Zentralbahn: Anspruchsvolles Geschäftsjahr 2021

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 23. Juli 2022 veröffentlicht.

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Meiringen Innertkirchen Gelenktriebwagen Be 125 013_ZB
Der Gelenktriebwagen Be 125 013 wurde von der ehemaligen Meiringen-Innertkirchen-Bahn (MIB) übernommen, dass Gleichstromfahrzeug verkehrt ausschliesslich zwischen Meiringen und Innertkirchen. / Quelle: ZB

Die Auswirkungen der Pandemie prägten das Geschäftsjahr 2021 der Zentralbahn.
Die Situation in den internationalen Märkten war fragil. Der nationale Reise- und regionale Pendlerverkehr erholte sich leicht, erreichte jedoch nicht das Niveau vom Jahr 2019. Entsprechend ist die finanzielle Situation der Zentralbahn anspruchsvoll. Die Personenverkehrserträge betrugen 25.7 Mio. CHF. Insgesamt hat die Zentralbahn 7.8 Mio. Gäste transportiert, wie sie an der Generalversammlung vom 30. Juni 2022 bekannt gab.

Die finanzielle Situation der Zentralbahn blieb auch im Geschäftsjahr 2021 anspruchsvoll. Das vom Bundesrat und Parlament bewilligte zweite Massnahmenpaket zur COVID-19-Unterstützung des öffentlichen Verkehrs half der Branche, so auch der Zentralbahn.

Die wichtigsten Zahlen:

  • Im Jahr 2021 verzeichnete die Zentralbahn einen Zuwachs bei den Personenkilometern von 9.0% auf 109.8 Millionen Kilometer gegenüber dem Vorjahr (2019: 190.8 Kilometer).
  • Der Verlust schlug mit 1.1 Mio. CHF zu Buche.
  • Im Jahr 2021 beförderte die Zentralbahn 7.8 Millionen Gäste, ein Plus von 14% gegen-über dem Vorjahr (2019: 10.3 Millionen).
  • Der Kostendeckungsgrad stieg von 38.8% auf 41.9% (2019: 64.6%).
  • 98.6% der Reisenden erreichten ihr Ziel pünktlich (2020: 98.3% / 2019: 95.9%).

Die Entwicklung im Vergleich zum Jahr 2020 / Jahr 2019 (Anzahl Fahrgäste in Klammern):

  • IR Luzern–Interlaken Ost + 7% / – 41% (1.47 Mio.)
  • IR Luzern–Engelberg + 2% / – 30% (1.11 Mio.)
  • S4 Luzern–Stans / Wolfenschiessen + 12% / – 17% (2.10 Mio.)
  • S5 Luzern–Giswil + 15% / – 15% (2.35 Mio.)
  • S44 Luzern–Stans + 18% / – 15% (0.12 Mio.)
  • S55 Luzern–Sachseln + 17% / – 29% (0.05 Mio.)
  • Regio Meiringen–Interlaken Ost + 13% / – 21% (0.41 Mio.)
  • Regio Meringen–Innertkirchen – 10% / – 10% (0.23 Mio.)

Folgende Meilensteine der Vorwärtsstrategie konnten im Jahr 2021 erfolgreich umgesetzt werden:

Vertragsunterzeichnung neues Rollmaterial

Mit der Lieferantin Stadler Rail AG wurde der Vertrag zur Beschaffung von zwei siebenteiligen Triebzügen vom Typ ADLER und sieben dreiteiligen Triebzügen vom Typ FINK im Februar unterschrieben.

Totalsperre Engelbergertal

Die Zentralbahn erneuerte die Fahrbahn auf verschiedenen Streckenabschnitten zwischen Stansstad und Engelberg. Im Rahmen der zwei Hauptprojekte Unterbauerneuerung «Gerbi – Stans» und «Totalumbau Engelbergertal» wurden auf rund vier Kilometern die Fahrbahn und der Unterbau erneuert.

Adhäsions-Bergtriebzug

Für die Überwindung der Steilstrecken am Brünig werden heute Zahnradfahrzeuge eingesetzt. Mit neuer Technik und anderen Fahrzeugkonzepten können bereits heute grosse Steigungen ohne Zahnrad umgesetzt werden. Im Dezember wurden erste Testfahrten im Tunnel Engelberg mit einem Adhäsions-Bergtriebzug durchgeführt. Ein wichtiger Schritt in der weiteren Abklärung der Machbarkeit eines Adhäsions-Bergtriebzuges.

Bau der Doppelspur Bahnhof Luzern 

Im Bahnhof Luzern wurde die Doppelspur realisiert. Sie ermöglicht die Einführung der neuen S41 Luzern – Horw sowie weitere Angebotsausbauten. Für die Kundschaft ergibt sich durch die Doppelspur ein grösseres Angebot und eine sehr hohe Fahrplanstabilität der Züge bei der Ein- und Ausfahrt in den Bahnhof Luzern.

Audits: IKT-Resilienz und ISO-Rezertifizierung 

Die Eidgenössische Finanzkommission (EFK) hat im Jahr 2020 die IKT-Resilienz (Informations- und Kommunikationstechnologien) der kritischen Infrastrukturen geprüft und den Bericht im Juni 2021 veröffentlicht. Die Zentralbahn schnitt dabei gut ab. Sechs Massnahmen zu den wenigen Hinweisen wurden definiert und umgesetzt.  

Eine weitere Herausforderung stellte die alle drei Jahre stattfindende Rezertifizierung nach ISO 9001.2015 dar. Der Zentralbahn wurde das Zertifikat erteilt.

Sonnenstrom für die Werkstatthalle 

Das Elektrizitätswerk Nidwalden (EWN) erstellte in Zusammenarbeit mit der Zentralbahn eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach der neuen Werkstatt in Stansstad. Auf einer Fläche von 900 Quadratmetern werden seit Sommer 2021 pro Tag durchschnittlich 700 kWh Strom für die Zentralbahn sowie für die Kundschaft des EWN produziert.

Auszeichnung Friendly Work Space und Mitarbeitendenzufriedenheit 

Bereits zum dritten Mal in Folge wurde die Zentralbahn von der Gesundheitsförderung Schweiz mit dem renommierten Label «Friendly Work Space» ausgezeichnet. Mit der erfolgreichen Rezertifizierung verpflichtet sich die Zentralbahn, den Mitarbeitenden auch künftig vor-bildliche Arbeitsbedingungen bieten zu können.

Unterbrüche aufgrund Erdrutsch/Hochwasser 

Der Juli war in seiner ersten Hälfte nass und das Wetter instabil wie bereits im Juni. Die Pegel der Flüsse und Seen im Einzugsgebiet der Zentralbahn stiegen in der ersten Juliwoche stark an. Diverse Streckenabschnitte mussten aus Sicherheitsgründen gesperrt werden. Während mehrerer Tage verkehrten auf den betroffenen Abschnitten Bahnersatzbusse.

Post und Zentralbahn unter einem Dach 

Der Alltag ist heute digitaler, die klassische Filiale der Post wird weniger genutzt. Dank der guten Zusammenarbeit der Post und der Zentralbahn können seit April 2021 sowohl Einheimische als auch Touristinnen und Touristen ihre Postgeschäfte im Bahnhof Engelberg erledigen.

Kundenzufriedenheitsumfrage 

Im Herbst haben Kundinnen und Kunden der Zentralbahn an der Kundenzufriedenheitsumfrage 2021 der Kantone Luzern, Nidwalden, Obwalden, Schwyz und Zug teilgenommen. Die Kundenzufriedenheit konnte in der anspruchsvollen Pandemiezeit über alle Linien auf ho-hem Niveau von 80 Punkten gehalten werden. Die Zentralbahn wurde in der Umfrage als zweitbeste Transportunternehmung bewertet.

Ausblick

Das vom Bundesrat und Parlament bewilligte zweite Massnahmenpaket zur Unterstützung  
des öffentlichen Verkehrs mildert die finanziell anspruchsvolle Situation. Die Verantwortlichen der Zentralbahn beabsichtigen jedoch, langfristig wieder den bis zum Jahr 2019 gewohnt hohen Kostendeckungsgrad zu erreichen und unabhängiger von Subventionen der öffentlichen Hand zu werden. Die Fernmärkte werden diversifiziert und Individualreisende gefördert. Im nationalen Bereich wird die Position als attraktive Zubringerin zu verschiedenen Freizeitzielen gestärkt. Als verlässliche Partnerin für die Pendlerinnen und Pendler ist das Bahnunternehmen auch künftig unterwegs. Mit Sparmassnahmen werden die Kosten nochmals reduziert, ohne dabei den operativen Bahnbetrieb zu tangieren.

Generalversammlung

Nach zwei Jahren Corona bedingter Pause fand die diesjährige Generalversammlung mit den Aktionären und Gästen am 30. Juni 2022 im Culinarium Alpinum in Stans statt.

Nebst den Standardbeschlusstraktanden fand eine Erneuerungs- und Neuwahl des Verwaltungsrates statt. Dabei sind Alfred Bossard, Vertreter des Kantons Nidwalden; Maya Büchi-Kaiser, Vertreterin des Kantons Obwalden sowie Paul Blumenthal, Vertreter der SBB, aus dem Verwaltungsrat ausgeschieden.

Neu gewählt wurden Michel Berchtold, Vertreter der SBB; Michèle Blöchliger, Vertreterin des Kantons Nidwalden sowie Daniel Wyler, Vertreter des Kantons Obwalden.

Die bisherigen Verwaltungsräte Urban Ehret, Vertreter der SBB; Peter Flück, Vertreter des Bundes; Philippe Gauderon, Vertreter der SBB sowie Toni Häne, Vertreter SBB, wurden für die nächste Periode bestätigt.

Mitglieder des Verwaltungsrates

Der Verwaltungsrat der Zentralbahn (in alphabetischer Reihenfolge): Michel Berchtold, Thun (SBB); Michèle Blöchliger, Hergiswil (Kanton Nidwalden); Urban Ehret, Breisach/Bern (SBB); Peter Flück, Brienz (Bund); Philippe Gauderon, Grolley (SBB); Toni Häne, Verwaltungsratspräsident, Moosseedorf (SBB); Daniel Wyler, Engelberg (Kanton Obwalden).


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