Mit der Inbetriebnahme der NEAT und aufgrund der stagnierenden Wirtschaft verändert sich der Bedarf an Lokführern in Arth-Goldau und Brig. In Arth-Goldau sind 45 Stellen betroffen, in Brig vier. Die SBB kann sämtlichen Lokführern eine Alternative anbieten.
Per Fahrplanwechsel im Dezember 2020 wird der Ceneri-Basistunnel in Betrieb genommen. Damit ist die Neue Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) vollendet. Das ist ein wichtiger Schritt nach langer Bauzeit, um den Güterverkehr auf der Schiene in der Schweiz, aber auch in ganz Europa zu stärken. Dieser Schritt hat auch Auswirkungen auf den Güterverkehr in der Schweiz, vor allem auf die Art und Weise, wie er produziert wird.
Die Lokführerwechsel werden neu an den Grenzpunkten in Basel und Chiasso vorgenommen – die Halte in der Zentralschweiz sind betrieblich künftig nicht mehr möglich. Bis Ende 2022 konnte SBB Cargo jedoch Halte in der Zentralschweiz sicherstellen. Aufgrund der stagnierenden Wirtschaft und der Corona-Krise haben zudem die internationalen Verkehre am Standort Arth-Goldau sowie in Brig abgenommen. Das heisst, das Lokpersonal von SBB Cargo kann an diesen Standorten bereits ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2020 nicht mehr voll ausgelastet werden.
Lösungen für alle betroffenen Lokführer vorhanden
Vertreter der SBB haben in den vergangenen Wochen eine Arbeitsgruppe gebildet und das Thema Lokführermangel aus Sicht der gesamten SBB besprochen. Bei SBB Personenverkehr herrscht an verschiedenen Standorten ein Mangel an Lokführenden. Die Arbeitsgruppe hat für die SBB Cargo-Lokführer von Arth-Goldau intern und extern 35 mögliche Stellen beim Personenverkehr, bei SBB Cargo International, in anderen Cargo-Depots sowie bei der SOB definiert. Weitere werden folgen, können derzeit aber noch nicht im Detail genannt werden. Der Wechsel kann in mehreren Schritten bereits ab Januar 2021 erfolgen und wird spätestens per Fahrplanwechsel im Dezember 2022 abgeschlossen sein.
Am Standort Brig können vier Cargo-Lokführer zum Personenverkehr wechseln. Der Standort Arth-Goldau wird spätestens Ende 2022 aufgehoben. SBB Cargo hatte die betroffenen Mitarbeiter schon im Januar 2020 informiert, dass sie mit einer deutlichen Reduktion der Leistungen und mittelfristig mit der Aufhebung des Depots Arth-Goldau rechnen müssen. Diese Woche haben die Verantwortlichen von SBB Cargo den Lokführern nun die Alternativen vorgestellt und Fragen beantwortet. Gemeinsam mit den betroffenen Lokführern nehmen SBB Cargo und SBB Personenverkehr nun weitere Abklärungen vor, regeln Übertritte und veranlassen nötige Schulungen.
Gespräche mit Kantonsregierungen, Standortgemeinden und Sozialpartnern
In den vergangenen Tagen hat SBB Cargo das Gespräch mit den Kantonsregierungen von Schwyz, Uri und Wallis und mit den Standortgemeinden gesucht. SBB Cargo hat zugesichert, dass für alle betroffenen Lokführer eine Lösung besteht und sie nach Möglichkeit innerhalb der SBB weiterbeschäftigt werden. Die Sozialpartner wurden informiert. Sie werden in einer Begleitgruppe mitarbeiten, die den gesamten Prozess begleiten wird.
Stellungnahme SEV: Fragwürdige Eile |
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Mit der Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels im Dezember, und damit der Fertigstellung der Neat, stellen sich Fragen zur Zukunft des Depots Goldau. Das war zu erwarten und allen Stakeholdern bekannt. Doch der nun überstürzt erfolgte Schliessungsentscheid ist für die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV fragwürdig. Anfang Jahr hielt der damalige CEO von SBB Cargo, Nicolas Perrin, anlässlich eines Besuches in der Region noch fest, das Depot Goldau brauche es auch in Zukunft. Aufschnaufen war angesagt, Gerüchte über die Depot-Schliessung vom Tisch. Mitarbeitende, die vor wenigen Jahren von Erstfeld nach Goldau zu wechseln hatten, konnten beruhigt sein. Wenige Monate später nun die Kehrtwende: Die CEO von SBB und SBB Cargo sind ausgewechselt und plötzlich, von der Division Infrastruktur diktiert, soll schon bald kein Halt in Goldau mehr möglich sein. «Das wirft Fragen auf. Offenbar hat man keine Geduld abzuwarten, wie sich die Verkehrsabwicklung im ordentlichen Betrieb der Neat-Optionen gestaltet», sagt Gewerkschaftssekretär Philipp Hadorn, der beim SEV für Cargo zuständig ist. Als «Anhängsel» eines vom SEV verlangten Spitzengesprächs zu den ungehörigen Sparforderungen von SBB Cargo stellte die Cargo-Leitung am 9. November 2020 der SEV-Delegation auch noch das neue Vorgehen i.S. Depot Goldau vor. Umgehend verlangte der SEV die Einberufung eines Runden Tisches. «Dabei geht es uns darum abzuwägen, ob die getroffenen Massnahmen alternativlos und wirklich zielführend sind», erklärt Philipp Hadorn. Einen umfassenden Fragenkatalog hat der SEV bereits eingereicht, was offensichtlich zu Verzögerungen in der Koordination des Runden Tisches seitens SBB Cargo führte. «Für den SEV ist klar: Das Güterverkehrsgeschäft darf nicht aufgrund von betrieblichen Bedürfnissen (Infrastruktur) zulasten von SBB Cargo und deren Mitarbeitenden beeinträchtigt werden», betont Hadorn. «Nicht ohne Grund hat der neue CEO der SBB noch vor wenigen Wochen einen Zwischenhalt in diesem Projekt angeordnet. Die Kehrtwende droht den grossen Vertrauensbonus von Vincent Ducrot infrage zu stellen. Mit dem Mut, mögliche Fehlentscheidungen zu korrigieren, kann ein Manager auch wieder Vertrauen schaffen. Dies wäre den bereits genügend von Unsicherheiten geplagten Cargo-Mitarbeitenden zu gönnen», sagt Philipp Hadorn. Fortsetzung folgt. |
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