicht finanziell oder technisch kaum realisierbar. Genau darum bilden sie den passenden Auftakt zur Sonderausstellung mit dem Titel «Neben der Spur – von skurrilen Bahngeschichten».
Was im Zug verloren wird …
Von visionären Projekten führt die Ausstellung weiter zu dem, was auf den heutigen Bündner Bahnlinien alles verloren oder vergessen wird. Sechs bis sieben Gegenstände bleiben täglich in Abteilen oder auf Bahnsteigen liegen. Meist handelt es sich um Mobiltelefone, um Rucksäcke oder um Jacken. Zu sehen sind im Bahnmuseum Albula ab April aber auch skurrile Gegenstände, die zeigen, dass Bahnreisende manchmal ziemlich «neben der Spur» sein können. Verloren und vergessen wurden in Zügen etwa schon Prothesen, Spielgeld oder eine Trainingsmaschinen für die Handmuskulatur.
Von Verlorenem führt die Sonderausstellung weiter zu Abgefahrenem und Abgelegenem. Dokumentiert wird etwa, wie einst sogenannte Schienenvelos für nächtliche Ab- und Ausfahrten genutzt wurden, oder weshalb es im Münstertal zwar eine Art Bahnhof-Hotel gibt, aber keine Zugstrecken.
… und warum Eisblöcke im Zug transportiert wurden
Mitten in der Sonderausstellung findet sich auch ein grosser Minenwerfer der Schweizer Armee. Mit diesem Geschütz löste man früher etwa am Berninapass künstlich Lawinen aus. Wie das vor sich ging, zeigt das Bahnmuseum Albula auch anhand von historischen Filmsequenzen. Zum Thema «Winterliches» gehört zudem die Eisgewinnung am Davoser See: Als es noch keine Kühlschränke gab, wurde das Eis von Davos tonnenweise per Bahn zu Restaurants in der ganzen Schweiz oder nach Frankreich transportiert.
Nebst Eisblöcken reisten auch schon verschiedene Tiere in den Wagen der Rhätischen Bahn. So fuhren etwa Kühe aus der ganzen Schweiz per Bahnwagen Richtung Alpweide. Auch Lamas oder ein kleiner Puma, so erinnern sich Bahnmitarbeitende, wurden schon mit der Rhätischen Bahn transportiert.
Öffnungszeiten Museum: |
– Dienstag bis Freitag und Sonntag von 10:00 bis 17:00 Uhr – Samstag von 10:00 bis 18:00 Uhr – Allgemeine Feiertage von 10:00 bis 17:00 Uhr – Montags geschlossen |
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