Begrünte Haltestellendächer haben viele Vorteile. Nun bepflanzen die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) zwei Wartehallen und setzen ein Zeichen zu Verbesserung von Mikroklima und Biodiversität. Ein Ausbau auf weitere Haltestellen wird nach erfolgter Testphase geprüft.
Die Erfahrung aus verschiedenen europäischen Städten zeigt: Begrünte Haltestellendächer haben viele Vorteile: Die Pflanzen dienen Insekten als Schutzort und Nahrung, binden Feinstaub und Luftschadstoffe und können Regenwasser speichern. Damit leistet die Begrünung einen Beitrag zur Beschattung und Kühlung der Umgebung und hilft, Hitze zu mindern.
«Die Haltestelle der Zukunft soll auch punkto Klima smart sein: Hier nutzen wir das Dach für die Verbesserung des Mikroklimas und der Biodiversität – die Hausdächer nutzen wir für die Produktion von Solarstrom»
, so Stadtrat Michael Baumer, Vorsteher des Departements Industrielle Betriebe.
52 grüne Quadratmeter
Für das Pilotprojekt wurden zwei Haltestellen für die Bepflanzung im sogenannten «Smarten Korridor» bestimmt: Hardplatz (8er Richtung Hardturm) sowie Albisriederplatz (2er Richtung Schlieren). Insgesamt wurden 18 Tröge, je neun pro Haltestellendach, mit passendem Substrat befüllt und bepflanzt. Dies entspricht einer Fläche von 52 Quadratmetern.
Ziel des Pilotprojektes ist es, in enger Zusammenarbeit mit Grün Stadt Zürich, verschiedene Substrate und Substrataufbausysteme zu testen und herauszufinden, welche sich langfristig am besten bewähren. Zudem ermittelt EWZ mittels Sensoren die Temperaturen unter dem Dach und die Wirkung der Bepflanzung auf das Umgebungsklima.
Blühende Pflanzen locken zahlreiche Insekten an
Für die Dachbegrünung wurden standortangepasste Pflanzen gewählt, die im Sommer längere Trockenperioden aushalten können. Für die VBZ-Haltestellendächer wurde eine niedrigwachsende bewährte Dachkräutermischung mit über 50 Arten angesät und mit gepflanzten Setzlingen von rund 10 Pflanzenarten ergänzt, wie Edelgamander, rundblättrige Glockenblume oder gelbe Reseda. Diese Pflanzenarten sind alle wichtige Nahrungspflanzen der Wildbienen, teils auch für spezialisierte Arten. Die noch nicht bewachsenen Flächen lassen zudem Raum für spontane Begrünung mit Wildpflanzen. Eine Vielzahl solch kleiner begrünter Flächen kann einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität und zur Vernetzung leisten, vor allem, wenn diese nahe beieinander liegen. Dies zeigt eine neue Studie aus der Stadt Zürich.
Die 18 Tröge auf den beiden Haltestellendächern wurden so gestaltet, dass sie möglichst viel Regenwasser aufnehmen können und eine genügend dicke Substratschicht entsteht ohne zu schwer zu werden. Beides ist Voraussetzung für das Pflanzenwachstum und den mikroklimatischen Kühleffekt über Verdunstung. Bei starken Regenfällen wird das überschüssige Wasser über einen Dachablauf in die Kanalisation abgeleitet.
Nach einer Testphase und Beobachtungszeit von rund einem Jahr ziehen die Projektpartner eine erste Zwischenbilanz und entscheiden über den weiteren Verlauf des Projekts. Bis dahin können interessierte Fahrgäste direkt vor Ort ihr Feedback mittels QR-Code abgeben.
Die «Smarte Haltestelle» |
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Unter dem Dach der «Smarten Haltestelle» testen die VBZ innovative Pilotprojekte zur Haltestelle der Zukunft. Ziel ist es, Erkenntnisse zur Kundenakzeptanz, zur technischen Machbarkeit oder zum Verhalten von Nutzerinnen und Nutzern zu gewinnen. Das Kriterium für eine Fortsetzung ist aus Sicht der VBZ dann erfüllt, wenn den Fahrgästen ein klarer Mehrwert geboten werden kann und das Vorhaben wirtschaftlich ist. Die Rückmeldungen der Kundinnen und Kunden sind essentieller Bestandteil der Evaluation. – Weitere Informationen: Die Smarte Haltestelle auf vbz.ch |
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Kühlen durch wasserverdunstende Pflanzen ist eigentlich ein uraltes Rezept, das es längst verdient hätte wieder entdeckt zu werden. Wenn jetzt noch die Sitzflächen der Bänke etwas höher gesetzt werden, damit auch ältere Menschen ohne schmerzende Knie aufstehen könnten und die Dachüberstände so vergrössert würden, dass die Wartenden auch bei Wind und Regen eine Chance hätten trocken zu bleiben, wäre der Gewinn für Mensch und Natur noch grösser.