Nach mehrjähriger Bauzeit konnte die Rhätische Bahn (RhB) am Samstag, 10. Juni 2023 die erneuerten Bahnhöfe Bever und Pontresina offiziell eröffnen. Beide Standorte wurden kundenfreundlich und behindertengerecht ausgebaut. Für die beiden Projekte, welche auch den Bau der Doppelspurstrecke Bever – Samedan beinhalteten, investierte die RhB insgesamt knapp 80 Millionen Schweizer Franken.
Die Ausbauten erfolgten auch für die Verbesserung der Fahrplanstabilität und für mehr betriebliche Flexibilität. So erlaubt die 1,4 Kilometer lange Doppelspur Bever – Samedan die Entflechtung der Albula- und Engadinerzüge, welche nun auf dieser viel befahrenen Strecke parallel verkehren können. Und im Bahnhof Pontresina ermöglicht die Umtrassierung der Gleisanlagen künftig einen leistungsfähigeren Betrieb und Fahrplan.
Doppelspurausbau mit Rücksicht auf Flora und Fauna
Bereits bei der Projektierung wurden Flora und Fauna berücksichtigt. So wurden etwa für die im Bereich der Doppelspur beheimatete Kreuzotterkolonie neue Refugien geschaffen. Nach der Fertigstellung kehrten die Reptilien wieder zurück in ihr ursprüngliches Habitat. Die Doppelspur Bever – Samedan wurde Ende März 2020 in Betrieb genommen.
Bahnhof Bever: Umbau Gleis- und Sicherungsanlagen und «neues altes» Dach
Die Bahnhofsumbauten in Bever begannen im April 2019. Sowohl die Sicherungs- als auch die Gleisanlagen wurden gesamtheitlich erneuert. Im Zuge der Bauarbeiten wurde ein moderner 230 Meter langer Mittelperron errichtet. Aufgrund der Platzverhältnisse sind in Bever zwei Unterführungen erforderlich: Jene für den Zugang zum Mittelperron mittels Treppen und eine zweite, behindertengerecht ausgeführte Rampenunterführung mit Zugang zur Perronanlage, zum Gewerbezentrum und ins Naherholungsgebiet Gravatscha. Die Perronkanten der Gleise wurden mit 37 cm Höhe über Schienenoberkante gebaut, womit der Bahnhof Bever nun den Anforderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes entspricht. Als Überdachung kam das ehemalige, historisch wertvolle Perrondach von St. Moritz zum Einsatz. Das Mittelperron samt den beiden Personenunterführungen ist seit Oktober 2020 in Betrieb.
Abgestimmtes Gesamtprojekt in Bever
Für die RhB-Projekte «Doppelspur Bever – Samedan» und «Erneuerung Bahnhof Bever» wurden 50 Millionen Franken investiert. Nach deren Fertigstellung wurde von der Gemeinde der Bahnhofplatz so umgestaltet, dass nun für die öV-Nutzerinnen und -Nutzer eine gelungene Gesamtlösung vorliegt, mit idealer Umstiegssituation Bahn/Bus.
Umfangreicher Umbau am Bahnhof Pontresina
Ab Mai 2020 wurde der Bahnhof Pontresina umfassend erneuert und behindertengerecht ausgebaut. Bedingt durch die Saisonalität, erfolgten die Arbeiten in drei Bauetappen bis 2022. Sowohl die Gleis- als auch die Sicherungsanlagen wurden auf den neusten Stand der Technik gebracht, und auch die Fahrleitungsanlagen wurden komplett erneuert. Der Einbau eines sogenannten Phasentrenners ermöglicht nun die automatische Umschaltung vom Gleichstrom, mit welchem die Berninastrecke zwischen Pontresina und Tirano betrieben wird, auf das mit Wechselstrom betriebene RhB-Stammnetz. Ausgangs des Bahnhofs in Fahrtrichtung Samedan wurde der Bahndamm auf 250 Metern Länge verbreitert, womit bei einer späteren Gleiserneuerung und «Kurvenstreckung» eine höhere Fahrgeschwindigkeit und somit eine Fahrzeitverkürzung erreicht werden können. Weiter wurden, zur Optimierung der Betriebsabläufe, die bestehenden Abstellgleise erneuert und mit zwei zusätzlichen ergänzt. Die neue Perronlänge von 185 Meter gewährleistet, dass die im langfristigen Angebotskonzept Retica 30+ geplante maximale Systemzuglänge genutzt werden kann. Nach der Verlängerung und dem Umbau der Perrons entspricht dieser vollständig den Anforderungen des Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG). Das historische Perrondach im Gleis 1 wurde saniert und an die neue Perronhöhe angepasst.
Nun ist auch in Pontresina das Stellwerk verschwunden
Das neue Stellwerk wird von der Betriebszentrale in Landquart ferngesteuert. Damit wurde auch der letzte RhB-Bahnhof automatisiert. Zur Unterbringung dieser Technik war die Errichtung eines neuen Dienstgebäudes auf der Seite des bestehenden RhB-Depots erforderlich. Zur harmonischen Einbindung in die bestehende Bebauung wurde es mit Natursteinmauerwerk ausgeführt. Die ehemaligen Räumlichkeiten für die Stellwerksbedienung im Stationsgebäude wurden saniert und für eine künftige Nutzung durch das Bahnhofspersonal umgebaut. Auch die Gebäudefassade wurde saniert, und die denkmalgeschützte Turmuhr wurde technisch überholt und instandgesetzt. Vor allem bei der Gestaltung der Mauern und des Dienstgebäudes galt es, die Vorgaben der UNESCO zu berücksichtigen.
Entwicklung erweitertes Bahnhofareal
Nach der Erneuerung sind am Bahnhof Pontresina die Perronanlagen und Kundeninformationssysteme vollständig behindertengerecht. Die Gesamtinvestitionen der RhB belaufen sich auf 28.9 Millionen Schweizer Franken. In einem nächsten Schritt ist vorgesehen, das erweiterte Bahnhofareal zu entwickeln. Dabei sollen die Vorhaben der RhB Immobilien AG und der Gemeinde aufeinander abgestimmt werden, so dass am Bahnhof Pontresina eine moderne, kundenfreundliche Gesamtsituation entsteht.
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