Das Investitionsvolumen im Schweizer Untertagbau wächst erst ab 2025 wieder. Bis dahin gehen die Ausgaben für den Unterhalt und Bau von Bahn- und Strassentunneln sowie unterirdischen Bauwerken für die Wasserkraft zurück. Das geht aus der aktuellen Marktstudie von Infra Suisse hervor.
Die Schweizer Untertagbauer dürften es in den nächsten Jahren schwieriger haben. Das lässt die Studie erwarten, die Amberg Engineering im Auftrag von Infra Suisse erstellt hat. Sie umfasst einen Zwölf-Jahres-Horizont von 2021 bis 2033. Einbezogen wurden dazu gesicherte und mögliche Neubauten und Sanierungsprojekte von Bahn- und Nationalstrassentunneln sowie Projekte von Kantonen, städtischen Verkehrsbetrieben und Stromproduzenten. Das Investitionsvolumen fällt insgesamt tiefer aus, als noch vor drei Jahren prognostiziert. Erst von 2025 an dürfte das Investitionsvolumen wieder steigen. Den grössten Anteil an den Bauvolumen haben nach aktueller Einschätzung die Tunnelprojekte bei den Nationalstrassen und der Eisenbahn.
Wettbewerbsdruck nimmt zu
Die Schweizer Untertagbauer hätten nicht nur eine lange Tradition, sondern verfügten auch im internationalen Vergleich über exzellentes Fachwissen, so Infra Suisse, die Branchenorganisation der Schweizer Infrastrukturbauer. Es sei wichtig, dieses Wissen und die Leistungsfähigkeit in der Schweiz zu erhalten. Schliesslich seien die mittelfristigen Aussichten durchaus positiv. Doch machen die aktuell sinkenden Investitionen der Branche zu schaffen.
«Der schon ausgeprägte Wettbewerbsdruck wird weiter zunehmen. Das bekommen besonders die kleinen und mittleren Untertagbau-Unternehmen zu spüren»
, stellt Matthias Forster, Geschäftsführer von Infra Suisse, fest.
Angesichts der Corona-Pandemie hatte Infra Suisse zusammen mit dem Schweizerischen Baumeisterverband einen Fünf-Punkte-Plan präsentiert. Dieser plädiert dafür, öffentliche Projekte jetzt voranzubringen, auszuführen und so Arbeitsplätze zu sichern.
Schlechtere Prognose als vor drei Jahren
Die Marktaussichten fallen bei der aktuellen Studie schlechter aus als noch 2017, als Infra Suisse die Studie das letzte Mal durchführen liess. Das gilt ganz besonders für die Bahn: Das Investitionsvolumen für den Tunnelbau macht bei dieser noch etwa die Hälfte der Prognose von 2017 aus. Grossprojekte wie der Ceneri-Tunnel sind abgeschlossen. Doch ab 2025 dürfte auch bei der Bahn das Volumen in diesem Bereich wieder wachsen. Erfahrungsgemäss sind zeitliche Verschiebungen bei Projekten aber sehr wahrscheinlich. Bei der Wasserkraft zeichnet sich nach wie vor eine klare Zurückhaltung bei den Investitionen ab. Offenbar gilt die Preisentwicklung im Strommarkt weiter als unsicher.
Bei den Projekten, die definitiv realisiert werden, stellen Untertagbauwerke im Nationalstrassennetz den grössten Anteil dar. An zweiter Stelle folgen kantonale Projekte im Strassentunnelbau. Die gesicherten kantonalen Tunnel-Projekte umfassen in den nächsten zehn Jahren über 2,2 Milliarden Franken. Bei den Nationalstrassen sinkt der Umsatz ab 2022 mit dem Ende des Grossprojekts Zweite Gotthard-Strassenröhre jedoch markant. Bei den sicher geplanten Projekten dominieren Vorhaben wie die Umfahrung Biel das Gesamtvolumen. Die möglichen Grossprojekte Bypass Luzern und der Rheintunnel würden einen weiteren deutlichen Anstieg des Investitionsvolumens bedeuten.
Investitionszunahme erst ab 2025
Noch nicht sichere Projekte, bei denen derzeit weder Kosten noch Realisierungszeitpunkt feststehen, dürften die Entwicklung ab 2025 zusätzlich befördern. Dazu tragen besonders der Bau weiterer Eisenbahntunnel im Rahmen der Ausbauprogramme «Ausbauschritt 2035» und «Zukünftige Entwicklung der Bahninfrastruktur» bei. Bei der SBB allein sind dies voraussichtlich 50 zusätzliche Projekte. Auch bei den Nationalstrassen kommen in den nächsten Jahren weitere 30, aktuell noch nicht definitive Tunnelprojekte hinzu. Bei kantonalen Projekten zeichnet sich ab 2025 ebenfalls ein starker Zuwachs an neuen Projekten ab.
Infra Suisse ist die Branchenorganisation der Bauunternehmen im Infrastrukturbau und veröffentlicht die Marktstudie zu den Bauvolumen im Untertagbau alle drei Jahre am Barbaratag, dem Tag der heiligen Barbara, der Patronin der Untertagbauer.
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