Die Jungfraubahn Holding AG teilt mit, dass die Jungfraubahn-Gruppe auf ein erfolgreiches erstes Semester 2022 zurückblicken kann. Nachdem 2020 und 2021 aufgrund der Pandemie deutliche Verluste verzeichnet wurden, weist die Jungfraubahn-Gruppe im ersten Halbjahr 2022 einen Gewinn von CHF 15,3 Mio. aus. Alle Segmente haben bei günstigen Witterungsbedingungen zu dieser erfreulichen Entwicklung beigetragen. Nach zwei Pandemiejahren ist bei den Gästen ein Nachholbedarf spürbar: Im Wintersport wurde die bisher beste Saison 2007/2008 egalisiert. Die Erlebnisberge näherten sich dem Vorkrisenniveau an und die Besucherzahl auf dem Jungfraujoch – Top of Europe konnte gegenüber dem Vorjahr um fast 50% gesteigert werden, liegt aber immer noch 57% unter jener von 2019. Nur schleppend voran geht die Erholung der internationalen Gruppenreisemärkte, insbesondere Asiens, aufgrund der vielschichtigen Unsicherheit bezüglich Reiseeinschränkungen und Flugkapazitäten. Für das zweite Halbjahr ist die Jungfraubahn-Gruppe verhalten optimistisch und geht von einer weiteren, schrittweisen Normalisierung aus.
Das Unternehmen hat in der Krise gelernt, rasch und konsequent auf sich verändernde Gegebenheiten zu reagieren. Diese Anpassungsfähigkeit erlaubt es, mit einem optimierten Ressourceneinsatz auf die rasch variierende Nachfrage in den verschiedenen Segmenten einzugehen und sich eröffnende Chancen zu nutzen.
Besucherfrequenz 1.1.-30.6. | 2022 | 2021 | Veränderung in % |
Jungfraujoch (Berg an) | 204 600 | 137 400 | 48,9% |
Skier Visits Jungfrau Ski Region | 1 057 500 | 706 000 | 49,8% |
Netto-Verkeherserträge | in TCHF | in TCHF | in % |
Jungfraujoch – Top of Europe | 26 573 | 14 510 | 83,1% |
Erlebnisberge | 8 803 | 3 852 | 128.5% |
Wintersport | 27 471 | 16 391 | 67,6% |
Total Verkehrsertrag | 62 847 | 34 753 | 80,8% |
Steigende Frequenzen beim Jungfraujoch – Top of Europe
Positiv haben sich die Zahlen der Besucherinnen und Besucher des Jungfraujochs – Top of Europe im ersten Halbjahr entwickelt. Hauptgründe dafür waren einerseits die V-Bahn und die starke Kundenorientierung, andererseits das meist gute Wetter sowie das Ende der Corona-Beschränkungen. Von Januar bis März waren es vor allem Schweizerinnen und Schweizer, die das Jungfraujoch besuchten. Mit dem Ende der letzten Corona-Massnahmen nahmen ab April auch die Besuche der internationalen Gäste zu. Insgesamt reisten 204’600 Gäste zum Jungfraujoch – Top of Europe. Dies entspricht einer Zunahme von 48,9% im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch liegt die Besucherzahl 57% unter jener von 2019, da die Touristinnen und Touristen aus den asiatischen Ländern bei sich zuhause nach wie vor Corona-Restriktionen haben, welche die Reisetätigkeit einschränken oder sogar verunmöglichen. Zudem fehlt es an Flugverbindungen und es gibt Engpässe bei der Visa-Ausstellung. Dies führt dazu, dass Gruppenreisen nach wie vor weitgehend ausbleiben.
Der Nettoverkehrsertrag im Segment Jungfraujoch – Top of Europe betrug CHF 26,6 Mio., was einer überproportionalen Steigerung von 83,1% entspricht. Dazu beigetragen haben insbesondere der Gästemix mit einem erhöhten Anteil ausländischer Individualreisender und die im Vergleich mit dem Vorjahr deutlich weniger genutzten Promotionen.
Mehr Gäste auf den Erlebnisbergen – Rekord bei Wintersaison egalisiert
Bei den Erlebnisbergen verzeichnete die Jungfraubahn-Gruppe einen Netto-Verkehrsertrag von CHF 8,8 Mio., was einer Zunahme von 129% entspricht. Die Gästezahlen bei den Erlebnisbergen erreichten mit Ausnahme der Bergbahn Lauterbrunnen-Mürren wieder die Vor-Pandemie-Werte von 2019. Die Harderbahn erreichte im ersten Halbjahr 2022 mit 194’000 Berg- und Talfahrten ein Plus von 145,4% (gegenüber 79’000 Berg- und Talfahrten im gleichen Zeitraum 2021). Bei der Firstbahn waren es im ersten Halbjahr 150’000 Gäste (Tal ab), was gegenüber dem gleichen Zeitraum 2021 einem Plus von 128,9% (65’500 Gäste 2021) entspricht. Die Bergbahn Lauterbrunnen-Mürren (BLM) hatte mit 108’500 Besucherinnen und Besuchern 129,0% mehr Gäste als im gleichen Zeitraum 2021 (Tal ab 47’400 Gäste).
In der Berichtsperiode 2022 wurden 1’057’500 Skier Visits (Erstzutritte) verzeichnet. Das sind 49,8% mehr als in der gleichen Zeitspanne 2021. Bezogen auf die gesamte Wintersaison 2021/2022 konnte mit 1’249’760 Skier Visits der Rekord der Wintersaison 2007/2008 mit 1’251’000 Skier Visits praktisch egalisiert werden. Für die hohen Frequenzen gibt es einen Grund: Die Realisierung der V-Bahn hat die Jungfrau Ski Region beim Wintersport zurück in die «Champions League» gebracht.
Damit hat sich in der zweiten Wintersaison mit V-Bahn bestätigt, dass die neuen Bahnen Eiger Express und Männlichenbahn für den Wintersport in der Jungfrau Ski Region eine beachtliche Attraktivitätssteigerung bedeuten. Der anteilige Nettoverkehrsertrag der Jungfraubahn-Gruppe aus dem Wintersport erhöhte sich in der Berichtsperiode um CHF 11,1 Mio. bzw. 67,6% auf den neuen Rekordwert von CHF 27,5 Mio.
Wichtige Projekte zur besseren Erschliessung der autofreien Orte
Die autofreien Orte Wengen und Mürren werden dank laufender Projekte künftig auf noch bessere öV-Anschlüsse zählen können. Bei der Adhäsionsbahn Grütschalp-Mürren sind die Arbeiten für die die Gesamterneuerung auf Kurs. Aktuell läuft der Umbau des Bahnhofs Mürren auf Hochtouren. Der Bahnhof wird den heutigen Anforderungen an hindernisfreie Zugänge zum Zug und stufenfreie Einstiege in den Zug angepasst. Im November soll die sanierte Station Mürren in Betrieb genommen werden. Im Oktober erfolgt zudem eine weitere Intensivbauphase für die Gleis-Erneuerung. Das Gesamtprojekt umfasst eine Investitionssumme von CHF 63 Mio., die durch den Kanton Bern sichergestellt sind.
Wie das neue Rollmaterial der Mürrenbahn wird auch der Wengen Shuttle auf den Fahrplanwechsel im Dezember 2023 den Betrieb aufnehmen. Bereits jetzt können die drei neuen Loks auf dem Streckennetz der Wengernalpbahn (WAB) bei sogenannten Inbetriebsetzungsfahrten gesichtet werden. Der Wengen Shuttle wird das öV-Angebot zwischen Lauterbrunnen und Wengen verdichten und den Anreisenden nach Wengen mehr Platz fürs Gepäck und weitere Gegenstände bieten. Damit steigert die Jungfraubahn Holding AG die Attraktivität des bereits sehr guten öV-Anschlusses.
Im Wintersport ist die Nutzung des öffentlichen Verkehrs dank der V-Bahn mit einem durchschnittlichen Zeitgewinn von 47 Minuten ab Interlaken Ost bis auf die Skipiste wesentlich attraktiver geworden. Ab der kommenden Wintersaison 2022/2023 wird zudem die Anreise ab Interlaken Ost mit der Berner Oberland-Bahn (BOB) bei allen Wintersportpässen inbegriffen sein.
Nachhaltigkeit
Die Förderung von Schiene statt Strasse ist ein wesentlicher Teil der Nachhaltigkeitsstrategie der Jungfraubahn-Gruppe. Angestrebt wird ein integriertes Nachhaltigkeitsmanagement mit Blick auf die für die Unternehmung zentralen sieben Sustainable Development Goals (SDGs). Parallel dazu erfolgt der Ausbau der Berichterstattung gemäss Global Reporting Initiative (GRI) Standards. Im ersten Halbjahr 2022 wurden die Massnahmen im Zusammenhang mit den sieben ausgewählten SDGs in Workshops verfeinert und konkretisiert sowie in allen Geschäftsbereichen verankert. Zur Abbildung des CO2-Fussabdrucks der Unternehmung wurden erste Schritte eingeleitet. Letzteres geschieht auch in Zusammenhang mit dem Projekt der Universität Bern «CO2-neutrale Tourismusregion Oberland Ost». Bereits 2023 wird zudem die ISO-Zertifizierung 14001 im Umweltmanagement erfolgen.
Ausblick
Der Trend des ersten Halbjahres 2022 setzte sich in den Hochsaisonmonaten Juli und August fort. Der Geschäftsverlauf im zweiten Halbjahr 2022 wird weiterhin geprägt sein von den globalen Unsicherheiten, die von der Unternehmung nicht beeinflusst werden können: Der Entwicklung der Corona-Situation, dem Krieg in der Ukraine, der allgemeinen globalen Konjunktur-, Preis- und Währungsentwicklung sowie Engpässen bei den interkontinentalen Flugverbindungen und Visa-Ausstellungen in gewissen asiatischen Ländern.
Trotz des erfreulichen ersten Halbjahres ist und bleibt 2022 ein Übergangsjahr mit vielen Unbekannten. Für das Geschäftsjahr 2023 hofft die Jungfraubahn-Gruppe, einen weiteren Schritt zurück in Richtung der Ergebnisse vor der Pandemie zu machen. Hierzu ist eine weitere Normalisierung der internationalen Reisemärkte – insbesondere bei den Gruppenreisen – notwendig.
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