Die Corona-Pandemie hat im Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) auf allen Ebenen Spuren hinterlassen. Im vergangenen Jahr brachen die Fahrgastzahlen gegenüber 2019 um rund 31 Prozent ein, was sich stark auf die Einnahmen auswirkte: Das Defizit des ZVV betrug 389.3 Millionen Franken. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Zunahme von 69.1 Millionen Franken. Die ausserordentliche Situation hat jedoch auch gezeigt, dass der öffentliche Verkehr krisenresistent ist. Die Mobilität der Bevölkerung war zu jeder Zeit sichergestellt.
In den Vorjahren entwickelte sich der öffentliche Verkehr im ZVV-Gebiet sehr erfreulich. Das Angebot wurde regelmässig ausgebaut, die Fahrgastzahlen steigerten sich von Jahr zu Jahr und der Kostendeckungsgrad verbesserte sich laufend. Mit dem Einzug der Pandemie und dem vom Bundesrat angeordneten Lockdown Mitte März 2020 nahm diese positive Entwicklung ein abruptes Ende. Die Nachfrage und die Verkehrserträge brachen ein.
Einbruch der Fahrgastzahlen
Bedingt durch die Corona-Pandemie waren im vergangenen Jahr 30,8 Prozent weniger Fahrgäste im ZVV unterwegs als 2019. Insgesamt wurden 466 Millionen Fahrgäste befördert, was einem Rückgang von 208 Millionen entspricht. Die Zürcher S-Bahn zählte noch 146 Millionen Einstiege, was einem Rückgang von rund 32 Prozent entspricht. Im ähnlichen Umfang ging die Nachfrage auch in den Städten Zürich und Winterthur zurück.
Reserven der Verkehrsunternehmen dämpfen den finanziellen Einbruch
Im betrieblichen Ergebnis des ZVV resultierte Ende 2020 ein Defizit von 447.1 Millionen Franken und damit eine Zunahme von 39,6 Prozent gegenüber 2019. Im Sinne der gemeinsamen Bewältigung dieser aussergewöhnlichen Situation haben die Verkehrsunternehmen jedoch Reserven von insgesamt 57.8 Millionen Franken aufgelöst und an den ZVV ausbezahlt. Das Defizit, das je hälftig durch den Kanton und die Gemeinden finanziert wird, konnte so auf 389.3 Millionen Franken reduziert werden. Der Kostendeckungsgrad sank gegenüber dem Vorjahr von 69 auf 62 Prozent.
Digitale Tickets überholen erstmals Ticketautomaten
Die Corona-Pandemie hat den Trend zum digitalen Ticketkauf im letzten Jahr beschleunigt: Erstmals wurden anteilsmässig mehr Tickets via App, im Webshop oder per SMS gelöst (48,5 %) als am Ticketautomaten (44,0 %). Während der Pandemie wurden die Fahrgäste dazu angehalten, persönliche Kontakte beim Ticketkauf möglichst zu vermeiden. Der Chauffeurverkauf in den Regionalbussen war während Monaten ganz eingestellt. Es ist zu erwarten, dass der Anteil digital verkaufter Tickets in den kommenden Jahren noch grösser wird.
Krisenresistenter öffentlicher Verkehr
Die bisher unvorstellbaren Herausforderungen, die durch die Corona-Pandemie gestellt wurden, haben in positiver Hinsicht auch deutlich gezeigt, dass der öffentliche Verkehr krisenresistent ist. Er hat zu jeder Zeit die Mobilität der Bevölkerung sichergestellt. Grundlage dafür war die langjährige enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Verkehrsunternehmen, Verkehrsverbund, Verwaltung und Politik.
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie prägen auch das laufende Jahr 2021. Obwohl die Fahrgäste wieder vom vollständigen Angebot profitieren können, nehmen die Fahrgastzahlen nur langsam wieder zu. Gegenüber den Vorjahren beträgt die Auslastung der Fahrzeuge aktuell rund 70 Prozent. Dies wirkt sich wiederum auf die Einnahmen aus. Da in diesem Jahr zudem keine weitere Auflösung von Reserven der Verkehrsunternehmen im vergleichbaren Umfang möglich ist, wird ein noch höheres Defizit als 2020 erwartet.
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