Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals findet es richtig, dass der Bundesrat die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erneut dazu aufruft, nach Möglichkeit von zuhause aus zu arbeiten. Der SEV befürchtet jedoch weitere Verluste bei den Verkehrsunternehmen mit Auswirkungen auf deren Personal. Er fordert deshalb zusätzliche Finanzhilfen der öffentlichen Hand.
«Bei den Verkehrsunternehmen wurde für das Jahr 2020 bisher mit einem Rückgang der Gesamteinnahmen von 25 bis 30 Prozent gegenüber 2019 gerechnet. Dies entspricht einem Minus von rund CHF 1,5 Milliarden»
, hält SEV-Präsident Giorgio Tuti fest.
Die Gewerkschaft hat deshalb Bundespräsidentin und Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga geschrieben, um ihr ihre Besorgnis auszudrücken. Während dem Stillstand vom 15. März bis 31. Mai brachen die Umsätze der Branche um 60 Prozent ein.
«Bis Ende Jahr müssen wir nun mit noch schlechteren Zahlen rechnen»
, führt Giorgio Tuti aus.
Trotz der finanziellen Unterstützung, die das Parlament im September beschlossen hat, schnallen die Unternehmen den Gürtel enger und planen Sparmassnahmen, teils zulasten des Personals.
«Das Personal hat jedoch auf dem Höhepunkt der Krise seine Aufgabe bespielhaft gemeistert, wie üblich. Schon vor dem Aufruf zur Heimarbeit hat die SBB angekündigt, dass sie die Lohnentwicklung einfrieren und Ferientage kürzen will!»
, kritisiert Giorgio Tuti.
Die Unternehmen benötigen deshalb ein Minimum an Sicherheit, findet der SEV. Insbesondere
«ist es zwingend, dass auch der Fernverkehr direkte finanzielle Unterstützung für die Verluste erhält, die er 2020 und 2021 erleidet. Bisher waren für diesen Bereich keine Beiträge vorgesehen»
, betont Giorgio Tuti.
«Der öffentliche Verkehr ist in den nächsten Jahren auf genügend gut ausgebildetes und fair bezahltes Personal angewiesen. Die Krise hat an der demografischen Entwicklung in den öV-Unternehmen nichts geändert. Studien zeigen beispielsweise auf, dass diese die SBB besonders hart treffen wird. Bis 2035 werden rund 40 Prozent der heutigen SBB-Mitarbeitenden pensioniert werden»
, hält Tuti fest.
Es gilt zudem daran zu erinnern, dass vor dem Ausbruch der Pandemie endlich das Bewusstsein um sich griff, dass wir zwingend etwas gegen den Klimawandel unternehmen müssen.
Der öffentliche Verkehr stand im Zentrum aller Überlegungen und Mobilitätskonzepte. Daran hat sich in der Zwischenzeit nichts geändert: Der öffentliche Verkehr ist sehr energieeffizient und umweltfreundlich.
«Deshalb muss der Anteil des öffentlichen Verkehrs am Modalsplit wachsen! Auch aus dieser Sicht muss das Gewicht auf dem Erhalt und allenfalls Ausbau der Arbeitsplätze im öffentlichen Verkehr liegen»
, folgert Giorgio Tuti.
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