Bilanzmedienkonferenz 2021: Leichte Erholung bei der RhB im Geschäftsjahr 2021

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 5. April 2022 veröffentlicht.

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Ein Capricorn-Triebzug der Rhätischen Bahn bei Filisur. / Quelle: RhB

Erneut präsentiert die Rhätische Bahn (RhB) ein stark durch die Corona-Pandemie geprägter Jahresabschluss, diesmal jedoch mit Zeichen einer leichten Erholung. Im Jahresergebnis der RhB-Gruppe kann für das Geschäftsjahr 2021, nach COVID-19- Finanzhilfen im Personenverkehr, ein kleiner Gewinn von 274’000 Schweizer Franken ausgewiesen werden. Dazu beigetragen haben eine leichte Erholung im Personenverkehr sowie positive Ergebnisse in den Segmenten Autoverlad, Güterverkehr und Immobilien. Die Investitionstätigkeit blieb hoch, wenn auch leicht unter dem Spitzenwert von 2020. Für das Jahr 2022 bleiben die Aussichten aufgrund der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Lage noch unsicher.

Das zweite Jahr in der Corona-Pandemie hinterliess in der RhB-Gruppe erneut deutliche Spuren. Im Hauptsegment Personenverkehr erzielte das Unternehmen im Jahr 2021 zwar leicht höhere Erträge als im Vorjahr. Diese lagen jedoch immer noch rund 30 Prozent unter dem Spitzenjahr 2019. Auch im Segment Nebengeschäft und in der Tochtergesellschaft Glacier Express blieben die Ergebnisse negativ. Um den Schaden in Grenzen zu halten und das Ergebnis zu stabilisieren, wurden erneut Sparanstrengungen, Verschiebungen oder Re-Priorisierung von Projekten, Investitions- und Unterhaltsmassnahmen umgesetzt. Dank diesen gesamtunternehmerischen Massnahmen konnten Kostenreduktionen von gegen CHF 10 Mio. erzielt werden.

Leichte Erholung im Personenverkehr

Die Verkehrserträge aus dem Personenverkehr übertrafen nur leicht das Niveau von 2020. Der Verlust ohne Berücksichtigung der Defizitdeckung durch Bund und Kanton beträgt im Personenverkehr CHF -16,0 Mio. (Vorjahr: CHF -18,4 Mio.). Der Kostendeckungsgrad erreichte mit 42,3 Prozent erneut einen Tiefstwert (Vorjahr: 45,1 Prozent, 2019: 60,3 Prozent).

Solides Ergebnis im Autoverlad und bei der Bündner Güterbahn

Im Autoverlad wurden 14 Prozent mehr Fahrzeuge transportiert als im Vorjahr. Dank der Erholung der Frequenzen kehrte der Autoverlad in die Gewinnzone zurück und weist einen kleinen Gewinn von CHF +0,3 Mio. aus. Dies auch dank der Finanzhilfe à-fonds-perdu des Bundes. Der Güterverkehr zeigte sich wie im Vorjahr wenig von der Corona-Pandemie betroffen und verzeichnet ein ausgeglichenes Ergebnis. Der Kostendeckungsgrad im Güterverkehr erreichte 67,2 Prozent.

Infrastruktur mit kleinem Überschuss

Das Segment Infrastruktur erreichte ein positives Ergebnis von CHF +0,8 Mio. Dies vor allem dank tieferen Unterhaltskosten sowie höheren Trassenpreiserlösen und Dritterträgen.

Nebengeschäfte weiterhin negativ

Das Segment Nebengeschäfte weist einen Verlust von CHF -1,1 Mio. aus. Dies primär aufgrund der pandemiebedingten Ertragsausfälle bei den historischen und öffentlichen Sonderfahrten sowie beim Bernina Express Bus.

Tochtergesellschaften: RhB Immobilien AG mit Gewinn und Dividende, Glacier Express AG und Panoramic Gourmet AG mit Erholung

Die RhB Immobilien AG erreichte dank eines stabilen Geschäftsverlaufs ein positives Ergebnis von CHF +1,4 Mio. Dies wird die Auszahlung einer Dividende an die RhB bereits im Jahr 2022 ermöglichen. Die Glacier Express AG litt erneut unter den Auswirkungen von Pandemie und Lockdown, konnte aber Frequenzen und Erträge spürbar steigern gegenüber 2020. Diese liegen jedoch immer noch bei nur 44% der Spitzenwerte von 2019. Bei der Cateringtochter Panoramic Gourmet AG stabilisierte sich die finanzielle Situation wieder.

Weiterhin hohe Investitionstätigkeit

Das Investitionsvolumen blieb mit CHF 361,0 Mio. hoch, wenn auch leicht unter dem Spitzenwert des Vorjahres (CHF 415,4 Mio.). In den Substanzerhalt und den Ausbau der Infrastruktur wurden CHF 214,3 Mio. investiert (Vorjahr CHF 203,4 Mio.). Im Verkehr und in den übrigen Segmenten lagen die Investitionen bei CHF 146,7 Mio. (Vorjahr CHF 211,9 Mio.), mit Investitionen hauptsächlich für die laufende Beschaffung der Capricorn-Triebzüge.

Abgeltungsvereinbarungen mit Bund und Kanton

Auf Basis der Leistungs- und Abgeltungsvereinbarungen erhielt die RhB von der öffentlichen Hand Abgeltungen für ungedeckte Betriebskosten und Abschreibungen von insgesamt CHF 231,1 Mio. Davon entfielen CHF 101,7 Mio. auf die Finanzierung des Personenverkehrs, CHF 7,8 Mio. auf den Güterverkehr, CHF 0,2 Mio. auf den Autoverlad Vereina und CHF 121,4 Mio. auf die Infrastruktur (Betrieb und Abschreibungen). Darin enthalten sind auch COVID-19-Finanzhilfen à-fonds-perdu im Personenverkehr und Autoverlad.

Steigende Bilanzsumme und Fremdkapital, enge Überwachung der Liquidität

Die flüssigen Mittel sanken, auch als Folge der deutlich tieferen Erträge und hohen Investitionen, auf rund CHF 92 Mio. Die zusätzlichen Investitionen wurden im Rollmaterial (Beschaffung Capricorn-Triebzüge) durch eine 4. Anleihe im Umfang von CHF 100 Mio. und in der Infrastruktur durch zusätzliche Mittel der Leistungsvereinbarung, insbesondere bedingt durch rückzahlbare Darlehen des Bundes, langfristig finanziert. Die bedingt rückzahlbaren Darlehen von Bund und Kanton erreichten per Ende 2021 ein Total von CHF 2 191 Mio. (59% der Bilanzsumme). Die Bilanzsumme erhöhte sich aufgrund der hohen Investitionstätigkeit auf CHF 3 745 Mio.

Ausblick

Die finanzielle Situation bleibt angespannt und erfordert weiterhin grosse Aufmerksamkeit. Die Modernisierung wird weiter vorangetrieben, um das künftige Angebotskonzept realisieren zu können. Mit neuen, im Jahr 2021 erfolgreich lancierten Produkten wie «100% Valposchiavo» oder «Alpine Cruise» sollen nebst den einheimischen auch internationale Gäste angesprochen werden. Angesichts der Ukraine-Krise bleibt eine Prognose schwierig, wie sich der Krieg auf das Reiseverhalten auswirken wird.

COVID-19-bedingtes Defizit der RhB wird gedeckt
Der Kanton Graubünden übernimmt 20 Prozent, also 3,09 Millionen Franken des COVID-19-bedingten Defizits der Rhätischen Bahn (RhB) des vergangenen Jahres. Insgesamt weist die RhB im Bereich des regionalen Personenverkehrs in Zusammenhang mit COVID-19 ein Defizit von rund 15,45 Millionen Franken aus. Der Defizitdeckung des Kantons vorbehalten bleibt, dass der Bund seinen Anteil von 80 Prozent des Defizits, also rund 12,36 Millionen Franken, übernimmt.

Die Regierung kommt damit einem Gesuch der RhB nach, das auf die gemeinsam von Bund und Kantonen bestellten Leistungen des regionalen Personenverkehrs im Jahr 2021 abzielt. Die Finanzierung des Kantonsbeitrags wurde bereits im Rechnungsjahr 2021 mittels Nachtragskredit sichergestellt. 

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