Am 23. September 2020 hat die SBB zusammen mit Aargauer und Solothurner Blaulichtorganisationen im Eppenbergtunnel ein Szenario simuliert und so für den Ernstfall geübt. Die Zusammenarbeit lief reibungslos. Während der Übung kam es zu einem Zwischenfall mit einer verletzten Person.
Rund 300 Figurantinnen und Figuranten, 50 Übungsleitende, Betriebspersonal und Beobachtende sowie die rund 400 Beübten aus Kantonspolizei Solothurn und Aargau, SBB Transportpolizei, SBB Intervention, SBB Care Team, Sanitäten der Kantone Solothurn und Aargau sowie regionalen Feuerwehren haben sich am Mittwochmorgen getroffen, um gemeinsam die Bewältigung eines Grossereignis im Eppenbergtunnel zu üben. Ziel war es, anhand eines möglichst realistischen Szenarios die Zusammenarbeit und die Abläufe zu testen.
Wie die Übung BELLAWERDE 2020 verlief und warum die SBB überhaupt in Tunnels den Ernstfall probt, beantwortet Philipp Zimmermann, SBB Projekt- und Übungsleiter, im Kurzinterview.
Wie ist die Übung gelaufen?
Die Übung konnte dank dem grossen Einsatz von allen involvierten Partnern und der Figurantinnen und Figuranten wie geplant durchgeführt werden. Dank den Freiwilligen konnten wir ein möglichst realistisches Beispiel eines Ernstfalls für die Einsatzkräfte simulieren. Es war uns wichtig, diese Übung trotz der Corona-Pandemie durchzuführen. Nur so können wir vor der Inbetriebnahme aufzeigen, dass der Tunnel sicher ist, der Einsatzplan, den wir mit unseren Partnern der Blaulichtorganisationen entwickelt haben, hieb- und stichfest ist und alle involvierten Einsatzkräfte mit dem Plan vertraut sind.
Während der Übung kam es zu einem Zwischenfall. Was ist passiert?
Ja, leider. Wir bedauern sehr, dass sich eine Figurantin verletzt hat. Wir wünschen ihr gute und rasche Genesung. Es ist nun Sache der zuständigen Behörden zu klären, was genau vorgefallen ist.
Was unterscheidet diese Übung von anderen Übungen wie etwa jener im Bözbergtunnel vor sechs Wochen?
Es gibt mehrere Unterschiede: Einerseits ist das Einsatzhandbuch ein anderes. Dieses ist für die Planung und die Durchführung massgeblich. Andererseits ist die Infrastruktur eine ganz andere. Der Eppenbergtunnel ist im Gegensatz zum Bözbergtunnel mit zwei vertikalen Notausstiegen und einem horizontalen Notausgang ausgerüstet. Obwohl der Tunnel sich auf solothurnischem Kantonsgebiet befindet, werden auch Einsatzkräfte des Kantons Aargau in der Ereignisbewältigung eingesetzt. Der Sanitätsdienst des Kantons Aargau war beispielsweise mit einer Sanitätsnothilfestelle an der Aarauerstrasse, und die Feuerwehr Aarau stand beim Portal Wöschnau im Einsatz.
Was wird dir von dieser Rettungsübung in Erinnerung bleiben?
Die gelungene Zusammenarbeit mit den Einsatzkräften und das Engagement der FigurantenSolch eine Übung simuliert ein nur sehr selten vorkommendes Grossereignis. Die Gelegenheit mit allen Partnern ein solches Szenario durchzuspielen ist immer sehr lehrreich und bringt allen Beteiligten sehr viele Erkenntnisse, die nicht nur für Bahnereignisse Gültigkeit haben. Und natürlich sind wir in Gedanken bei der verletzten Figurantin.
Probefahrten im Tunnel ab 12. Oktober
Nach der erfolgreichen Durchführung der Probefahrten, die ab dem 12. Oktober durchgeführt werden, geht der Eppenbergtunnel mit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember 2020 in Betrieb. Bis im April 2021 werden Abschlussarbeiten zwischen Dulliken und Däniken und in der Wöschnau vorgenommen. In der Wöschnau wird das bestehende Gleis parallel zum Einspurtunnel Wöschnau nach Süden in die definitive Lage verschoben. Diese Arbeiten können erst ausgeführt werden, wenn der Eppenbergtunnel in Betrieb ist. Die Gleisarbeiten zwischen Dulliken und Däniken wurden durch die Corona-Pandemie verzögert und können im März 2021 mit dem Einbau der Gleise, der Fahrleitung und den weiteren Bahntechnikelementen abgeschlossen werden, sodass die Züge ab April 2021 auf vier Gleisen zwischen Dulliken und Däniken unterwegs sein können und damit für mehr Zug auf der Ost-West-Achse sorgen.
Über das Bauprojekt |
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Mit dem Vierspurausbau Olten–Aarau (Eppenbergtunnel) beheben Bund und SBB eines der grössten Nadelöhre im Mittelland. Das 855-Millionen-Franken-Projekt umfasst im Wesentlichen Ausbauten in der Zufahrt Olten, ein viertes, 2,5 Kilometer langes Gleis zwischen Dulliken und Däniken und den doppelspurigen, drei Kilometer langen Eppenbergtunnel sowie umfangreiche Massnahmen zu dessen Anbindung. Er ermöglicht ab Ende 2020 unter anderem: – Im Regionalverkehr ermöglicht der Vierspurausbau künftig einen ganztägigen Halbstundentakt für Schönenwerd und Däniken. Heute verkehren die Regionalverkehrszüge zwischen Olten und Aarau nur in der Hauptverkehrszeit im Halbstundentakt. – Ausserdem wird eine neue, schnelle Direktverbindung von Zofingen nach Aarau (ohne Halt zwischen Olten und Aarau) möglich. Auch das S-Bahn-Angebot zwischen Aarau, Lenzburg und Zürich wird in den Hauptverkehrszeiten zu einem Halbstundentakt ausgebaut. – Im Fernverkehr hilft der Vierspurausbau mit, in der Hauptverkehrszeit einen Intercity-Viertelstundentakt zwischen Bern und Zürich zu ermöglichen. Der Zeitpunkt der Einführung ist derzeit noch offen und hängt unter anderem vom Ausbau des Knoten Bern ab. – Der Vierspurausbau ist zudem eine zentrale Voraussetzung, damit künftige Ausbauprojekte auf der Ost–West-Achse einen möglichst grossen Nutzen für die Kundinnen und Kunden entfalten. – Im Güterverkehr stellt der Vierspurausbau sicher, dass trotz den geplanten Verkehrszunahmen im Personenverkehr genügend Kapazitäten vorhanden sind, um auf diesem Abschnitt die erforderlichen Gütermengen schnell und sicher zu befördern. Weitere Informationen zum Projekt sind auf www.sbb.ch/eppenberg aufgeschaltet. |
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