Einführung des Goldenpass Express auf Dezember 2022 verschoben

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Die Visualisierung zeigt, wie der MOB Goldenpass Express aussehen soll. / Quelle: MOB

Die Premiere des Goldenpass Express, der Montreux und Interlaken ohne Umsteigen miteinander verbinden wird, war nächstes Jahr geplant. Aufgrund der Konsequenzen aus der aktuellen Pandemie muss sie leider verschoben werden. Die industrielle Produktion ist während der Pandemie ins Stocken geraten, was erhebliche Lieferverspätungen zur Folge hat. Der Tourismus ist weltweit eingebrochen und wird sich kaum vor 2023 erholen. Die Einführung erfolgt nun am 11. Dezember 2022.

Die seit über einhundert Jahren erwartete Direktverbindung zwischen Montreux und Interlaken wird nicht wie geplant im Juni 2021 eröffnet werden können. Mit Bedauern und in Übereinstimmung mit ihrem Hauptpartner BLS und ihren Bestellern (die Kantone Waadt, Bern und Freiburg sowie dem Bundesamt für Verkehr) war die MOB gezwungen diese Entscheidung zu treffen.

Die Pandemie hat einen ersten negativen Effekt auf dieses ausserordentliche Projekt: Sie hat unvermeidlich zu einer Verzögerung bei der Produktion geführt. Während mehrere Wagenkästen bereits fertig gestellt und ausgeliefert sind, wurde die Produktion der variablen Drehgestelle, an der zahlreiche Partner in der Schweiz und im Ausland beteiligt sind, aufgrund der Gesundheitssituation um mehrere Monate verzögert.

Auf betriebswirtschaftlicher Ebene gelangen sowohl interne als auch durch externe Tourismusexperten erstellte Analysen zu dem gleichen, niederschmetternden Ergebnis: Der durch die Pandemie stark angeschlagene Tourismussektor wird mehrere Jahre benötigen, um sich zu erholen. Dies gilt sowohl für die Schweiz als auch für den ausländischen Markt, der für die MOB so wichtig ist. Mehreren Prognosen zu Folge wird der Sektor das Niveau von vor der Pandemie nicht vor 2023 oder sogar 2024 erreichen. Im Hinblick auf diese Vorhersagen und die aktuell herrschende grosse Unsicherheit sind die für den Goldenpass Express festgelegten Minimalziele nicht einmal annähernd erreichbar. Die Lancierung eines neuen Produkts in diesem Kontext wäre unvernünftig.

In Anbetracht dessen hat die MOB mit grossem Bedauern entschieden, die Einführung des Goldenpass Express auf den Fahrplanwechsel im Dezember 2022 zu verschieben.

Diese Entscheidung hat keine nachteiligen Auswirkungen auf die Pendler. Das neue Fahrplanangebot (Halbstundentakt auf den am stärksten ausgelasteten Streckenabschnitten) trat wie geplant am 13. Dezember 2020 in Kraft.

Umfangreiche Testfahrten seit Juni 2021
Mit den beiden bereits abgelieferten und umspurbaren MOB-Fahrzeugen, dem Steuerwagen ABst 382 und dem Interfacewagen Bsi 293 finden seit Juni 2021 umfangreiche Testfahrten statt. Dabei kommen die Wagen auch auf Strecken zum Einsatz, wo sie im Regelbetrieb nie zu sehen sein werden. So finden Fahrten zwischen Gümligen und Thun , Bern und Schwarzenburg, Bern und Olten, sowie zwischen Frutigen – Kandersteg und Brig statt.

Versuchsfahrt, mit im Planbetrieb so nicht vorgesehener Formation, im August 2022:


Versuchsfahrten auf der Umspuranlage im Bahnhof Zweisimmen im März 2022:


Im Februar 2022 waren in Zweisimmen die beiden Steuerwagen Ast 184 (neu angeliefert, mit Führerstand Seite Montreux) und ABst 382 abgestellt:


Der neue Goldenpass Express wurde am 13. Oktober 2021, am Bahnhof Interlaken Ost, anlässlich des Swiss Travel Mart internationalen Touristikexperten vorgestellt:


Testzug mit MOB Steuerwagen ABst 382, MOB Interfacewagen Bsi 293, SBB EW IV und BLS Re 465 011 am 23. August 2021 in Gümligen:

2021-08-23, MOB/BLS/CFF, Gümligen2021-08-23, MOB/BLS/CFF, Gümligen
Quelle: Fototak

Testzug mit MOB Interfacewagen Bsi 293, SBB EW IV, Railadventure Dms und BLS Re 465 014 am 11. und 13. August 2021 auf der Linie Fischermätteli – Schwarzenburg:

Quelle: Markus Seeger
Quelle: Markus Seeger

Testzug mit MOB Steuerwagen ABst 382, MOB Interfacewagen Bsi 293, zwei SBB EW IV-Wagen und BLS Re 465 am 6. August 2021 bei Kiesen …

Quelle: Markus Seeger

… und am 8. August 2021 im Bahnhof Kandersteg:


Testfahrt auf dem BLS-Netz von Zweisimmen bis Spiez mit MOB Steuerwagen ABst 382, MOB Interfacewagen Bsi 293 und BLS-Lok Re 465 018 am 15. Juli 2021:


Erste Testfahrt auf dem BLS-Netz von Zweisimmen bis Boltigen mit Steuerwagen ABst 382, Interfacewagen Bsi 293 und BLS-Lok Re 465 am 7. Juli 2021:


Weitere Testfahrten fanden am 8. und 9. Juli 2021 [Foto] statt:

Quelle: Markus Seeger

Test mit Steuerwagen ABst 382, Interfacewagen Bsi 293 und BLS-Lok Re 465 im Juni 2021:


Erste Testfahrten Steuerwagen ABst 382 zusammen mit Lok Ge 4/4 8001 im Juni 2021:


Ankunft des neuen Steuerwagens ABst 382 in Zweisimmen im Mai 2021:


Mit dem Interfacewagen Bsi 293 ist der erste der neuen Wagen am 15. April 2021 bei der MOB eingetroffen:






Der für die Testfahrten in der Umspuranlage in Zweisimmen verwendete MOB Bs 221:

Quelle: Flickr, Fototak



Die im 19. Jahrhundert entstandene Idee den Genfersee mit den Regionen Brienzersee und Thunersee zu verbinden, steht kurz vor der Verwirklichung. Dank eines revolutionären, variablen Drehgestells wird der Goldenpass Express von der Meterspur (Montreux – Zweisimmen) in wenigen Sekunden auf die Normalspur (Zweisimmen – Interlaken) wechseln. Eine Weltpremiere! Auch touristisch gesehen handelt es sich um eine Ausnahmeprojekt. Der von dem renommierten italienischen Designer Pininfarina gestaltete Goldenpass Express wird über eine 1. und 2. Klasse sowie über eine Prestigeklasse verfügen.

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2 Kommentare

  1. Also auf Deutsch heisst das, Alstom liefert die Drehgestelle zu spät! Denn die Wagenkästen stehen bei Stadler schon lange herum.
    Wahrscheinlich sind die Wagenkästen und insbesondere die Drehgestelle nun viel zu schwer geraten.
    Jedenfalls die Konzeptänderungen und Verzögerungen dauern bereits über 10 Jahre.
    Ob das noch gut kommt?
    Aber Gott sei Dank gibt es Corona, damit können alle Fehler vertuscht werden!

  2. Es heisst auch auf französisch das Gleiche. ;-))
    Sie meinen meinen wohl so etwas wie ‘Klartext’?
    Mais OUI, es kommt gut!
    Dass die Wagenkästen ‘zu schwer’ sein sollten, wäre mir neu.
    Und mit Corona haben die umspurfähigen Drehgestelle weniger zu tun als mit einem alten Hut, non?
    Aber Hauptsache ein wenig Polemik und Spekulation….
    Oder haben Sie einen schlüssigen Beweis für Ihre ‘10 Jahre’ Verzögerung?
    Die Quellen würden mich interessieren.

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