Die Jungfraubahn-Gruppe verzeichnet Verlust, aber positiven EBITDA im ersten Halbjahr

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Grindelwald-Terminal_Jungfraubahnen Holding
Das neue Grindelwald-Terminal der Jungfraubahnen. / Quelle: Jungfraubahnen Holding

Die Jungfraubahn-Gruppe blickt auf ein schwieriges erstes Semester 2020 zurück. Covid-19 und die wirtschaftlichen Folgen fanden ihren Niederschlag im Geschäftsergebnis. Im ersten Halbjahr reisten 100’600 Besucherinnen und Besucher zum Jungfraujoch. Das sind 78,6% weniger als während derselben Periode im Vorjahr. Das verordnete frühe Ende der Winter-saison sowie die fast drei Monate dauernde Schliessung der touristischen Bahnen führten zum ersten Halbjahresverlust in der Geschichte der Jungfraubahn Holding AG. Der Verlust betrug CHF 11,5 Mio. (2019: Gewinn von CHF 23,9 Mio.). Trotz der gravierenden Auswirkungen der Corona-Pandemie konnte die Jungfraubahn-Gruppe einen positiven EBITDA von CHF 5,9 Mio. erwirtschaften. Aus heutiger Sicht geht das Unternehmen davon aus, dass für das Gesamtjahr 2020 trotz eines Verlusts mit einem positiven EBITDA gerechnet werden kann.

Die Unternehmung ist bezüglich Liquidität und Eigenkapital solide aufgestellt. Die Finanzierung des operativen Betriebs und die Fertigstellung des V-Bahn-Projekts sind gesichert. Mit der V-Bahn verfügt die Jungfraubahn-Gruppe über ein Jahrhundert-Projekt, das ab Dezember 2020 ein neues Ausrufezeichen in der touristischen Landkarte setzen wird.

Besucherfrequenzen 1.1.-30.6.2020 2019 Veränderungin %
Jungfraujoch (Berg an)100 600470 900-78,6 %
Skier VisitsJungfrau Ski Region744 700904 200– 17,6 %
Netto-Verkehrserträgein TCHFin TCHFin %
Jungfraujoch – Top of Europe13 72350 595-72,9 %
Erlebnisberge3 5279 325-62,2 %
Wintersport17 78519 068-6,7 %
Total Verkehrsertrag35 03578 988-55,6 %

Der Ausflugsverkehr auf das Jungfraujoch – Top of Europe brach nach dem besten Januar in der Geschichte der Jungfraubahn bereits Mitte Februar aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus ein. Ab dem 14. März 2020 musste die Jungfraubahn, wie auch alle anderen touristischen Bahnen der Unternehmung, schliessen. Das Gruppengeschäft sowie der gesamte interkontinentale Tourismus fiel ab Mitte März komplett weg. Das Jungfraujoch – Top of Europe blieb erstmals seit dem 1. Weltkrieg länger geschlossen, und zwar 83 Tage.

Auch wenn das Unternehmen bereits im Februar erste Sparmassnahmen umsetzte, konnte ein Verlust im ersten Halbjahr nicht abgewendet werden. Die Betriebskosten wurden reduziert und für einen Grossteil der Belegschaft wurde Kurzarbeit beantragt. Das war und ist zentral, um die Arbeitsplätze in der Region zu sichern und den Betrieb wieder hochzufahren.

Bis auf die zwei Hauptprojekte – V-Bahn und die von der öffentlichen Hand finanzierte Erneuerung Mürrenbahn – wurden viele Investitionen zurückgestellt. Im ersten Halbjahr wurden CHF 52 Mio. investiert. Trotz des Lockdown und hoher Investitionstätigkeit lag die verzinsliche Verschuldung per 30. Juni 2020 nur bei CHF 10 Mio.

Kurzfristige Planung – schwankende Nachfrage

Die Wiedereröffnung der touristischen Verbindungen erfolgte am 6. Juni 2020. Im ersten Halbjahr mit dreimonatigem Unterbruch reisten insgesamt 100’600 Gäste auf das Jungfraujoch – Top of Europe. Das entspricht einem Rückgang von 78,6%. Bei den Erlebnisbergen verzeichnete die Jungfraubahn-Gruppe einen Netto-Verkehrsertrag von CHF 3,5 Mio., was einen Rückgang um 62,2% bedeutet. Generell eine besondere Herausforderung bleiben seit der Wiedereröffnung die stark schwankenden Besucherzahlen, die vom Wetter abhängig sind. Die Jungfraubahn-Gruppe verfolgt deshalb eine kurzfristige Planung sowohl beim Einsatz des Rollmaterials als auch beim Personal.

Nach dem stürmischen Start in die Wintersportsaison 2019/2020 konnten über die Festtage sowie im Januar 2020 mehr Skier Visits verzeichnet werden als in der Saison 2018/2019. Für die Berichtsperiode vom 1. Januar 2020 bis zum verfrühten Saisonschluss am 14. März 2020 registrierte die Jungfrau Ski Region, an der die Jungfraubahn-Gruppe einen Umsatzanteil von über 60% hält, 744’700 Skier Visits und damit ein Minus von -17,6% gegenüber dem Vorjahr. Für die Jungfraubahn-Gruppe resultierte aus dem Wintersportgeschäft ein Netto-Verkehrsertrag von CHF 17,8 Mio. (-6,7%).

Generationenprojekt V-Bahn – Erneuerung Mürrenbahn

Beim strategischen Hauptprojekt – der V-Bahn – waren die Wintermonate herausfordernd. So sorgten allein zwischen Oktober und Dezember 2019 Stürme für 22 Ausfalltage im Baustellenbetrieb. Dank des Einsatzes aller Mitarbeitenden auf dem Bau gelang es den zwischenzeitlichen Rückstand wieder aufzuholen. Trotz der Schliessung der touristischen Bahnen wegen Covid-19 konnten die Baustellen unter Berücksichtigung der entsprechenden Hygiene- und Abstandsregeln während des ersten Halbjahres 2020 immer offen bleiben. Ein Meilenstein war der rund 15 Wochen dauernde Seilzug für den Eiger Express, der von Ende April bis Mitte August dauerte.

Ebenfalls ohne Unterbruch ging und geht es bei der Gesamterneuerung der Adhäsionsbahn Grütschalp-Mürren voran. Nach dem Neubau der Seilbahn 2006 werden nun die Bahnstrecke, die Stationen sowie das Rollmaterial zwischen Grütschalp und Mürren erneuert. Damit wird bei der Bergbahn Lauterbrunnen – Mürren (BLM) bis 2023 das Behindertengleichstellungsgesetz für den öffentlichen Verkehr fristgerecht umgesetzt. Die Investitionen in die Erneuerung der BLM bzw. deren Folgekosten sind durch den Kanton Bern sichergestellt.

Ausblick

Seit der Wiedereröffnung der touristischen Bahnen ist die positive Wirkung der verschiedenen Promotionen in der Schweiz mit TV-Spots und Inseraten zu beobachten. So reisten alleine in den Monaten Juli und August 153’000 Personen aufs Jungfraujoch – Top of Europe. Gäste waren mehrheitlich Schweizerinnen und Schweizer. Sehr beliebt waren zudem die angebotenen Mehrtages-, bzw. Mehrmonatspässe.

Auch die Erlebnisberge der Jungfraubahnen verzeichneten viele einheimische Gäste, mit den Grenzöffnungen in Europa konnten auch vermehrt wieder Besucherinnen und Besucher aus den europäischen Nachbarländern begrüsst werden. Wie die Zahlen des ersten Halbjahres zeigen, reicht das allerdings nicht, um das Ausbleiben der internationalen Kundschaft zu kompensieren. Um bereit zu sein für den Aufschwung und sich gegenseitig über die Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten, besteht weiterhin ein regelmässiger Kontakt mit den Hauptmärkten in Asien.

Die Realisierung des Generationenprojekts V-Bahn läuft auf Hochtouren. Auf allen Baustellen sind die Arbeiten auf Kurs. Dies führt dazu, dass die Eröffnung der 3S-Bahn Eiger Express und des gesamten Terminals in Grindelwald Grund eine Woche früher, am 5. Dezember 2020, erfolgen kann. Damit gibt die Jungfraubahn-Gruppe der Jungfrau Region, dem Kanton Bern und der Schweiz einen positiven Impuls in diesen herausfordernden Zeiten. Der Wintersport in der Jungfrau Ski Region wird so eine Attraktivitätssteigerung erfahren, unter anderem mit der Stärkung des öffentlichen Verkehrs und einem Zeitgewinn von 47 Minuten ab Interlaken Ost zum Jungfraujoch. 

Die andauernde Ausbreitung von Covid-19 (Coronavirus) hat nach wie vor negative Auswirkungen auf den Geschäftsgang der Jungfraubahn Holding AG. Derzeit können die finanziellen Folgen der Pandemie nicht abgeschätzt werden. Aus heutiger Sicht geht das Unternehmen davon aus, dass für das Gesamtjahr 2020 trotz eines Verlusts mit einem positiven EBITDA gerechnet werden kann.

Erneuerung Verwaltungsrat JBH

Im Weiteren hat der Verwaltungsrat der Jungfraubahn Holding AG folgende Beschlüsse im Rahmen der kontinuierlichen Weiterentwicklung gefällt: Der Verwaltungsrat will die während der Planung und Realisierung der V-Bahn ausgesetzte Amtszeitbeschränkung von 12 Jahren wie geplant sukzessive wiedereinführen. Deshalb wird das amtsälteste Mitglied des VR JBH, der heutige Vizepräsident Ueli Winzenried, auf die kommende Generalversammlung (GV) am 17. Mai 2021 zurücktreten und nicht ersetzt, da so die Anzahl Verwaltungsratsmitglieder wieder bei sechs liegen wird. Es ist vorgesehen, dass Heinz Karrer das Amt des Vizepräsidenten übernimmt. Auf die GV 2022 wird der aktuelle Präsident, Thomas Bieger, zurücktreten und Heinz Karrer der GV als Präsident vorgeschlagen.

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