Der Bahnhof Bern wird ausgebaut und modernisiert. Auch die Stadt Bern leistet einen Beitrag an das Grossprojekt: Damit die stark wachsenden Passantenströme rasch und sicher zum Bahnhof gelangen können, muss sie den Verkehr im Bahnhofumfeld neu organisieren. Dazu gehört unter anderem der Bau einer unterirdischen Personenpassage vom neuen Zugang Bubenberg zum Hirschengraben. Der Gemeinderat hat die Abstimmungsvorlage zur Umsetzung der geplanten Massnahmen zuhanden des Stadtrats verabschiedet.
Der Bahnhof Bern platzt aus allen Nähten. Damit er seine Funktion als Verkehrsdrehscheibe weiterhin erfüllen kann, wird er im Rahmen des Projekts «Zukunft Bahnhof Bern» (ZBB) erweitert: Der Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS) baut unterhalb der bestehenden SBB-Gleise einen neuen Bahnhof für längere Züge. Die SBB erstellt zwischen der bestehenden Personenunterführung und der Welle eine zweite Personenunterführung mit neuen Bahnhofzugängen beim Bubenbergzentrum und bei der Länggasse. Die Bauarbeiten von RBS und SBB sind seit 2017 im Gang; die Inbetriebnahme der neuen Infrastruktur erfolgt etappenweise ab 2027. Die Gesamtkosten für den Bahnhofumbau, der vom Bund aus dem Fonds für die Bahninfrastruktur und dem Agglomerationsfonds durch Bund und Kanton finanziert wird, betragen rund 1 Milliarde Franken.
Neuer Bahnhofzugang am Bubenbergplatz
Das Erweiterungsprojekt hat aber auch Auswirkungen auf das Bahnhofumfeld:
«Damit die Fahrgäste rasch und sicher zum Bahnhof gelangen können, muss die Stadt Bern den Bereich vor dem neuen Zugang Bubenberg anpassen»
, sagte Stadtingenieur Reto Zurbuchen an einer Medienkonferenz, an der die Pläne der Stadt vorgestellt wurden.
Dem Fussverkehr soll am Bubenbergplatz mehr Platz eingeräumt werden: Konkret sollen Fahrspuren abgebaut, Zirkulations- und Aufenthaltsflächen vergrössert und die Grünzeiten für Fussgängerinnen und Fussgänger verlängert werden. Damit gleichzeitig auch der ÖV weiterhin flüssig zirkulieren kann, muss der motorisierte Individualverkehr auf der Achse Inselplatz-Bubenbergplatz-Bahnhofplatz-Bollwerk um rund 60 Prozent reduziert und auf andere Routen (Autobahn/Bremgartenstrasse oder Stadtbachstrasse-Kleine Westtangente) verlagert werden. Die Stadt plant deshalb, das Verkehrsregime sowohl auf dem Bubenbergplatz als auch am Bollwerk/Henkerbrünnli anzupassen und gewisse Abbiegebeziehungen einzuschränken. Nicht betroffen von diesen Einschränkungen sind der öffentliche Verkehr sowie der Velo- und Taxiverkehr.
Neue Personenunterführung zum Hirschengraben
Allein mit einer verbesserten Querungsmöglichkeit sind die zu erwartenden Passantenströme aber nicht zu bewältigen: Künftig dürften in Spitzenzeiten über 16’000 Personen pro Stunde den Bubenbergplatz überqueren – 2016 waren es noch rund 6000 Personen. Deshalb plant die Stadt Bern den Bau einer unterirdischen Personenpassage, welche den neuen Zugang Bubenberg mit dem Hirschengraben verbindet. Weil der Aufgang dieser Passage just dort zu liegen kommt, wo heute das Bubenbergdenkmal steht, muss dieses in die Mitte des Hirschengrabenparks verschoben werden. In diesem Zusammenhang muss die Parkanlage neugestaltet und aufgewertet werden. Für die Velos wird ein Ersatzstandort gesucht.
Weitere Massnahmen im Bahnhofumfeld
Im Zuge ihrer Arbeiten will die Stadt Bern ferner sämtliche Haltestellen des öffentlichen Verkehrs im ZBB-Bauperimeter den Anforderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG) anpassen (Haltestellen Hirschengraben, Schanzenstrasse, Obergericht, Bollwerk, Henkerbrünnli). Zudem setzt sie im ganzen Bahnhofumfeld Massnahmen zur Verbesserung der Situation für Velofahrende um, wertet den kleinen Kleeplatz auf und erstellt im Bereich Neubrückstrasse eine neue Mischabwasserleitung.
«Hier zu sparen, können wir uns nicht leisten»
Für die Bau- und Verkehrsmassnahmen im Zusammenhang mit dem Projekt «Zukunft Bahnhof Bern» muss die Stadt Bern finanzielle Mittel von rund 112 Millionen Franken investieren. Sie kann allerdings mit namhafter Unterstützung von Bund und Kanton rechnen: Voraussichtlich werden gut 58 Millionen Franken in Form von Beiträgen von Bund und Kanton in die Stadtkasse zurückfliessen. Der Gemeinderat hat den entsprechenden Kredit kürzlich zuhanden des Stadtrats und der Stimmbevölkerung der Stadt Bern genehmigt. Die Volksabstimmung ist für den 7. März 2021 geplant.
An der Medienkonferenz betonte Stadtpräsident Alec von Graffenried die Wichtigkeit des Projekts: Die Stadt Bern sei zwar derzeit angehalten, all ihre Ausgaben kritisch zu prüfen, beim Projekt ZBB dürften aber keine Abstriche gemacht werden:
«Ohne die Verkehrsmassnahmen der Stadt funktioniert der neue Bahnhof nicht. Hier zu sparen, können wir uns nicht leisten.»
Auch Gemeinderätin Ursula Wyss verwies auf die Relation der Kosten:
«Der Anteil der Stadt Bern an den Gesamtkosten für den Bahnhofausbau ist bescheiden, obwohl sie 100-prozentig profitiert. Wir dürfen viele positive Impulse für eine nachhaltige Innenstadt- und Mobilitätsentwicklung erwarten.»
Regierungsrat Christoph Neuhaus seinerseits unterstrich die grosse Bedeutung des Projekts auch für die Region und den Kanton Bern:
«Durch den Ausbau und die Modernisierung des Bahnhofs kann der Wirtschaftsstandort gestärkt und die Rolle Berns als zweitgrösster Bahnhof der Schweiz gefestigt werden.»
Velostation Hirschengraben |
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Der Bau einer unterirdischen Velostation beim Hirschengraben wird in einem separaten Projekt weiterverfolgt. Wegen der strengen Schutzbestimmungen betreffend Archäologie wird zurzeit abgeklärt, ob ein solcher Bau überhaupt bewilligungsfähig ist. Ein allfälliger Baukredit würde den Stimmberechtigten in einer separaten Vorlage unterbreitet. |
Links
- Präsentation Reto Zurbuchen
- Referat Alec von Graffenried
- Referat Christoph Neuhaus
- Referat Ursula Wyss
- Vortrag an den Stadtrat
- Zukunft Bahnhof Bern
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