Stadler setzt positiven Trend im ersten Halbjahr 2021 fort – Neues zu Fahrzeugen

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 25. August 2021 veröffentlicht.

3
Stadler Eurodual-Lokomotive der HVLE. / Quelle: Stadler
  • Stadler knüpft an die Erholung in der zweiten Jahreshälfte 2020 an und holt pandemiebedingte Verzögerungen weiter auf
  • Auftragseingang erreicht 3.1 Mrd. CHF und bleibt damit auf hohem Niveau (erste Jahreshälfte 2020: 3.1 Mrd. CHF)
  • Auftragsbestand erreicht neues Rekordhoch von 17.9 Mrd. CHF (+11 Prozent ggü. 31.12.2020), davon 4.3 Mrd. CHF im Segment «Service & Components» (+4 Prozent ggü. 31.12.2020)
  • Deutliche Umsatzsteigerung auf 1.4 Mrd. CHF nach 0.9 Mrd. CHF in der Vorjahresperiode (+52 Prozent)
  • EBIT konnte auf 48.9 Mio. CHF erhöht werden gegenüber 5.0 Mio. CHF in der ersten Jahreshälfte 2020, Ebit-Marge erreicht 3.5 Prozent nach 0.5 Prozent in der Vorjahresperiode
  • Reingewinn steigt auf 26.3 Mio. CHF gegenüber 15.7 Mio. CHF im ersten Halbjahr 2020 (+67 Prozent)
  • Erholung des Free Cash Flows auf -41.1 Mio. CHF gegenüber -309 Mio. CHF in der Vorjahresperiode
  • Ausblick für das Gesamtjahr 2021 und mittelfristige Finanzziele bestätigt
Renfe Hochkapazitaets-Nahverkehrszug_Stadler_7 21Renfe Hochkapazitaets-Nahverkehrszug_Stadler_7 21
Die Visualisierung zeigt einen der zukünftigen 59 Hochkapazitäts-Nahverkehrszügen von Stadler für Renfe (Cercanías) in Spanien. / Quelle: Stadler

Stadler verbuchte im ersten Halbjahr 2021 einen Bestellungseingang von 3.1 Milliarden Schweizer Franken, was einer stabilen Entwicklung auf einem hohen Niveau gegenüber der Vorjahresperiode entspricht (H1 2020: 3.1 Milliarden Schweizer Franken). Darin nicht enthalten sind ursprünglich noch vor Ende Juni erwartete Vergabeentscheide einzelner Grossprojekte. Der Auftragsbestand steigt dennoch auf ein neues Rekordhoch von 17.9 Milliarden Schweizer Franken (31. Dezember 2020: 16.1 Milliarden Schweizer Franken).

Die Auswirkungen der Corona-Krise auf die Lieferketten, die Zulassungs- und Auslieferungsprozesse sowie das Servicegeschäft sind weiterhin spürbar. In Spitzenzeiten waren davon bis zu 130 Fahrzeuge (im August 2021 noch ca. 30-35 Fahrzeuge) direkt oder indirekt betroffen. Stadler ist es gelungen, an die Erholung in der zweiten Jahreshälfte 2020 anzuknüpfen und pandemiebedingte Verzögerungen bei den Abnahmen neuer Fahrzeuge weiter aufzuholen. Zudem konnte das Servicegeschäft weiter vorangetrieben werden. Dies führt insgesamt zu einem deutlichen Anstieg des Umsatzes um 52 Prozent auf 1.4 Milliarden Schweizer Franken gegenüber 0.9 Milliarden Schweizer Franken in der Vorjahresperiode.

Segment «Rolling Stock»

Visualisierung des neuen Stadler Elektro-Triebzuges für die Ente Autonomo Volturno (EAV). 40 solcher Züge werden für die 950 mm Schmalspurstrecken rund um den Vesuv hergestellt. / Quelle: Stadler

Im Berichtsegment «Rolling Stock» beläuft sich der Auftragseingang im ersten Halbjahr auf 2.8 Milliarden Schweizer Franken und liegt damit 48 Prozent über der Vorjahresperiode. Der Auftragsbestand wächst im Vergleich zum Jahresende 2020 um 13 Prozent auf ein neues Rekordhoch von 13.6 Milliarden Schweizer Franken (31. Dezember 2020: 12.0 Milliarden Schweizer Franken).

Dank erfolgreicher Auslieferungen neuer Fahrzeuge und Aufholeffekten von pandemiebedingten Verzögerungen, erwirtschaftete das Berichtssegment «Rolling Stock» im ersten Halbjahr 2021 einen Umsatz von 1.2 Milliarden Schweizer Franken. Dies entspricht einem Anstieg um 57 Prozent gegenüber den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahres 2020 (H1 2020: 0.8 Milliarden Schweizer Franken).

Noch ausstehend ist die endgültige Vergabe eines grossen ÖBB-Auftrages: Sollte Stadler den Zuschlag erhalten, könnten 185 Doppelstockzüge des Typs KISS nach Österreich geliefert werden. Das Auftragsvolumen für die 90 sechsteiligen, 90 vierteiligen und 5 fünfteiligen Züge würde ca. 3 Milliarden Euro betragen.


Der erste von fünf Be 570 für die Uetlibergbahn ist am 5. November 2021 bei der SZU in Zürich Giesshübel eingetroffen. Beachtenswert ist die neue Beschriftung des Fahrzeuges:


Der erste Tramlink für die Waldenburgerbahn (WB) ist am entstehen:


Am 6. Oktober 2021 ist der ABe 4/8 409-410 bei der NStCM eingetroffen, er verfügt über eine automatische Kupplung:

Quelle: Fototak

Für Vorführ- und Testfahrten befand sich ab August 2021 ein FLIRT bei der Ukrainischen Staatsbahn (Ukrsalisnyzja):

Stadler hat inzwischen mit der Ukraine auch ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, welches die Grundsätze der zukünftigen Zusammenarbeit regelt. Beabsichtigt ist neben der Beschaffung von Zügen auch der Bau eines Werks in der Ukraine.


Segment «Service & Components»

Der Auftragseingang im Berichtsegment «Service & Components » liegt im ersten Halbjahr 2021 bei 278.4 Millionen Schweizer Franken. Der Rückgang gegenüber der Vorjahresperiode (H1 2020: 1.2 Milliarden Schweizer Franken) ist im Wesentlichen auf den hohen Bestellungseingang aufgrund zweier Grossaufträge in der ersten Jahreshälfte 2020 zurückzuführen. Der Auftragsbestand wiederum steigt ebenfalls im strategisch wichtigen Servicegeschäft um 4 Prozent auf 4.3 Milliarden Schweizer Franken gegenüber dem Bestand per Ende 2020 (31. Dezember 2020: 4.1 Milliarden Schweizer Franken) und trägt damit weiterhin knapp einen Viertel zum gesamten Auftragsbestand von Stadler bei.

Der Umsatz im Segment «Service & Components» steigt erneut zweistellig um 23 Prozent auf 179.6 Millionen Schweizer Franken gegenüber der ersten Jahreshälfte 2020 (H1 2020: 145.9 Millionen Schweizer Franken). Somit setzt das Segment «Service & Components» seinen Wachstumskurs weiterhin erfolgreich fort.

Erholung bei Ebit, Reingewinn und Free Cash Flow

Der Ebit beläuft sich in der ersten Jahreshälfte 2021 auf 48.9 Millionen Schweizer Franken (3.5 Prozent Ebit-Marge), gegenüber 5.0 Millionen Schweizer Franken (0.5 Prozent Ebit-Marge) in der Vorjahresperiode.

Der Geschäftsgang von Stadler ist grundsätzlich einer starken Saisonalität ausgesetzt, die typischerweise zu bedeutend höheren Umsätzen und einer wesentlich höheren Profitabilität in der zweiten Jahreshälfte führt. Dies äussert sich in der Regel darin, dass rund ein Drittel der Umsätze in der ersten, und die restlichen zwei Drittel in der zweiten Jahreshälfte erwirtschaftet werden. Im laufenden Jahr zeichnet sich aufgrund coronabedingter Aufholeffekte eine leichte Verschiebung dieser Regel zu Gunsten der ersten Jahreshälfte ab. Da Aufwendungen für Entwicklung, Vertrieb und Verwaltung grösstenteils Fixkosten beinhalten, die nicht in direkter Abhängigkeit zum Umsatz stehen, wirkt sich der saisonale Einfluss verstärkt auf den Ebit und die Ebit-Marge aus.

Auf Stufe Reingewinn verbuchte Stadler im ersten Halbjahr 2021 einen Gewinn von 26.3 Millionen Schweizer Franken gegenüber 15.7 Millionen Schweizer Franken in der Vorjahresperiode, was einem Anstieg um 67 Prozent entspricht. Belastet wurde der Reingewinn insbesondere durch Wechselkurseffekte im Finanzergebnis, während vorteilhafte Steuereffekte das Ergebnis gestützt haben.

Die Erholung zeigt sich ebenfalls in einer deutlichen Verbesserung des Free Cash Flow auf –41.1 Millionen Schweizer Franken in den ersten sechs Monaten des Jahres gegenüber –309.0 Millionen Schweizer Franken in der Vorjahresperiode. Die Nettoverschuldung beträgt per 30. Juni 2021 749.5 Millionen Schweizer Franken gegenüber 608.0 Millionen Schweizer Franken per 31. Dezember 2020. Im Free Cash Flow und in der Nettoverschuldung per 30. Juni 2021 nicht berücksichtigt ist der Anfang Juli 2021 verbuchte Zahlungseingang über rund 130 Millionen Schweizer Franken im Zusammenhang mit den MÁV-START-Fahrzeugen in Ungarn. Einzelne, ursprünglich vor Ende Juni erwartete Vergabeentscheide und die damit einhergehenden Kundenanzahlungen haben sich verzögert und werden in der zweiten Jahreshälfte erwartet.

Ausblick bestätigt

Stadler erwartet in der zweiten Jahreshälfte eine starke Erhöhung des Umsatzes und der Profitabilität gegenüber dem ersten Halbjahr 2021. Der Ausblick für das Gesamtjahr wird bestätigt unter der Annahme einer weiteren Normalisierung der Corona-Situation sowie stabiler Wechselkurse. Dementsprechend erwartet Stadler im laufenden Geschäftsjahr weiterhin eine Ebit-Marge von über 6 Prozent und rechnet zur Bereitstellung der benötigten Kapazitäten mit Investitionen von circa 200 Millionen Schweizer Franken im Geschäftsjahr 2021. Trotz dieser überdurchschnittlichen Investitionsausgaben wird für das laufende Jahr mit einem positiven Free Cash Flow gerechnet. Stadler erwartet weiterhin einen Bestellungseingang von rund 4 bis 5 Milliarden Schweizer Franken und Umsätze zwischen 3.5 und 3.8 Milliarden Schweizer Franken. Unter der Bedingung einer weiteren Normalisierung der Corona-Situation werden die mittelfristigen Finanzziele einer Ebit-Marge von 8 bis 9 Prozent ab 2023 sowie einer Dividendenpolitik mit einer Ausschüttungsquote von circa 60 Prozent bestätigt.

Quelle: Stadler

Die ELP EURO9000 2019 301 am 12. Oktober 2021 bei Testfahrten am Gotthard …

Quelle: Fabian Schelbert

… und am 20. Oktober 2021 zwischen Bern und Schwarzenburg:

Quelle: Markus Seeger

Neben der Schweiz sind die Euro9000-Lokomotiven für Testfahrten ab November bzw. Dezember 2021 in Italien und den Niederlanden anzutreffen.


Neues zu Fahrzeugen

Der erste für Transport for Wales bestimmte FLIRT-Zug wird in Kürze die Test- und Inbetriebsetzungsfahrten in Wales beginnen, meldet Railvolution.
Lange Zeit ganz in weiss für Boxtango unterwegs, hat die Euroduallok BR 159 207 nun doch noch Firmenlogos und den Unternehmensslogan erhalten, wie Railcolor berichtet.
Ab Dezember 2021 werden in den Niederlanden Testfahrten mit einem WINK-Triebzug im Batteriebetrieb durchgeführt, Details dazu gab Railvolution bekannt.
Die neue Zahnradlok HGe 2/2 5 wurde von Stadler an die Wandelsteinbahn ausgeliefert, mehr darüber in einem Video des Bayerischen Rundfunks.
Die Železničná spoločnosť Slovensko (ZSSK) gab bekannt, dass Stadler die Ausschreibung für zu beschaffenden Doppelstockzüge gewonnen hat. Die Vertragsunterzeichnung ist im Oktober 2021 vorgesehen. Die vier sechsteilige KISS-Züge sollen ein ähnliches Design wie die Züge von MÁV-START erhalten, wie Railvolution meldet.
Der erster U-Bahnzug der Baureihe 777 für Liverpool wurde am 26. August 2021 offiziell an Merseytravel übergeben, wie Railvolution meldet.
Die drei Tailor Made-Triebzüge für die Tramway du Mont-Blanc nehmen Gestalt an.
Für Vorführ- und Testfahrten befand sich ab August 2021 ein FLIRT bei der Ukrainischen Staatsbahn (Ukrsalisnyzja). Beim Zug handelt es sich um ein anschliessend für die weissrussische Hauptstadt Minsk bestimmtes Fahrzeug, wie das Tagblatt meldet. Im September überführte Stadler auch noch eine Strassenbahn des Typs Metelitsa zu Testzwecken in die ukrainischen Grossstadt Kharkiv, wie das Tagblatt in einem weiteren Artikel schreibt.

Links

Meinung

Eigene Meinung zum Thema?

Jetzt kommentieren

3 Kommentare

  1. Ein Lokführer ersetzt 50 LKW-Chauffeure und and diesen herrscht grosser Mangel. Deshalb und aus Kllmaschutzgründen gehört die Zukunft dem unbegleiteten Verkehr mit Containern und Wechselpritschen auf der Schiene. Mit seiner Eurodual-Lok und in den eigenen Werken in den Günstiglohnlädern produzierten Containertragwagen könnte Stadler den europäischen Schienengüterverkehr aufmischen. Besonders in Ländern, wie Frankreich, Deutschland und England, könnten Güterzüge ohne Rücksicht darauf, ob alle benutzten Strecken elektrifiziert sind, kreuz und quer durch ganz Europa fahren. Mit einem passenden Containertragwagen mit Führerstand könnten solche Güterpendelzüge auch effizient über Strecken mit Spitzkehren verkehren. Die Eisenbahninfrastruktur könnte so auch in der Fläche besser genutzt werden und der internationale Schienengüterverkehr wäre besser vor Fällen, wie dem Rastatt-Debakel, geschützt.

    • Sehr geehrter Herr Belser,
      …und damit gebe ich, Ihnen, als nur gelernter, Lagerist vollkommen recht! und ich habe das schon sehen kommen sehen, noch kurze Zeit vor dem Lehrabschluss…und mir ist dieser „Konzern“ noch heute als DB, also als Bundesbahn, bei uns jedem Buben als SBB+CFF in Erinnerung…alles GGG für unsere „heutigen“ Manager…

  2. StadlerRail ist eine erfolgreich geführte, hochinovative, internationale tätige Firma und ein Schwergewicht auf dem Schweizer Arbeitsmarkt für hochqualifizierte Arbeitnehmer. Was für mich aber nicht nachvollziehbar ist, ist, dass deren oberster Chef, wichtigster Aktionär und Macher Peter Spuler ein Anhänger der verschrobenen, rückwärtsgerichteten Blocher’schen Querulanten- und Trötzelerpartei ist, die mit ihrer hirnrissigen Sabotagepolitik an den Coronapademie-Bekämpfungsmassnahmen auch den Erfolg und die Arbeitsplätze von StadlerRail gefährdet.

Kommentar schreiben

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Die mobile Version verlassen