Das Lokpersonal der SBB ärgert sich über die Zunahme von kurzfristigen Umdisponierungen bei den Arbeitseinsätzen. Mitarbeitende klagen zunehmend über Erschöpfungserscheinungen, weil sie ständig bereit sein müssen, spontane Änderungen bei ihren Arbeitsschichten in Kauf zu nehmen. Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV (Unterverband LPV) verlangt sofortige Verbesserungen und hat der SBB eine Resolution mit den Forderungen des Personals überreicht.
«Eine Kollegin erfährt in letzter Minute, dass ihre lange Mittagspause plötzlich in eine kurze Arbeitsunterbrechung umgewandelt wurde. Statt in einem Restaurant Mittag zu essen, sitzt sie auf einmal in einem Bahnhof ohne Toilette und Pausenraum fest»
, erzählt Lokführerin Hanny Weissmüller, Zentralpräsidentin des SEV-Unterverbands des Lokomotivpersonals (LPV), und nennt ein weiteres Beispiel:
«Einem Kollegen, dem bereits eine Schicht über 10 Stunden zugeteilt wurde, wird kurzfristig ein zusätzliches Manöver auferlegt, das seine Arbeitszeit um eine weitere halbe Stunde verlängert.»
Die SBB begründet solche Änderungen mit Baustellen oder Personalmangel. Das Personal wird darüber kaum konsultiert, stattdessen wird eine hohe Flexibilität verlangt. Das bestehende Mitspracherecht wird dadurch faktisch umgangen.
Neben dem bestehenden Personalmangel belastet diese Dauerbereitschaft und die mangelhafte Kommunikation das Lokpersonal zusätzlich. Der Ärger und die Erschöpfung beim Personal wachsen. Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV fordert deshalb von der SBB, dass sich die Vorgehensweise bei der Einsatzplanung des Lokpersonals sofort ändert. Änderungen grösser als 15 Minuten zu Beginn oder am Ende einer Schicht dürfen nur erfolgen, wenn die Betroffenen zugestimmt haben. Ebenfalls eine Zustimmung muss die Umwandlung von Pausen in sogenannte Arbeitsunterbrechungen erfordern. Ausserdem sollen die Bedürfnisse der Verantwortlichen der Disposition, welche die Arbeitseinteilung machen, besser beachtet werden. Dazu gehören gute Arbeitsbedingungen und eine kompetenzorientierte Ausbildung. Nur so kann ein qualitativ hochstehender Betrieb auch in Zukunft gewährleistet werden.
Die Resolution mit den Forderungen des SEV-Unterverbands des Lokomotivpersonals wurde der SBB Division Produktion Personenverkehr in Bern am 15. November 2021 übergeben.
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Es wäre höchste Zeit, dass die Politik – sprich Departement von SP Frau Sommaruga – die SBB (Bundesbetrieb) besser kontrolliert. Für was haben wir eine GPK die die Missstände – nicht nur beim Lokpersonal – kontrollieren könnte. Muss eigentlich zuerst was passieren bis man handelt ???
Wann merken die Verantwortlichen endlich dass immer mehr zum Bumerang wird wenn die entsprechenden Resourssen nicht vorhanden sind?