Vor drei Monaten musste sich das velofreundliche Gleis in die Winterpause verabschieden. Diese endet nun: Ab kommenden Freitag geht der Test an der Tramhaltestelle Bruderholzstrasse weiter. Er dauert noch mindestens bis November 2023. Bis dahin verbessert der Hersteller das System laufend. Das Bau- und Verkehrsdepartement führt zudem eine Befragung unter Velofahrenden durch und wird Ende Jahr gemeinsam mit den Basler Verkehrs-Betrieben (BVB) ein Fazit zuhanden des Grossen Rats ziehen.
Seit November 2021 ist an der Haltestelle Bruderholzstrasse versuchsweise das erste velofreundliche Gleis der Stadt in Betrieb. Velofahrende können damit einfacher und sicherer durch Kaphaltestellen fahren. Aufgrund der grossen Belastung durch die überfahrenden Trams nutzt sich das Gummiprofil insbesondere beim Bremsen und Anfahren im Bereich der Haltestelle sehr schnell ab. Teilweise ist es dadurch auch zu Rissen im Gummiprofil gekommen. Zu Beginn des vergangenen Winters bestand daher die Befürchtung, dass Wasser eindringen und bei Minustemperaturen gefrieren könnte. Dies hätte im unglücklichsten Fall zur Entgleisung eines Trams führen können. Mitte Dezember hat der Kanton die Gummifüllung daher in Absprache mit dem Bundesamt für Verkehr (BAV) entfernt – das velofreundliche Gleis ging in die Winterpause.
Mit dem Start in den Frühling endet diese Winterpause: In der Nacht vom kommenden Donnerstag auf den Freitag erhält das velofreundliche Gleis seine Gummifüllung zurück. Vom 23. auf den 24. März 2023 wird dazu der Trambetrieb der Linie 15 ab Tellplatz Richtung Bruderholz ab 18 Uhr eingestellt. Fahrgäste Richtung Bruderholz werden in dieser Zeit via Jakobsberg umgeleitet. Ab 22 Uhr wird auch der Trambetrieb in Gegenrichtung eingestellt. Die BVB informiert zeitnah an den Haltestellen und online über diese Umleitung. Das velofreundliche Gleis wird mindestens bis November dieses Jahres weitergetestet. Bis dahin suchen die Basler Verkehrs-Betriebe und der Kanton gemeinsam mit dem Hersteller vertieft nach Möglichkeiten, das Gummiprofil im Verschleiss resistenter und «wintertauglich» zu machen und damit den ganzjährigen Betrieb des velofreundlichen Gleises zu ermöglichen.
Zudem bauen der Kanton und die BVB im Juni in der Hardstrasse kürzere Abschnitte des velofreundlichen Gleises ein: Statt die gesamte Länge einer Haltekante mit velofreundlichen Gleisen auszustatten, soll es nur vor und nach der Haltekante zum Einsatz kommen, also dort, wo Velofahrende zwischen die Schienen beziehungsweise wieder zurückwechseln. Damit liesse sich der Verschleiss minimieren, da die Trams nicht auf dem velofreundlichen Gleis bremsen und anfahren müssten. Zudem wäre das Auswechseln der kurzen Stücke ohne Streckensperrung in der nächtlichen Betriebspause möglich und wäre wesentlich kostengünstiger. Auch Verkehrsbetriebe in Köln und Brandenburg/Havel erproben aktuell eine vergleichbare Variante. Aufgrund der bisher noch nicht befriedigenden Erfahrungen an der Bruderholzstrasse wird in der Hardstrasse an der Haltestelle Sevogelplatz in einem ersten Schritt aber lediglich der Kasten des velofreundlichen Gleises eingebaut und mit einer normalen Rillenschiene ohne Gummifüllung versehen. Sobald der Hersteller das System verbessert hat, kann das BAV die nötige Bewilligung erteilen. Anschliessend kann der Kanton das Gleis ohne grossen baulichen Aufwand anpassen und die Gummifüllung einsetzen.
Darüber hinaus wird das Bau- und Verkehrsdepartement eine Befragung unter Velofahrenden durchführen. Bis Ende 2023 sollen alle Grundlagen für ein Fazit vorliegen. In Absprache mit dem Bundesamt für Verkehr wird der Kanton eine Empfehlung für das weitere Vorgehen abgeben. Der Grosse Rat wird anschliessend darüber befinden, ob das velofreundliche Gleis an weiteren Haltestellen in Basel eingeführt wird.
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Es gäbe 62 mm breite Ballonbereifungen, die nicht in die Tramschienen einfädeln können, den VelofahrerInnen mehr Komfort brächten und gemäss Untersuchungen aus dem Veloland Holland ebenso leicht rollen, wie schmale Velloreifen. Aber es ist halt angesagter, mit schmalen Veloreifen den allgegenwärtigen Murphy herauszufordern und sich dann nach dem Einfädeln in die Tramschienen mit Sturz mit blutig geschlagenem Maul über die «bösen» Tramschienen zu beklagen. Das ist der Zeitgeist! Wenn ich in Basel mit dem Velo unterwegs bin, wähle ich zudem meine Routen so, dass sie möglichst abseits der Tramlinien liegen und ich nicht parallel zu diesen fahren muss. Z.B. von Weil am Rhein zum Bahnhof SBB muss ich so die Tramschienen nur drei Mal an übersichtlichen Stellen queren. Velofahren heisst denken und vorausschauen.