Veloboom hält an – noch mehr Plätze in SBB Zügen ab 2022

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 27. Oktober 2021 veröffentlicht.

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Velo-Stellplätze in einem Giruno der SBB. / Quelle: Christian Beutl

Aufgrund der grossen Nachfrage hat die SBB die Kapazitäten in den Zügen für den Veloselbstverlad in diesem Jahr deutlich ausgebaut und die Reservationspflicht auf den IC-Linien ausgedehnt. Ab der Saison 2022 bis 2025 werden über 400 zusätzliche Veloplätze in den Fernverkehrszügen geschaffen.

In der Velosaison 2021 ist die Nachfrage trotz schlechten Wetters noch einmal gestiegen: Im Vergleich zum Vor-Coronajahr reisten 2021 beispielsweise 17 Prozent mehr Velofahrende in den SBB Zügen Richtung Tessin. Um diesem noch nie dagewesenen Veloboom zu begegnen, hat die SBB auf den wichtigsten Linien bis zu dreimal mehr Veloplätze geschaffen, personelle Ressourcen mobilisiert und die Reservationspflicht von Freitag bis Sonntag auf alle IC-Linien ausgedehnt. Letztere hilft, den grossen Andrang zu bewältigen und den Reisenden eine Planungssicherheit für die Reise zu geben.

Rückblick Velosaison 2021 in Zahlen

Die SBB blickt auf eine anspruchsvolle, aber auch erfreuliche Velosaison 2021 zurück. Sie hat heuer gegenüber dem Vorjahr sieben Prozent mehr Velotageskarten und sechs Prozent mehr Velopässe verkauft. Rekordtag war der Sonntag, 18. Juli 2021, mit insgesamt 2537 Reservationen. Die SBB konnte diesen Spitzenwert dank des Kapazitätsausbaus beim Veloselbstverlad und dem Einsatz von zusätzlichem Personal meistern.

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Ein Klick auf das Bild zeigt, wie sich die Reservationen auf Intercity-Zügen über den Tag verändern sowie die Auslastung. / Quelle: SBB CFF FFS

Reservationspflicht bleibt nötig, das System wird verbessert

Seit der Ausdehnung der Reservationspflicht auf dem IC-Netz im März wurden 169’000 Reservationen getätigt, davon 87 Prozent über die SBB Mobile App. Trotz der starken Zunahme an Reisenden mit Velos sind die negativen Kundenreaktionen in der vergangenen Velosaison zurückgegangen. Solange die Nachfrage nach Veloplätzen am Wochenende das Angebot übersteigt, wird die SBB die Reservationspflicht auf den IC-Linien weiterführen. Das Reservationssystem weist jedoch noch Mängel auf und muss verbessert werden. Ein neues Reservierungssystem wird auf die Saison 2023 eingeführt.

Weiterer Kapazitätsausbau ist geplant

Die SBB rechnet mit einer weiterhin steigenden Nachfrage. Deshalb entwickelt sie im Dialog mit den Veloverbänden und Branchenvertretern das Angebot schrittweise weiter. Der weitere Ausbau von Velokapazitäten braucht aber Zeit. Konkret werden ab Saison 2022 und in den Folgejahren bis 2025 mit dem Umbau von Wagen zweier Flotten über 400 zusätzliche Veloplätze in den Fernverkehrszügen geschaffen.

Durch den Lötschbergtunnel ins Wallis werden bereits in der kommenden Velosaison durch angepassten Rollmaterialeinsatz mehr Veloplätze angeboten – konkret sind es sieben bis neun zusätzliche Plätze auf einigen stark von Velofahrenden nachgefragten Zügen. Die SBB prüft zudem den Umbau weiterer Flotten und berücksichtigt bei neuen Flottenbeschaffungen die steigende Nachfrage an Veloplätzen. Mehr beziehungsweise neue Velokapazität entsteht auch in den Nachtzügen beispielsweise nach Amsterdam und Berlin.

Der SBB sind die Bedürfnisse aller Kundinnen und Kunden wichtig

Die SBB Züge transportieren nicht nur Reisende im Freizeitverkehr, sondern funktionieren unter der Woche auch als Pendlerzüge. Mehr Velos bedeutet auch weniger Sitzplätze während den stark nachgefragten Pendlerinnenzeiten. Die verschiedenen Bedürfnisse von Velofahrenden, Pendlerinnen, Familien oder Rentnern unter einen Hut zu bringen, ist eine grosse Herausforderung.

Der Velogipfel
Die SBB entwickelt im Dialog mit den Veloverbänden und Branchenvertretern das Angebot schrittweise weiter. Am 27. Oktober 2021 hat zum dritten Mal der Velogipfel stattgefunden. Es handelt sich dabei um ein Spitzentreffen der wichtigsten Velo-Organisationen wie Pro Velo, VCS, Schweiz Mobil und Cycla sowie der SBB. Der Anlass wurde im Anschluss an das Pandemiejahr 2020 und dem Bedarf nach mehr Austausch aufgegleist. Er wird auch in Zukunft weitergeführt.
SBB erreicht Platz zwei im internationalen Vergleich
In einer Studie der European Cyclists Federation ECF erreicht die SBB zusammen mit der belgischen Partnerbahn SNCB den zweiten Platz mit einer überdurchschnittlichen Bewertung in Bezug auf die Anzahl Veloplätze pro Zug, die Buchungskanäle und die Informationen auf der Website. Mehr Informationen finden sich auf der Website von ECF.
VCS: Verbesserungen beim Velotransport dringend nötig
Der Velotransport in Zügen war zentrales Thema eines Velogipfels der SBB mit den Verkehrsverbänden VCS Verkehrs-Club der Schweiz und Pro Velo Schweiz heute Mittwoch in Bern. VCS und Pro Velo begrüssen die Bemühungen der SBB, Probleme beim Velotransport zu entschärfen. Beide Verbände halten aber weitere Verbesserungen des aktuell unbefriedigenden Reservierungssystems für dringend nötig.

Pro Velo und VCS sind erfreut über die Ankündigung der SBB, ab der Saison 2022 bis 2025 über zusätzliche 400 Veloplätze in den Fernverkehrszügen zu schaffen. Die Umrüstung des Rollmaterials entspricht den von Pro Velo und VCS geforderten Verbesserungen. Die beiden Verbände werten sie als Schritte in die richtige Richtung, da mehr Platz für Velos in den Zügen geboten wird.

«Es besteht jedoch dringender Handlungsbedarf», sagt Anders Gautschi, Geschäftsführer VCS Schweiz. «Die Fahrradkapazitäten müssen so schnell wie möglich erweitert werden, auch bei der neueren Flotte. Das schlechte Wetter im Sommer 2021 und die dadurch geringere Nachfrage nach Velotransporten haben die Probleme dieses Jahr entschärft.»

Allerdings hat die obligatorische Reservierung den Velotransport kompliziert gemacht und viele Kunden und Kundinnen abgeschreckt. Die SBB plant nun eine Änderung des Antrags frühestens für die Saison 2023. Matthias Aebischer, Präsident von Pro Velo Schweiz: «Die SBB muss mehr tun. Aufgrund mangelnder Voraussicht wurden in aller Eile obligatorische Vorbehalte eingeführt, ohne dass sichergestellt wurde, dass ihre Anwendung wirklich den Bedürfnissen der Radfahrer entspricht.»

Die technischen Mittel müssen nun den Anforderungen der SBB genügen. So bietet die Anwendung beispielsweise die günstigsten Fahrkarten für Fahrten mit dem Fahrrad nicht an. Darüber hinaus ist es nicht möglich, Reservierungen zu stornieren. Dies bedeutet, dass nicht besetzte Plätze nicht verfügbar sind. Schliesslich ist es unmöglich zu sehen, wie viele Plätze noch frei sind, und manchmal muss man für die ersten Buchungen bezahlen, ohne sicher zu sein, dass alle Familienmitglieder oder Gruppenmitglieder Platz haben.

Seit der Einführung der Reservationspflicht am 21. März 2021 haben Pro Velo und VCS viele negative Rückmeldungen dazu erhalten. Mehr als 54’000 Personen haben eine Petition unterschrieben und am 6. September der SBB und der Bundeskanzlei übergeben. Anlässlich der Übergabe wurden die SBB und der Bund am 6. September aufgefordert, genügend Veloabstellplätze und eine einfach zu bedienende Applikation zu schaffen. Die nun von der SBB angekündigten Massnahmen sind daher dringend erforderlich und müssen noch weiter gehen.

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2 Kommentare

  1. Da mein Liegetrike etwas sperriger und schwerer aber zum Glück nicht länger als ein konventionelles Velo ist, kann ich nur niederflurige Züge mit entsprechend angepassten Perrons und barrierefreien Zugängen nutzen. Ich meide auch Spitzenverkehrszeiten. Aber ich habe das Tesssin und das Engadin auch im Visier. Die von den Flirts abgeleiteten Stadlerzüge der SOB sind da besonders interessant. Ab dem kommenden Fahrplanwechsel kann ich damit ohne umsteigen ab Olten Locarno und Chur erreichen.

    Viele VelofahrerInnen könnten auch mit dem Kauf eines modernen, hochwertigen Faltvelos etwas zum Entspannen der Situation beitragen. Diese haben nichts mehr mit den klapprigen Klappvelos der 1960iger Jahren zu tun, die damals zu Recht einen schlechten Ruf hatten.

  2. Ich pendle seit Jahen mit einem sehr kompakt faltbaren Velo und bin froh darüber, dass die SBB die Regeln etwas vereinfacht hat. So ist seit diesem Jahr keine Verpackung mehr nötig. Damit reist es sich leicht „multimodal“ und ich nehme den anderen Velofahern auch keine Stellplätze weg. Das Rad pass in den meisten Zügen wunderbar zwischen die Sitzbänke.

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