Industrie- und Handelskammer St.Gallen-Appenzell: Wattwil – Zürich direkt?

0

Die ÖV-Anbindungen des Toggenburgs an die Zentren St.Gallen und Zürich sind für Pendler ungünstig. Das spüren die Toggenburger Unternehmen, die zusehends Schwierigkeiten mit der Rekrutierung von Arbeitskräften bekunden. Auf Einladung der IHK St.Gallen-Appenzell diskutierten die Wirtschaftsverbände der Region Fürstenland-Toggenburg deshalb gemeinsam mit der SOB eine mögliche Direktverbindung vom Toggenburg nach Zürich.

Der Weg zwischen dem Toggenburg und Zürich führt topografisch bedingt über Umwege. Die Anbindung mit dem öffentlichen Verkehr verläuft von Wattwil einerseits über Wil und andererseits durch den Rickentunnel via Uznach – Rapperswil und ist derzeit nur mit Umsteigen an den Bahnknoten möglich. Dies soll sich aus Sicht der Toggenburger Arbeitgebervereinigungen (AGV) ändern.

Unternehmer fordern S-Bahn nach Zürich

«Für die Toggenburger Unternehmen stellt es zusehends eine Herausforderung dar, die notwendigen Arbeitskräfte zu finden – das gilt für Ingenieurinnen wie auch für Elektriker»

, so Michele Vela, Geschäftsführer der Ebnat AG und Präsident der Arbeitgebervereinigung Ebnat-Kappel.

«Will sich das Toggenburg als attraktiver Wohn- und Arbeitsort positionieren, so braucht es dringend Verbesserungen im ÖV-Angebot.»

Die Vision von Vela: Eine direkte Zugverbindung von Wattwil nach Zürich mit einer Reisezeit von unter einer Stunde. Die IHK St.Gallen-Appenzell hat diese Idee nach einem Austausch mit den Toggenburger Wirtschaftsverbänden im vergangenen Jahr weiterverfolgt und ist mit der Schweizerischen Südostbahn AG SOB in Kontakt getreten.

Flügelung in Wil als mögliche Bestvariante

Die SOB nahm den Ball sogleich auf, identifizierte verschiedene Optionen und unterzog diese einer ersten Vorprüfung. Auf Einladung der IHK St.Gallen-Appenzell präsentierte Marius Schmidt, Leiter Geschäftsfeldentwicklung der SOB, die Resultate dieser Vorprüfung den AGV der Region Fürstenland-Toggenburg. Dabei konstatierte er, dass die Forderung nach einer Direktverbindung von Wattwil nach Zürich nur bedingt dem heutigen Pendlerbedürfnis entspreche. Grössere infrastrukturelle Massnahmen wie ein Tunnel zwischen dem Toggenburg und dem Bezirk Hinwil wären unverhältnismässig und wurden von der SOB deshalb nicht geprüft. Stattdessen wurden die Entwicklungsmöglichkeiten auf den bestehenden Achsen verglichen. Nur eine Variante scheint das Potenzial einer sinnvollen Umsetzung zu besitzen: Eine Toggenburger S-Bahn-Linie nach Wil, wo die Komposition an den Interregio von St. Gallen kommend angekoppelt wird und anschliessend bis nach Zürich als Schnellzugverbindung verkehrt.

  • Wattwil bis Wil: Führung als S-Bahn S 9 (bestehend)
  • Wil: S-Bahn-Komposition wird an Interregio gekoppelt
  • Wil bis Zürich: Schnellzugverbindung mit Halt in Winterthur, Flughafen, Oerlikon und Zürich HB

Auch verbesserter Anschluss nach St.Gallen möglich

Diese Flügelung verkürzt zwar die Reisezeit von und nach Zürich nicht. Sie würde aber auf relativ einfache Weise eine Direktverbindung im Halbstundentakt ermöglichen. Die Variante könnte überdies den Effekt haben, dass auch der Eckanschluss aus dem Toggenburg in Richtung St.Gallen wieder funktioniert. Zur Abklärung der tatsächlichen Machbarkeit und der entstehenden Kosten müsste dieser Ansatz vertieft geprüft werden.

Ob und wann die Flügelung zustande kommt, ist somit ungewiss. Die IHK wird nun gemeinsam mit der Region Toggenburg, die sich schon lange für die verbesserte Anbindung an den Grossraum Zürich einsetzt, und den AGV Optionen prüfen, wie sich das Projekt im Rahmen eines künftigen ÖV-Optimierungsschritts realisieren lässt. Ungeachtet davon besteht auch bei der Anbindung über Rapperswil Verbesserungsbedarf. Klar ist zudem: Soll die Reisezeit zwischen Wattwil und Zürich wie von Vela gefordert tatsächlich auf unter eine Stunde sinken, sind grössere infrastrukturelle Massnahmen und zusätzliche Verbindungen notwendig. Es sind dies Massnahmen, die nicht innert kurzer Frist realisiert werden können – die aber als Vision für die Entwicklung des Toggenburgs auf die langfristige Mobilitätsagenda gehören.

Meinung

Eigene Meinung zum Thema?

Jetzt kommentieren

Keine Kommentare

Kommentar schreiben

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Die mobile Version verlassen