Die Jungfraubahn Holding AG teilt in einer Ad Hoc-Mitteilung gemäss Art. 53 Kotierungsreglement mit, dass sie im Geschäftsjahr 2021 mit einem Jahresverlust von 0,2 Millionen Franken ein nahezu ausgeglichenes Ergebnis ausweisen kann. Insgesamt erarbeitete die Jungfraubahn-Gruppe einen Betriebsertrag von 130,8 Millionen Franken, was einer Verbesserung um 5,1 Millionen Franken gegenüber 2020 entspricht. Erfreulich ist die Steigerung des EBITDA um 29,1% auf 28,7 Millionen Franken. Das gelang, obschon die weltweite Pandemie auch das Geschäftsjahr 2021 stark negativ beeinflusste und der für die Jungfraubahn-Gruppe so wichtige internationale Reiseverkehr weitgehend ausblieb. Mit dem Krieg in der Ukraine und dessen einschneidenden Folgen für die Bevölkerung bleibt die Weltlage sehr unsicher. In welchem Ausmass dadurch der interkontinentale Tourismus beeinflusst wird, ist noch nicht absehbar.
Im Geschäftsjahr 2021 blieben die Gäste aus den Fernmärkten aufgrund der vielerorts bestehenden Reiserestriktionen erneut weitgehend aus. Das seit Mitte März 2020 eingebrochene Gruppengeschäft sowie der gesamte interkontinentale Tourismus konnte sich bisher nur leicht erholen. Trotz dem schwierigen Marktumfeld erwirtschaftete die Jungfraubahn-Gruppe im 2021 einen EBITDA von 28,7 Millionen Franken.
Der Betriebsertrag betrug 130,8 Millionen Franken, was einer Steigerung um 5,1 Millionen Franken gegenüber dem Vorjahr entspricht. Im Vergleich mit dem Rekordjahr 2019 liegt der Betriebsertrag 2021 um 92,5 Millionen Franken tiefer. Der Verkehrsertrag belief sich auf 78,7 Millionen Franken und lag damit 3,0 Millionen Franken über dem Vorjahr. Während der Verkehrsertrag bei den Segmenten «Jungfraujoch – Top of Europe» und «Erlebnisberge» zugenommen hat, musste im «Wintersport» ein Rückgang von 1,9 Millionen Franken registriert werden. Nach wie vor liegen die Verkehrserträge mehr als 50% unter dem Vorkrisenniveau.
Sparmassnahmen fortgesetzt
Der nach Ausbruch der Krise eingeleitete Sparkurs wurde 2021 fortgesetzt. So gelang es, den Betriebsaufwand um weitere 1,4 Millionen Franken auf 102,0 Millionen Franken zu reduzieren. Damit fällt der Aufwand um 15,3% tiefer aus als im letzten Vorkrisenjahr 2019. Das ist bemerkenswert, da im Dezember 2020 mit dem Eiger Express, dem Parkhaus beim Grindelwald Terminal, einem neuen Shop und vier zusätzlichen Gastronomiebetrieben die Geschäftstätigkeit wie geplant ausgebaut wurde. Auch 2021 leistete ein Grossteil der Belegschaft Kurzarbeit. Das war und ist zentral, um die Arbeitsplätze in der Region zu sichern und den Betrieb bei entsprechender Nachfrage wieder hochzufahren.
Die Abschreibungen erhöhten sich aufgrund der vollständigen Inbetriebnahme des V-Bahn-Projekts um 6,2 Millionen Franken auf 39,6 Millionen Franken. Im Berichtsjahr stellte die Jungfraubahn-Gruppe für besonders stark von Umsatzverlusten betroffene Betriebsteile Gesuche um Härtefallunterstützung. Die vom Kanton verfügte Härtefallunterstützung im Umfang von 11,6 Millionen Franken ist als ausserordentlicher Ertrag ausgewiesen. Schliesslich resultiert nach Steuern ein Jahresverlust von -162’000 Franken (2020 waren es -9,6 Millionen Franken).
Die Konzernbilanz per 31. Dezember 2021 weist ein Eigenkapital von unverändert 597,0 Millionen Franken aus. Dies entspricht einer sehr soliden Eigenkapitalquote von 72,9%. Im Fremdkapital von 222,2 Millionen Franken sind Finanzverbindlichkeiten von 135,0 Millionen Franken enthalten. Davon sind lediglich 45,0 Millionen Franken (gleich wie im Vorjahr) verzinsliche Bankverbindlichkeiten der Jungfraubahn Holding AG.
Hinzu kommt ein Kredit zur Rollmaterialfinanzierung der Bergbahn Lauterbrunnen-Mürren AG von 6,1 Millionen Franken im Rahmen der Erneuerung der Mürrenbahn. Die übrigen 83,9 Millionen Franken sind nicht verzinsliche, grösstenteils bedingt rückzahlbare Darlehen der öffentlichen Hand insbesondere zur Finanzierung von Bahninfrastrukturen.
Jungfraujoch – Top of Europe
Das Jungfraujoch – Top of Europe bleibt trotz Pandemie das bedeutendste Segment der Jungfraubahn-Gruppe. Dies, obwohl die negativen Auswirkungen von Covid-19 in diesem Segment am grössten sind. So lag die Gästezahl zwar 0,7% über dem Vorjahr aber 65,4% unter dem letzten Vorkrisenjahr 2019. Der Nettoumsatz stieg um 5,1 Millionen Franken beziehungsweise 7,4%, auf 74,3 Millionen Franken. Die ausbleibenden Gäste aus Asien konnten mit Besucherinnen und Besuchern aus der Schweiz, Europa und im zweiten Halbjahr aus USA und den Golfstaaten bei Weitem nicht kompensiert werden. Auf Stufe EBITDA resultierten 6,6 Millionen Franken, was einer Steigerung um 3,5 Millionen im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Erlebnisberge
Ein erfreuliches Ergebnis weist das Segment Erlebnisberge auf. Der Nettoumsatz stieg um 21,4% auf 20,5 Millionen Franken und der EBITDA um 55,6% auf 9,1 Millionen Franken. Die einzelnen Bahnen entwickelten sich dabei unterschiedlich. Die Harderbahn konnte ihre Frequenzen um 36,1% steigern und erzielte damit das drittbeste Ergebnis ihrer Geschichte. Auch der Firstbahn gelang eine deutliche Steigerung im Ausflugsverkehr. Bei der Mürrenbahn resultierte ein Rückgang der Frequenzen, was unter anderem auf die beiden mehrwöchigen Unterbrüche wegen der Erneuerungsarbeiten zurückzuführen ist.
Wintersport
Keine Steigerung verzeichnet das Segment Wintersport. Die Zahl der Skier Visits (Erstzutritte) in der gesamten Jungfrau Ski Region (Kooperationsprodukt, an dem die Jungfraubahn-Gruppe mit über 60% beteiligt ist) lag mit 898’300 im Rahmen von 2020. Die Tatsache, dass die Gastronomie in der Saison 2020/2021 auf ein Take-away-Angebot reduziert werden musste, dämpfte die Nachfrage im Wintersport erheblich. Der Nettoumsatz lag mit 29,4 Millionen Franken um 0,9% unter dem Vorjahr. Auf Stufe EBITDA erreicht das Segment Wintersport 2,2 Millionen Franken, was einem Rückgang von 1,5 Millionen Franken im Vergleich zum Geschäftsjahr 2020 entspricht.
Segmentinformationen | |||
Tausend CHF | 2021 | 2020 | Veränderung in % |
Segmentumsätze | |||
Nettoumsatz Jungfraujoch | 74’320 | 69’214 | 7,4% |
Nettoumsatz Erlebnisberge | 20’457 | 16’849 | 21,4% |
Nettoumsatz Wintersport | 29’422 | 29’675 | -0,9% |
Nettoumsatz übrige Segmente* | 42’899 | 42’239 | 1,6% |
Elimination konzerninterne Umsätze | -36’341 | -32’326 | 12,4% |
Total Betriebsertrag | 130’757 | 125’651 | 4,1% |
*Zu den übrigen Segmenten zählen insbesondere das Kraftwerk der Jungfraubahn, die Jungfraubahnen Management AG sowie die Parkhäuser in Grindelwald und Lauterbrunnen.
Investitionen
Insgesamt betrug das Investitionsvolumen der Jungfraubahn-Gruppe im vergangenen Jahr 65,3 Millionen Franken. Davon entfielen 27,9 Millionen Franken auf das V-Bahn-Projekt. Die Investitionen in das Generationenprojekt konnten damit abgeschlossen werden. Insgesamt betragen diese 354 Millionen Franken und liegen damit rund 10% über der ursprünglichen Planung. Davon sind über 5% Mehrwerte. Zum V-Bahn-Projekt gehören nebst den Kernelementen Eiger Express, Grindelwald Terminal und Parkhaus die bereits früher realisierten Erneuerungen des Rollmaterials bei der Wengernalp- und der Jungfraubahn.
Das zweite Grossprojekt in der Jungfraubahn-Gruppe ist das Erneuerungsprogramm der Bergbahn Lauterbrunnen-Mürren, welches als Teil des abgeltungsberechtigten Verkehrs durch den Kanton Bern finanziert wird. Für die gesamte Erneuerung der Mürrenbahn sind Investitionen von gut 50 Millionen Franken vorgesehen. 2021 wurden 15,3 Millionen Franken in den Ersatz des Rollmaterials, die Trassenerneuerung, den Ausbau der Station und der Werkstätte Grütschalp sowie die Station Winteregg investiert. Die umfassende Erneuerung soll bis 2023 abgeschlossen sein.
Auf dem Jungfraujoch konnte die erneuerte Bahnhofshalle mit dem Gleis 3 in Betrieb genommen werden. Zudem startete die Sanierung des Dachs des Gletscherrestaurants. Für diese beiden Investitionsprojekte wurden 7,9 Millionen Franken investiert. Die Wengernalpbahn beschafft neues Rollmaterial für den «Wengen Shuttle». Speziell die Gäste auf der Fahrt von Lauterbrunnen nach Wengen werden davon profitieren. 2021 fielen Anzahlungen von insgesamt 5,2 Millionen Franken an.
Kennzahlen der Konzernrechnung | |||
Tausend CHF | 2021 | 2020 | Veränderung in % |
Betriebsertrag | 130’757 | 125’651 | 4,1% |
Verkehrsertrag | 78’678 | 75’643 | 4,0% |
EBITDA | 28’741 | 22’262 | 29,1% |
Jahresergebnis | -162 | -9’681 | -98,3% |
Free Cashflow | -25’296 | -93’342 | -72,9% |
Personalbestand (Vollzeitstellen) | 637 | 665 | -4,2% |
2021 | 2020 | Veränderung in % | |
Dividende | 0.0 (Antrag) | 0.0 | 0,0% |
Ausblick
Während sich die Erholung der Märkte aufgrund der corona-bedingten Reiserestriktionen um rund ein halbes Jahr verschoben hat, wurden in der Schweiz und einigen europäischen Ländern die Schutzmassnahmen aufgrund der oft milden Verläufe dieser neuen Variante weitgehend aufgehoben. Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung Normalisierung. Die Erholung der Reisetätigkeit ist jedoch nachgelagert.
Die weitere Entwicklung der Pandemie sowie die aktuell angespannte Weltlage aufgrund der kriegerischen Ereignisse in der Ukraine werden den Geschäftsgang der Jungfraubahn-Gruppe im laufenden Jahr beeinflussen. Die Folgen sind zurzeit nicht abschätzbar.
Durch die Pandemie wurde die Verlagerung vom Gruppen- auf das FIT-Geschäft (Free Independent Traveller) beschleunigt. Die damit verbundenen Bedürfnisse nach mehr Komfort, schnellem Reisen und geordneten Abläufen können gerade dank der V-Bahn beim Eiger Express, der neuen Umsteigesituation im Grindelwald Terminal und am Eigergletscher erfüllt werden. Aus den Erfahrungen des ersten Betriebsjahres wurden unter anderem die Besucherführung, die Signaletik sowie die digitale Gästelenkung weiter optimiert. So ist der Betrieb für die Aufnahme eines künftigen Normalbetriebs bestens vorbereitet. Zudem kann mit den guten Anschlüssen der V-Bahn ans Netz des öffentlichen Verkehrs (öV) der nach wie vor bestehenden Zurückhaltung der Gäste gegenüber der öV-Nutzung in Folge der Pandemie entgegengewirkt werden.
Die Produkte der Jungfraubahn-Gruppe bauen auf einem intakten natürlichen und gesellschaftlichen Umfeld auf. Nicht nur deshalb gewichtet das Unternehmen eine nachhaltige Entwicklung hoch.
Daher haben der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung anhand der Sustainable Development Goals (kurz SDG’s) die zu bearbeitenden Nachhaltigkeitsziele festgelegt. Die dazugehörende Umsetzung wird schrittweise erfolgen und sich auch in der Berichterstattung widerspiegeln, wie dies bereits im aktuellen Geschäftsbericht der Fall ist.
Geschäftsbericht und Anträge an GV
Die Generalversammlung der Jungfraubahn Holding AG wird am 16. Mai 2022 in Interlaken durchgeführt. Zum ersten Mal nach zwei Jahren findet diese wieder mit den physisch anwesenden Aktionärinnen und Aktionäre statt. Aufgrund der weiterhin herausfordernden Situation schlägt der Verwaltungsrat vor, auf eine Dividende zu verzichten.
Als Nachfolger des langjährigen VR-Präsidenten Prof. Dr. Thomas Bieger wird Heinz Karrer zur Wahl als neuer Präsident vorgeschlagen. Neu in den Verwaltungsrat gewählt werden sollen Catherine Mühlemann und Thomas Ruoff, wie die Jungfraubahn Holding AG bereits am 24. Februar 2022 kommuniziert hat.
Der Geschäftsbericht der Jungfraubahn Holding AG wurde für das Berichtsjahr 2021 als Online-Ausgabe erstellt.
Links
- Der Online-Geschäftsbericht 2021 ist unter folgendem Link veröffentlicht: www.jungfrau.ch/geschaeftsbericht2021/
- Traktandenliste der Generalversammlung 2022
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