Verlagerung des Güterverkehrs durch die Alpen stagniert

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 23. März 2023 veröffentlicht.

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Ein Güterzug von SBB Cargo wird in wenigen Augenblicken durch das Nordportal in den Gotthard-Basistunnel einfahren. / Quelle: Sandro Hartmeier

Im vergangenen Jahr fuhren praktisch gleich viele Lastwagen durch die Schweizer Alpen wie im Jahr zuvor. Der Marktanteil der Bahn blieb auf hohem Niveau stabil. Das zeigt der neue Semesterbericht des Bundesamts für Verkehr (BAV).

Die Fertigstellung der Neuen Eisenbahn-Alpentransversalen (NEAT) und des Korridors für Transporte mit vier Metern Eckhöhe auf der Gotthard-Achse im Jahr 2020 hatten zu einem Schub für die Verlagerung des alpenquerenden Güterverkehrs gesorgt. Seither ist die Situation weitgehend stabil. Die Zahl der Lastwagenfahrten ging letztes Jahr nur noch leicht zurück um 15’000 auf 880’000. Weil auch die Transporte per Bahn leicht zurückgingen, betrug ihr Marktanteil im Güterverkehr durch die Alpen im vergangenen Jahr unverändert 73,9 Prozent.

Die Stagnation bei der Verlagerung dürfte in erster Linie auf die akzentuierten Probleme der Bahn im internationalen Nord-Süd-Verkehr zurückzuführen sein. Im vergangenen Jahr war insbesondere die Hauptstrecke durch Deutschland immer wieder unterbrochen bzw. überlastet. Zudem mussten viele Bahnen wegen der Verteuerung des Bahnstroms und der Trassen die Preise für ihre Angebote erhöhen.

Der Bundesrat wird im Rahmen des nächsten Verlagerungsberichts im Herbst 2023 aufzeigen, mit welchen Massnahmen er die Verlagerung weiter fördern will.

Alpen-Initiative: Hoffen allein reicht nicht
Das Jahr 2022 bedeutet eine Zäsur in der Schweizer Verlagerungspolitik der alpenquerenden Güterverkehre auf die Schiene. Seit vielen Jahren gab es jedes Jahr kleine aber signifikante Fortschritte, also weniger Lastwagenfahrten durch die Alpen. Im Jahr 2022 endete leider dieser langsame, stetige Prozess. Es fuhren 880’000 Lastwagen durch die Alpen, im Jahr davor waren es mit 895’000 quasi gleich viele. Die Alpen-Initiative fordert den Bundesrat auf, mit dem diesjährigen Verlagerungsbericht wirksame Massnahmen gegen die stagnierenden alpenquerenden Lastwagenfahrten umzusetzen.

Das Bundesamt für Verkehr hat die neusten Verlagerungszahlen des alpenquerenden Verkehrs publiziert. Die Alpen-Initiative zeigt sich besorgt von der Entwicklung in der Verlagerungspolitik. Viele Jahre ging der Trend, zwar in sehr kleinen Schritten, in die richtige Richtung: Jedes Jahr wurden zusätzliche Lastwagenfahrten auf die Schiene verlagert. Diese zwar langsame Entwicklung hin zum gesetzlichen Verlagerungsziel von 650’000 alpenquerende Lastwagenfahrten pro Jahr ging immerhin noch in die richtige Richtung. Auch wenn das Tempo hin zum Verlagerungsziel, welches eigentlich 2018 erreicht hätte werden sollen, bescheiden war, konnten dennoch jährlich Fortschritte verzeichnet werden. Seit dem Jahr 2010 gingen die alpenquerenden Lastwagen zwar jedes Jahr zurück. Auf diesen kleinen Verlagerungserfolgen dürfen sich der Bundesrat und das Parlament nun nicht weiter ausruhen. Im Jahr 2022 wurden keine nennenswerten Fortschritte eingefahren. Es fuhren quasi gleich viele Lastwagen durch die Alpen als im Vorjahr. Zudem ist der Anteil der Schiene, mit 73,9%, am alpenquerenden Güterverkehr gleichgeblieben. Die Alpen-Initiative fordert vor diesem Hintergrund rasche, wirksame Massnahmen und Instrumente, um den Stagnations-Trend rasch zu brechen und das gesetzliche Verlagerungsziel schnellstmöglich zu erreichen. Mit dem Verlagerungsbericht 2023, welcher voraussichtlich im November dieses Jahr publiziert wird, haben Bundesrat, Verwaltung und anschliessend das Parlament die Chance, entsprechenden Massnahmen und Instrumente zu erörtern und einzuführen. Die Alpen-Initiative fordert, eine Erhöhung der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe LSVA, eine Senkung der Trassenpreise für die Güterbahn, eine Erhöhung der Fördermittel für die Verlagerung und ein Förderprogramm für die Kranbarmachung von Sattelaufliegern. Nur hoffen wird nichts erreichen.

Verlagern auf die Schiene ist nicht ein Problem, sondern die Lösung

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1 Kommentar

  1. Der Bericht zeigt, dass wir mit der NEAT und den ergänzenden Investition unsere Hausaufgaben zum Verlagen des Transit-Güterverkehrs von der Strasse auf die klimaschonendere Schiene längst gemacht haben. Die Ursache für den Engpass liegt einmahl mehr in der Unfähigkeit der Deutschen «Wir-bringen-rein-gar-nix-auf-die-Reihe-Bahn». Hier müsse die Schweiz ganz oben bei der Deutschen Politik endlich massiv Druck machen und die für die Bahninfrastruktur in Deutschland verantwortlichen knallhart unter Druck setzen. Es gibt schliesslich Verträge, die auch von Deutsche Seite eingehalten werden müssten. Weiter muss dringen auf der linksrheinischen Seite über Frankreich, Luxemburg, Belgien und die Niederlande ein zweiter Schienengüterverkhrs-Korridor von der Schweiz zu den Nordseehäfen auf- bzw. ausgebaut und auf den neuesten Stand der Technik gebrach werden. Diese zentrale Lehren aus dem Debakel von Rastat 2017 wurden bis jetzt nach immerhin fast fünf Jahren immer noch nicht gezogen. Die Deutschen «Wir-bringen-rein-gar-nix-auf-die-Reihe-Bahn» hat bereits angekündigt, dass der Rastälter Tunnel erst 2026 in Betrieb gehen wird, aber auch das ist vermutlich schön gelogen.
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