Eröffnung neue Waldenburgerbahn

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 07. Dezember 2022 veröffentlicht.

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Tramlink-Doppeltraktion - Be 6/8 102 führend - der Waldenburgerbahn (WB) bei einer Testfahrt am 16. September 2022. / Quelle BLT

Sieben Jahre nach dem Projektstart nahm die BLT den Betrieb der neuen Waldenburgerbahn zum Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2022 auf. Direktor Andreas Büttiker sprach an der Medienkonferenz im neuen Bahnhof Waldenburg von «der modernsten Meterspurbahn Europas». Fahrzeuge und Infrastruktur sind mit einem digitalen Zugsteuerungs- und Zugsicherungssystem ausgerüstet, was im Meterspurbereich einen neuen Standard setzt, und die Skalierung hin zu einem autonomen Betrieb ermöglicht.

Mit der neuen Waldenburgerbahn (WB) erhält das Tal zwischen Waldenburg und Liestal eine attraktive, moderne öV-Verbindung. Sowohl die Infrastruktur der 13 Kilometer langen Strecke als auch die neuen Züge entsprechen dem neuesten Stand der Bahntechnik. Zeitgemässe Haltestellen entlang der Strecke und ein architektonisch bemerkenswertes Bahnhofsgebäude in Waldenburg stehen als sichtbare Zeichen für die neue Epoche der WB.

Vom Projektstart 2016 bis zur Aufnahme des Betriebs im Dezember 2022 sind lediglich sieben Jahre vergangen.

«Angesichts der komplexen Aufgabe und dem grossen Zeitdruck halte ich das für eine bemerkenswerte Leistung»

, sagte BLT Direktor Andreas Büttiker an der Medienkonferenz in Waldenburg.

Ein aufwändiges Plangenehmigungsverfahren, Grundstückverhandlungen mit 256 Anstössern, Beschaffung von neuem Rollmaterial, Aufbau einer vollständig neuen Infrastruktur, Unvorhergesehenes wie der Hangabtrag in Hölstein und dazu noch die Coronapandemie – die BLT sei gefordert gewesen, wie noch selten. In Anbetracht der Tatsache, dass die BLT im Jahr 2016 als Eröffnungstermin den Fahrplanwechsel vom 11. Dezember 2022 festgelegt hatte, «haben wir eine Punktlandung geliefert», sagte Büttiker.

Moderate Kostenüberschreitung

Für die Infrastruktur wurden 320 Millionen Franken budgetiert, schlussendlich wird das Bauwerk 345 Millionen Franken kosten, 8% mehr als vorgesehen. Das Kostenplus von 25 Millionen Franken ist auf drei Faktoren zurückzuführen: Nicht vorhersehbare Rahmenbedingungen im Bereich des Hochwasserschutzes, Beschleunigungsmassnahmen aufgrund des hohen Zeitdrucks sowie eine ausserordentliche Bauteuerung. Das Rollmaterial kostet 54 Millionen Franken, geplant waren 60 Millionen. Der um 10% tiefere Beschaffungspreis ist unter anderem auf die gemeinsame Beschaffung mit der Aargau Verkehr AG zurückzuführen.

Um das ambitionierte Eröffnungsziel zu erreichen, wurde eine Taskforce eingesetzt. Diese hatte die Aufgabe, die Bauphasen und das Verkehrsregime aktiv zu begleiten und für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen.

«Dieses Vorgehen hat sich, wie wir jetzt sehen, sehr bewährt»

, erklärte Reto Rotzler, Leiter Infrastruktur, gegenüber den Medien.

Der Bau der neuen WB war nicht zuletzt auch eine logistische Herausforderung. Im engen Tal mussten nicht nur Unmengen an Material gelagert, sondern auch der Verkehr aufrechterhalten werden. Für die anspruchsvolle Aufgabe wurde ein detailliertes Baulogistik- und Verkehrskonzept erstellt. Um dazu einige Zahlen zu nennen: Es mussten 300’000 Tonnen Aushubmaterial weggeführt werden. 2’400 Tonnen Schienen und 5‘000 Tonnen Schwellen wurden verlegt. 56’000 Tonnen Frischbeton und 66’000 Tonnen neuer Schotter wurden verbaut.

Regionale Wertschöpfung

Allein 116 Mio. Franken wurden für die Tiefbauarbeiten aufgewendet. Nach der gesetzlich vorgeschriebenen öffentlichen Ausschreibung gingen die Aufträge für die in sieben Lose aufgeteilte Strecke an lokale Bauunternehmen.

«Damit floss ein beträchtlicher Teil der Bundesmittel in regionale Firmen, was uns als ebenfalls regionales Unternehmen sehr gefreut hat»

, sagte Reto Rotzler.

Kommunikation als Stärke

«Ich denke, wir sind auch deshalb mit unserem Zeitplan zügig vorangekommen, weil wir auf eine transparente und offene Kommunikation gesetzt haben»

, erklärte der Leiter des Projekts Erneuerung WB, Fredi Schödler.

«Mit immer sehr gut besuchten Informationsveranstaltungen, mit dem Infopoint in Niederdorf, dem WB Magazin, der WB Website und auch im direkten Gespräch mit den Menschen auf der Strasse haben wir um Vertrauen geworben.»

Die BLT sei sich bewusst gewesen, dass den Bewohnerinnen und Bewohnern im Waldenburgertal mit den Baustellen, den Umleitungen, den Nachtarbeiten und dem Busbetrieb als Bahnersatz in den letzten zwei Jahren einiges zugemutet wurde.

Fahrzeuge der neuesten Bahngeneration

Die Waldenburgerbahn, die Linie 19, wird mit zehn topmodernen Zügen von Stadler Rail betrieben. Es handelt sich um Niederflurfahrzeuge der neuesten Generation. In den Hauptverkehrszeiten verkehren diese in Doppeltraktion, als 90 Meter lange Kompositionen. Der Betrieb wird zunächst mit sechs Zügen aufgenommen; die Fahrzeuge sieben und acht folgen im Dezember, die zwei restlichen im Januar 2023. Die Fahrzeuge wurden gemeinsam mit der Aargau Verkehr AG beschafft, was zu Synergien führt. Dies zeigt sich unter anderem in einem Preisvorteil.

Neue Wege in der Bahnsicherung

Die Fahrzeuge der WB sind mit dem Communication-Based Train Control-System (CBTC) ausgerüstet. Ein digitales Zugsteuerungs- und Zugsicherungssystem, das teilautonomes Fahren erlaubt. Dies ist europaweit einmalig und setzt bei den Meterspurbahnen einen neuen Standard.

Die neue Waldenburgerbahn wird zu Beginn im Grade of Automation 1 Modus (GoA1) betrieben. Bereits in einem Jahr wird der Automatisierungsgrad GoA2+ erreicht, was einen teilautonomen Betrieb ermöglicht und das Fahrdienstpersonal erheblich entlastet.

«Mit der neuen Technologie ist die Skalierung hin zu autonom fahrenden Zügen möglich»

, sagte Philipp Glogg, zuständig für die Fahrzeugbeschaffung.

«Realistischerweise wird es noch einige Jahre dauern, bis das eingeführt wird.»

Inbetriebnahme am 11. Dezember 2022

Am 11. Dezember um 05:06 Uhr erfolgte, wie geplant, die Betriebsaufnahme der neuen Waldenburgerbahn.

«Auf diesen Zeitpunkt hin haben wir intensiv gearbeitet»

, sagte Fredi Schödler.

«Gegenwärtig sind wir daran, die letzten Auflagen des Bundesamtes für Verkehr zu erfüllen.»

Grosses WB Eröffnungsfest für die Bevölkerung

Die BLT lud am Samstag, 10. Dezember 2022, von 12 – 21 Uhr die Öffentlichkeit zum grossen WB Eröffnungsfest rund um den Bahnhof Waldenburg ein. Mit einem bunten Rahmenprogramm sagte sie der Bevölkerung des Waldenburgertals Danke für ihre Geduld und ihr Verständnis, das sie während der zweijährigen Bauphase entgegenbrachte.


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10 Kommentare

  1. Damit ist die schweizweit einmalige, spannende Schmalspurbahn mit 750 mm Spurweite endgültig und unwiederbringlich zu einem zwar modernen, aber banalen, langweiligen Tram mutiert. Das mag ich nicht wirklich feiern.

  2. Aus der Vergangenheit können wir nur noch Erinnerungen und Lehren ziehen, darum „es lebe das neue, energieeffiziente Waldenburgerli“

  3. Radio Eriwan würde antworten: Im Prinzip Ja, aber mehr Energieeffizienz wäre mit dem Baukastensystem von Stadler-Rail auch mit 750 mm Spurweite möglich gewesen. Immerhin wurde dem alten Waldenburgerli mit einer Serie toller Dioramakästen in 1:87 ein würdiges Denkmal gesetzt. Zu sehen sind sie aktuell in der Museumsremise in Thalhaus zusammen mit der Dampflok «Gedeon Thommen».

  4. Das war doch auch früher so, immer wird dem „alten“ nachgetrauert. Ich finde beides wichtig: Woher kommen wir und lasst uns was neues wagen.

  5. Genau! Topmoderne Züge von StadlerRail auf Gleisen mit 750 mm Spurweite für den Alltagsverkehr und weiterhin Sonderfahrten an Wochenenden mit dem historischen Dampfzug, das wäre nebeneinander gegangen. Aber wenigstens werden die Dampflok «Gedeon Thommen», ein Personen- und ein Güterwagen museal aufbewahrt und für künftige Generationen gesichert. Nicht zu vergessen, die zweite WB Dampflok «Waldenburg» im Verkehrshaus in Luzern und vielleicht entschliesst sich BEMO dem Waldenburgerli ein Denkmal in HOe zu setzen. Da wäre ein WB Zug mit dem ursprünglichen Rollmaterial von 1880 besonders spannend.

  6. Lieber Edi, offenbar hast du nicht bemerkt, dass das ganze Trassee teilweise neu verlegt wurde und dass es für den dichteren Fahrplan neue Doppelspurinseln gebraucht hat. In dieser Situation die exotische 750mm-Spur beizubehalten wäre ein Schildbürgerstreich 1. Klasse gewesen. Ich denke, die Verantwortlichen haben das auch berechnet und sind zum Schluss gekommen, dass unter dem Strich die Meterspur die beste Lösung war.

  7. Nun ist es so. Wirklich bin ich gespannt, was der WB-Neubau für mich als Velofahrer bringt. D.h wie weit die Veloroute zwischen Liestal und Waldenburg aufgewertet wurde und ob endlich eine dringend notwendige sichere Veloroute zwischen Waldenburg und Balsthal aufgegleist wird. Auf dieser Strecke sind die Zustände für VelofahrerInnen katastrophal und hoch gefährlich. Ich habe mir das nur einmal zu Testzwecken angetan. Es war abschreckend.

  8. Der Neubau der Bahn hat nicht das geringste mit der Strasse zwischen Waldenburg und Balsthal zu tun. Das müsste dann ein anderes Projekt sein. Ob es das gibt, weiss ich nicht. Aber zwischen Waldenburg und Laufen wurde sehr viel für die Velofahrer getan. Schaus dir an – aber besser nicht heute!

  9. Im Prinzip ja, aber zwischen Liestal und Waldenburg wurde die WB-Erneuerung genutzt um auch die Veloroute auf kritischen Teilstrecken zu verbessern. Das ist auf Videos von Drohnenflügen zu sehen. Jetzt müsste ein, selbstverständlich von der WB-Erneuerung völlig unabhängiges, eigenständiges Anschlussprojekt für eine sichere Veloroute Waldenburg-Balsthal über die Kantonsgrenzen hinweg folgen. Eine sich ergänzende Kombination von Veloverkehr und ÖV ist für den Klimaschutz wichtig. Ich kombiniere gerne den Veloverlad in den ÖV mit Velofahrten z.B. um ins Badische oder in die Ostschweiz zu gelangen.

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