Rückbau der Passerelle Wattwil

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Abbruch der Passerelle in Wattwil am 23./24. November 2020. / Quelle: SOB

Mit dem Rückbau der Fussgänger-Passerelle am 23. November 2020 in Wattwil hat der Dampfbahn-Verein Zürcher Oberland (DVZO) den ersten Schritt im Projekt «Depotareal Bauma 2020» unternommen, in welchem richtig grosses Geschütz zum Einsatz kam.

Die Schweizerische Südostbahn AG (SOB) plant im Bahnhof Wattwil höherer Geschwindigkeiten für die ein- und ausfahrenden Züge. Hierfür muss die Gleisgeometrie und die Weichen angepasst werden. Die Stützen der Fussgänger-Passerelle in Wattwil kamen der Gleisverschiebung hierbei in die Quere. Die SOB hat sich darum entschieden, die Passerelle rückzubauen. Dank eines aufmerksamen Vereinsmitglieds konnte der Dampfbahn-Verein mit der SOB in Kontakt treten, und eine mögliche Übernahme der Passerelle anzustreben. Für einen geeigneten Übergang ins Depotareal sucht der DVZO schon seit Projektbeginn 2016 nach einem Abbruchexemplar.

In der Nacht vom 23. November 2020 war es nun so weit. Von langer Hand von den Spezialisten und Ingenieurinnen geplant, wurde kurz nach Ausfahrt des letzten Zuges die Fahrleitung des Bahnhofs Wattwil ausgeschaltet. Die Arbeiter der Abbruchfirma schweissten an ausgewählten Stellen die Nieten und Verbindungsbleche der Passerelle auf und durchtrennten das Bodenblech. Der 350-Tonnenkran sicherte mit dicken Gurten das Mittelteil, damit sich das tonnenschwere Stahlkonstrukt während den Arbeiten nicht plötzlich bewegt. Um kurz nach drei Uhr ging ein letzter Ruck durch die Passerelle und es gab einen leisen Knacks: Das Mitteilteil war nicht länger mit der Passerelle verbunden, sondern hing nun am Kran. Der Kran hob das Mittelteil heraus und lud den imposanten Träger auf den ersten Schwertransporter. Die Fussgänger-Passerelle wurde sorgfältig in transportierbare Teile zerlegt und auf drei wartenden Tieflader gepackt. Pünktlich auf das Ende des Nachtfahrverbots um 5 Uhr morgens stand der erste Konvoi nach Wald bereit.

Für die Planenden war es eine kleine Herkulesaufgabe, mit dem wenigen zur Verfügung stehenden Platz in Wald neben der Remise ein kompaktes Lager einzurichten. Kurz nach Mittag waren aber alle Teile einjustiert: Zum Teil waren Zentimeter massgebend! Die einst 75m lange Brücke ist nun auf 28 mal 10 Metern über zwei Etagen eingelagert.

In Wald hat der Dampfbahn-Verein die Lokremise und ein wenig Umschwung von der SBB im Baurecht. In der Remise ist der Verein «historischer Triebwagen 5» eingemietet. Der Verein restauriert das ehemalige SOB-Fahrzeug «Glaskasten» aus dem Jahr 1938 vorbildlich und in Freiwilligenarbeit. Vermutlich wird er in seiner Betriebszeit täglich unter der Passerelle in Wattwil durchgefahren sein. Im gewohnten Umfeld von Gleisen und dem Bahnhof wartet die Passerelle aus dem Jahr 1910 nun unweit ihres alten Bekannten auf die Realisierung des Projekts «Depotareal Bauma 2020». Ab dann werden die Besucher aber neben dem dann wieder fahrtüchtigen Triebwagen 5 auch die Dampfzüge und das Geschehen auf dem Depotareal des DVZO beobachten können.

Der Dampfbahn-Verein bedankt sich bei der Südostbahn für die grosszügige Unterstützung seines Vorhabens. Wenn auch das geplante Passerellenfest aus aktuellem Anlass in Wattwil nicht hatte stattfinden können, so freut sich der DVZO, dies in Bauma beim Wiederaufbau der Passerelle nachholen zu können – natürlich sind auch dann die Wattwilerinnen und Wattwiler herzlich eingeladen.


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