Der Blick schrieb am 24. November 2022 fälschlicherweise, die SBB wolle den Bahnstrom auf Kosten der Passagiere vergolden. Fakt ist, dass die SBB wegen Trockenheit und Mangellage 2022 beim Bahnstrom einen Verlust von rund 180 Mio. Franken machen wird. Von Gesetzes wegen muss Bahnstrom jedoch kostendeckend sein.
Wenn das Gesetz eine kostendeckende Bahnstromversorgung vorschreibt, ist eine Erhöhung des Bahnstrompreises leider unumgänglich. Wie hoch diese ausfällt, darüber spricht die SBB aktuell mit dem Bundesamt für Verkehr (BAV).
Die Schlussfolgerung des Blicks, die SBB wolle den Bahnstrom vergolden, ist jedoch falsch. Der Artikel suggeriert zudem, dass wegen der Preiserhöhung beim Bahnstrom auch die Bahnbillette teurer geworden wären. Auch das ist falsch. Im Personenverkehr bleiben die Preise 2023 stabil und werden nicht erhöht.
Die dritte falsche Behauptung: Der Blick spekuliert, dass sich die Mehrkosten für die SBB wegen der vielen eigenen Kraftwerke in Grenzen halten würden. Wenn das der Fall wäre, würde nicht ein Verlust im dreistelligen Millionenbereich drohen. Wegen der Trockenheit wird die SBB 2022 deutlich weniger als die üblichen 90 Prozent des Bahnstroms selber produzieren können. In regenreichen Jahren hat die SBB auch schon 100 Prozent selber produziert.
Bahnstrom muss kostendeckend produziert werden
Im Detail zur Ausgangslage beim Bahnstrom: Die SBB versorgt im Auftrag des Bundesamts für Verkehr als Systemführerin die Normalspurbahnen der Schweiz mit Bahnstrom. Der Preis wird vom BAV festgelegt. Das System ist reguliert. Laut Gesetz muss der Bahnstrompreis die Kosten der Bahnstromversorgung decken. Dies beinhaltet auch Investitionen zum Erhalt des Bahnstromnetzes.
Die grosse Herausforderung: Mit dem aktuellen Bahnstrompreis sind die Kosten der Bahnstromversorgung nicht gedeckt. Im Gegenteil: Die SBB wird beim Bahnstrom in diesem Jahr einen Verlust in mindestens dreistelliger Millionenhöhe erleiden. Bei aktuellen Marktverhältnissen sind es 180 Millionen Franken. Gründe sind erstens die geringere Energieproduktion wegen der extremen Trockenheit. Zweitens hat die SBB Strom am Markt zugekauft, um für eine mögliche Mangellage Reserve an eigenem Strom zu haben – in Form von vollen Stauseen.
BAV entscheidet über Erhöhung von Bahnstrompreis
Deshalb hat die SBB im August 2022 eine Erhöhung des Bahnstrompreises von 10 Rappen für die nächsten zwei Jahre beantragt. Die Energiepreise waren im Sommer aufgrund der Energiekrise sehr hoch. In der Zwischenzeit hat sich der Markt etwas beruhigt. Aus diesem Grund hat die SBB den Antrag zur Erhöhung angepasst. Der Preis soll weniger stark steigen, dafür über mehrere Jahre auf diesem Niveau bleiben. Darüber spricht die SBB aktuell mit dem BAV. Der Entscheid liegt beim BAV. Die SBB liefert die Fakten.
Die SBB ist sich bewusst, dass der teurere Bahnstrom für die Transportunternehmen zu Mehrkosten führt. Die SBB ist selber zweifach betroffen: mit dem eigenen Personenverkehr und mit SBB Cargo. Im Personenverkehr sind die Preise für 2023 bestimmt. Diese bleiben stabil und werden nicht erhöht. Ob die ÖV-Preise für 2024 angepasst werden müssen, diskutiert die ÖV-Branche im kommenden Jahr. Dies liegt in der Verantwortung von Alliance Swiss Pass. Im Güterverkehr liegt die Verantwortung bei den Transportunternehmen, wie sie die Kosten verrechnen.
Unabhängigkeit in Bahnstromversorgung hat ihren Preis
Zusätzlich hat die Energiekrise verdeutlicht, dass Robustheit und Unabhängigkeit der schweizerischen Bahnstromversorgung zu stärken sind. Dies ist möglich durch den Ausbau der einheimischen Potentiale. Die Finanzierung solcher Projekte ist mit dem aktuellen Bahnstrompreis und auch mit der geforderten Erhöhung nicht sichergestellt.
Links
MeinungEigene Meinung zum Thema?Jetzt kommentieren |
Wieder einmal typisch *Blick*. Irgend etwas gehört, dann sofort einen reisserischen nicht recherschierten Artikel schreiben.Viele *Blick*-Leser glauben dann den Mist noch. Daraus entstehen dann die sogenannten Stammtisch-Lügen.
Typisch für das peinliche springiesche Brunz- und Schwurbeljournalismus-Blablatt! Bin ich mit dem Zug zwischen Olten und Luzern unterwegs merke ich immer, wenn der Zug in Zofingen durchfährt. Es seichelt dann nämlich jeweils von Springier-Gebäude her penetrant.
@Dauerkommentator-Tipper Belser: Der Blick wird schon seit Jahren nicht mehr in Zofingen gedruckt – und auch die Redaktion befindet sich im Zürcher Seefeld. Wenn, dann müsste es dort entsprechend riechen…