Basel: Das erste velofreundliche Gleis geht in Betrieb

3
Schema-velofreundliches-Gleis_Kanton Basel-Stadt Bau- und Verkehrsdepartement
Das Schema zeigt den Aufbau des velofreundlichen Gleises. / Quelle: Kanton Basel-Stadt, Bau- und Verkehrsdepartement

Am Morgen des 29. Novembers 2021 haben die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) und das Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt an der Haltestelle Bruderholzstrasse das erste velofreundliche Gleis der Stadt in Betrieb genommen. Velofahrende können damit einfacher und sicherer durch Kaphaltestellen fahren. Der Versuch wird zeigen, ob das velofreundliche Gleis den Anforderungen des normalen Trambetriebs gewachsen ist und künftig auch bei weiteren Tramhaltestellen zum Einsatz kommen soll. Nach einem Jahr werden die BVB und das Bau- und Verkehrsdepartement die ersten Ergebnisse auswerten.

Seit Betriebsbeginn am 29. November rollen wieder Trams durch die Bruderholzstrasse und die Wolfschlucht. In den vergangenen sechs Monaten haben das Bau- und Verkehrsdepartement und die BVB Tramgleise und Tramhaltestellen auf dem Streckenabschnitt erneuert. Bis Mitte 2022 werden die Tramhaltestellen Wolfschlucht und Bruderholzstrasse in Fahrtrichtung Tellplatz sowie die Bushaltestelle Bruderholzstrasse fertig gestellt.

Im Zuge der Bauarbeiten erhielt die Haltestelle Bruderholzstrasse in Fahrtrichtung Bruderholz das erste velofreundliche Gleis der Stadt. Nach verschiedenen Probeläufen auf einer Teststrecke in Füllinsdorf startet nun der Praxistest unter realen Bedingungen. Beim velofreundlichen Gleissystem handelt es sich um eine Neukonstruktion des Schienenoberbaus. Die Schiene wird dazu mit einem Metallkasten ergänzt, in welchem ein Gummiprofil befestigt wird. Dieser Gummi verschliesst die Rille des Tramgleises und bildet eine weitgehend ebene Fläche im Strassenbelag. Ein Velo kann so über die Schienenrille fahren, ohne einzusinken. Bei der Überfahrt der deutlich schwereren Trams wird der Gummi hingegen nach unten gedrückt.

Die technische Betriebserprobung ist mindestens über die Dauer von zwei Jahren vorgesehen. Das Bau- und Verkehrsdepartement und die BVB werden aber bis Ende 2022 die ersten Erfahrungen mit dem velofreundlichen Gleis sammeln und auswerten. Im Fokus des Testes stehen die Belastbarkeit und die Abnutzung des Gummis im täglichen Betrieb. Jeden Tag rollen 150 Mal Trams durch die Haltestelle Bruderholzstrasse. Zudem wird erprobt, wie den Herausforderungen, die das velofreundliche Gleis für den Betrieb und den Unterhalt des Gleisnetzes mit sich bringt, begegnet werden kann. Beispielsweise dürfen aktuell die Fahrgast-Anhänger der Cornichon-Trams oder Oldtimer-Trams aus Sicherheitsgründen nicht über das velofreundliche Gleis fahren. Sie sind zu leicht. Die Auswertung soll helfen, die effektiven Zusatzkosten des velofreundlichen Gleises genauer zu beziffern, damit der Regierungsrat und später der Grosse Rat entscheiden können, ob es an den restlichen 73 Kaphaltestellen im Kanton zum Einsatz kommen soll.

Von Kaphaltestellen spricht man dann, wenn sich bei einer Haltestelle mehrere Verkehrsmittel jene Spur teilen, auf der auch das Tram unterwegs ist. Hier müssen Velofahrende bei hindernisfreien Haltestellen dem höheren Trottoirrand entlangfahren, was oft als gefährlich empfunden wird. Mit Hilfe des velofreundlichen Gleises soll diese Fahrt einfacher und sicherer werden. Velofahrende konnten das Gleissystem auf der Teststrecke auf einem Areal in Füllinsdorf bereits zwei Mal prüfen. Die Velofahrenden fühlten sich mit dem Gummiprofil sicherer – unabhängig von dessen Abnützungsgrad. Auch bei Nässe und mit Laub auf der Fahrbahn wurde das velofreundliche Gleis als gut befahrbar eingeschätzt.

Meinung

Eigene Meinung zum Thema?

Jetzt kommentieren

3 Kommentare

  1. Wären die VelofahrerInnen vernünftig genug, für den Einsatz in Städten mit Trams Velos mit 62 mm-Ballonbereifung zu kaufen, die nicht in die Tramschienen einfädeln können, wären diese teuren Investitionen überflüssig. Untersuchungen im Veloland Holland haben ergeben, dass der Rollwiderstand solcher Ballonreifen nicht höher ist als jener von schmalen Veloreifen, dass sie aber einen grösseren Komfort und eine höhere Sicherheit bieten. Wer mit Rennveloreifen in einer Stadt mit Trams herumfährt, ist selbst schuld, wenn sich Murphy den Spass erlaubt, die Rennveloreifen in die Tramgleise einzufädeln.

  2. Die Definition von Kap-Haltestelle ist falsch. Es ist eine besondere Form einer Fahrbahnhaltestelle. Dabei werden Fahrspuren des Veloverkehr oder meistens MIV vor der Haltestelle aufgehoben und auf die Tram oder Busspur geführt, oft in Kombination mit einer ÖV-Schleuse. Der Haltestellenbereich liegt somit in der Flucht der aufgehobenen Fahrspur.

Kommentar schreiben

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Die mobile Version verlassen