Verlustreiches Geschäftsjahr 2020 der Zentralbahn

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 23. Juni 2021 veröffentlicht.

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Kriens-Mattenhof Zentralbahn Zug_ZB_2020
Ein Interregio der Zentralbahn im Jahr 2020 im neuen Bahnhof Kriens Mattenhof. / Quelle: ZB

Die Zentralbahn blickt auf ein herausforderndes Geschäftsjahr 2020 zurück. Nach mehreren Jahren des Wachstums, wurde die Geschäftstätigkeit aufgrund der COVID-19-Pandemie massiv gebremst. Die Personenverkehrserträge sanken um 19.5 Mio. CHF auf 23.2 Mio. CHF. Der Verlust unter Berücksichtigung einer Defizitdeckung durch die Besteller des regionalen Personenverkehrs betrug 12.1 Mio. CHF. Insgesamt hat die Zentralbahn 6.9 Mio. Gäste transportiert, wie sie an der Generalversammlung vom 18. Juni 2021 bekannt gab.

Die Phase des Wachstums der Zentralbahn wurde im Jahr 2020 abrupt unterbrochen. Um der anspruchsvollen finanziellen Lage Rechnung zu tragen, wurden einschneidende Einsparungen vorgenommen. Trotzdem müssen sämtliche Reserven im abgeltungsberechtigten regionalen Personenverkehr aufgelöst werden. Der Bund hat mit dem dringlichen Bundesgesetz über die Unterstützung des öffentlichen Verkehrs in der COVID-19-Krise die Grundlage für die finanzielle Unterstützung mittels Defizitdeckung 2020 erarbeitet und politisch zum Entscheid gebracht.
Im Jahr 2020 verzeichnete die Zentralbahn einen Rückgang bei den Personenkilometern von 47.2% auf 100.8 Millionen Kilometer. Der Verlust schlug mit 12.1 Mio. CHF zu Buche. Im Jahr 2020 beförderte die Zentralbahn 6.9 Millionen Gäste. Der Kostendeckungsgrad sank von 64.6% auf 38.8%. 98.3% der Reisenden erreichten ihr Ziel pünktlich (2019: 95.9%).

Die Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr (Anzahl Fahrgäste in Klammern):

•    IR Luzern – Interlaken Ost – 45% (1.38 Mio.)
•    IR Luzern – Engelberg – 31% (1.09 Mio.)
•    S4 Luzern – Stans / Wolfenschiessen – 26% (1.87 Mio.)
•    S5 Luzern – Giswil – 26% (2.04 Mio.)
•    S44 Luzern – Stans – 28% (0.10 Mio.)
•    S55 Luzern – Sachseln – 39% (0.04 Mio.)
•    Regio Meiringen – Interlaken Ost – 30% (0.37 Mio.)

Folgende Meilensteine der Vorwärtsstrategie konnten im Jahr 2020 erfolgreich umgesetzt wer-den:

Zentralbahn wächst um Linie Meiringen-Innertkirchen-Bahn (MIB)

Nach intensiven Übernahmeverhandlungen im Herbst 2020 wurde die Meiringen-Innertkirchen-Bahn (MIB) per 1. Januar 2021 übernommen. Für die Zentralbahn war dies ein historischer Moment, konnte doch das Streckennetz erstmals in ihrer Geschichte auf über 100 km ausgebaut werden.

Kriens Mattenhof modernisiert

Die neue Haltestelle Kriens Mattenhof bietet den Reisenden eine modernisierte Infrastruktur mit mehr Komfort und erzeugt mit ihrer einzigartigen Gestaltung eine raumgestalterische Wirkung. Sie ist in den Entwicklungsraum «Luzern Süd» eingebettet und wird künftig eine noch wichtigere Rolle im S-Bahn-Verkehr spielen.

Totalsperre Meiringen – Interlaken Ost und entsprechende Bauarbeiten, Investitionen

Nach sechswöchiger Totalsperre zwischen Meiringen und Interlaken Ost konnte die Strecke plangemäss Anfang Dezember freigegeben werden. In einer Zeit mit Quarantäne- und Isolationsbestimmungen darf diese Leistung als grossartig bezeichnet werden.

Neues Reisezentrum Engelberg

Das Reisezentrum Engelberg ist ein touristischer Dreh- und Angelpunkt. Direkt am Bahnhof Engelberg gelegen, wird der Informations- und Verkaufsort jährlich von mehreren Tausend Gästen frequentiert. Das Reisezentrum wurde modernisiert und wartet mit einer freundlichen, modernen Infrastruktur und vielschichtigen Beratungsmöglichkeiten auf.

Dank einer bereits guten Zusammenarbeit zwischen der Post und der Zentralbahn konnte im Jahr 2020 eine ideale Lösung für die künftige Poststelle gefunden werden. Seit April 2021 werden die Dienstleistungen der Post im Reisezentrum Engelberg durch die Zentralbahn angeboten.

Wiederinbetriebnahme Hergiswil Matt

Im November 2019 fuhren die ersten Züge auf dem neuen, 700 Meter langen Doppelspur-Abschnitt in Hergiswil. Mit der Wiederinbetriebnahme der modernisierten, grosszügigen und barrierefreien Haltestelle Hergiswil Matt am 1. März 2020 verbesserte sich das Angebot mit dem integralen Viertelstundentakt markant.

Eröffnung neuer Infrastruktur-Unterhaltsstützpunkt 

Ende Januar 2020 konnte nach rund einjähriger Bauzeit der neue Unterhaltsstützpunkt der Zentralbahn in Kägiswil eröffnet werden. Durch die Zusammenführung der Lager- und Abstellorte konnte die Effizienz bei der Planung und Durchführung von Unterhaltsarbeiten gesteigert werden.

Modernisierung Horw

Die Ausbauarbeiten im Bahnhof Horw konnten termingerecht im Dezember 2019 abgeschlossen werden. Die Reisenden profitieren von einem vereinfachten Bahnzugang und von erweiterten Publikumsanlagen. Das Gleis 1 wurde zu einem zusätzlichen Perrongleis umgebaut, um künftig das Gleis 2 als Wendegleis für die S41 Luzern – Horw, die im Angebot der Zentralbahn vorgesehen ist, nutzen zu können.

Schutz vor Naturgefahren

Im Rahmen der Naturgefahrenprävention wurden mehrere potenzielle Gefahrenstellen mit Felssicherungen entschärft. Die Projekte zum Schutz vor Lawinen und Steinschlag entlang des Brienzersees und am Brünig wurden vorangetrieben, sodass 2021 mit deren Umsetzung begonnen werden kann.

Ausblick

Die COVID-19-Krise wird sich nachhaltig auf die Nachfrage auswirken. Mit der Rückkehr der internationalen Gäste auf das Niveau von 2019 wird erst im Jahr 2024 gerechnet. Aus diesem Grunde muss die Zentralbahn bei den Bestellern für das Jahr 2021 einen Abgeltungsnachtrag, gestützt auf das dringliche Bundesgesetz, stellen. Ebenfalls steht die Abwicklung der Defizitdeckung 2020 im regionalen Personenverkehr sowie der Abschluss der neuen Angebotsvereinbarung 2022/2023 an.
Um die Investitions- und Erfolgsrechnung in den nächsten Jahren zu entlasten, hat die Zentralbahn zielführende Kosteneinsparungen umgesetzt. Unter anderem wurde die zweite Etappe der Werkstattsanierung in Meiringen um zwei Jahre verschoben.

Im Bereich der Infrastruktur wird die Doppelspur der Zentralbahn im Bahnhof Luzern realisiert. Dieser Ausbau ermöglicht eine Taktverdichtung mit der neuen halbstündlichen S41 zwischen Luzern und Horw ab Fahrplanwechsel Dezember 2021. 

Für die Rollmaterialbeschaffung von zwei ADLERn und sieben FINKen wird im Jahr 2021 die Bestellung beim Lieferanten ausgelöst. Die neuen Fahrzeuge werden ab Ende 2023 bis Anfangs 2025 sukzessive in den Fahrplanverkehr aufgenommen und ersetzen die bisherigen Pendelzüge nach Engelberg.

Durchführung der GV

Aufgrund der behördlichen Auflagen zu COVID-19 konnten die Aktionärinnen und Aktionäre die Stimmabgabe im Vorfeld schriftlich abgeben, eine persönliche Teilnahme an der diesjährigen Generalversammlung war nicht möglich.

Verwaltungsrat 

Verwaltungsrat der Zentralbahn (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Paul Blumenthal, Schmitten (SBB); Alfred Bossard, Verwaltungsrats-Vizepräsident, Stans (Kanton Nidwalden); Maya Büchi-Kaiser, Sachseln (Kanton Obwalden); Urban Ehret, Breisach/Bern (SBB); Peter Flück, Brienz (Bund); Philippe Gauderon, Grolley (SBB); Toni Häne, Verwaltungsratspräsident, Moosseedorf (SBB).

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