SBB schreibt wieder schwarze Zahlen – Rekordzahl an Reisenden

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 11. März 2024 veröffentlicht.

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FV-Dosto Lavaus_SBVB CFF FFS_2023
Ein FV-Dosto der SBB unterwegs im Lavaux. / Quelle: SBB CFF FFS

Dank erneutem Rekordstand an Reisenden schreibt die SBB im Geschäftsjahr 2023 erstmals seit 2019 wieder schwarze Zahlen. Der Spar- und Effizienzdruck bleibt aufgrund des Schuldenbergs aber hoch. Die SBB befasst sich intensiv mit der Zukunft. Ihr Ziel: Die SBB Züge fahren sicher, sauber, pünktlich und künftig auch flexibler, häufiger, schneller.

Der positive Trend setzt sich fort: Im Jahr 2023 hat die SBB täglich 1,32 Millionen Personen (2022: 1,16 Millionen) transportiert und damit das Niveau aus dem Rekordjahr 2019 wieder erreicht; dies ist auch der Verdienst der SBB Mitarbeitenden. Immer mehr Menschen sind in der Freizeit mit der Bahn im Inland und den umliegenden Destinationen in Europa unterwegs. Mehr Passagiere bringen mehr Erträge, weshalb der Fernverkehr erstmals seit drei Jahren wieder positiv abschliesst (2023: 117 Millionen CHF, 2022: –47 Millionen CHF). Zusammen mit den Gewinnen von SBB Immobilien vor Ausgleichszahlungen (2023: 281 Millionen CHF, 2022: 269 Millionen CHF) und Energie (2023: 78 Millionen CHF, 2022: -165 Millionen CHF) führt dies zu einem Gewinn von 267 Millionen Franken (2022: -245 Millionen CHF). Der Gewinn ist erfreulich, reicht jedoch nicht aus, um die Schulden (11,26 Milliarden CHF, 2022: 11,44 Milliarden CHF) massgeblich zu reduzieren, die massiven Verluste der Vorjahre auszugleichen und die Investitionen für die Zukunft, zum Beispiel in neues Rollmaterial, zu finanzieren.

Die SBB hat das Bahnsystem 2023 weiter stabilisiert. Dies bei einem Rekordstand an Reisenden und während am Bahnsystem laufend gebaut wird, im vergangenen Jahr auf rund 20 000 Baustellen. Die SBB Züge sind sicher, sauber und – wie Ende Januar in der Medienmitteilung zur Pünktlichkeit 2023 – pünktlich unterwegs. Mehr Passagiere führen aber auch zu weniger freien Sitzplätzen, auch bewerten die Kundinnen und Kunden die Sauberkeit schlechter. Dies wirkte sich auf die nach wie vor gute Zufriedenheit bei den Reisenden (2023: 78.7, 2022: 80.5 Punkte) aus. Positiv entwickelten sich die Werte beim Güterverkehr (deutliche Verbesserung um 3.9 Punkte auf 73.7 Punkte). Die im Jahr 2023 lancierten neuen Angebote für Jugendliche fanden grossen Anklang (beispielsweise 89 273 verkaufte GA Night bis Ende Februar 2024). Trotz angespannter Finanzlage und grossen betrieblichen Herausforderungen vom Planen, übers Bauen bis hin zum Fahren sind die SBB Mitarbeitenden so zufrieden und motiviert wie noch nie seit Messbeginn (79 von 100 Punkten, 2022: 78 Punkte). Dank dem ausserordentlichen Einsatz ihrer Mitarbeitenden meisterte die SBB 2023 Ausnahmesituationen wie die Entgleisung im Gotthard-Basistunnel und weitere grosse Unterbrüche wie in La Chaux-de-Fonds oder Renens.

Mittelfristig robuster und flexibler unterwegs…

Eine finanziell gesunde SBB braucht jährlich rund 500 Millionen Franken Gewinn. Um die Situation zu stabilisieren, wird das Unternehmen zudem bis 2030 rund 6 Milliarden Franken weniger ausgeben. Die ergriffenen Kosten- und Effizienzmassnahmen sind auf Kurs. Insbesondere werden drei grosse Digitalisierungsprogramme der SBB helfen, den Bahnbetrieb effizienter und produktiver zu planen und abzuwickeln. Ebenfalls will der Bund einen grossen Beitrag leisten, um die Verluste im Fernverkehr während der Coronazeit auszugleichen.

Die SBB ist eine attraktive Arbeitgeberin und hat zum Ziel, dies auch vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels zu bleiben: Bis 2030 wird rund ein Fünftel der Belegschaft pensioniert, rund 6000 Mitarbeitende müssen ersetzt werden. Die Bahn wird weiter stark wachsen, das Bauvolumen steigen. Heute fahren auf den Schienen der SBB rund 25 Prozent mehr Züge als beim Start von Bahn 2000. Nachdem mit der Durchmesserlinie in Zürich und dem Gotthard-Basistunnel bereits in der Deutschschweiz und im Tessin der Fahrplan den aktuellen Bedingungen angepasst wurde, arbeitet die SBB mit dem Bundesamt für Verkehr und den Westschweizer Kantonen an einem robusteren Fahrplan für die Romandie ab 2025. Damit können die nötigen Unterhalt- und Ausbauarbeiten auf dem Netz durchgeführt werden, während gleichzeitig die Züge fahren.

Auf dieser Basis und im Sinne ihrer Strategie 2030 will die SBB schrittweise ihr Angebot flexibler gestalten. Wo die Nachfrage hoch ist, hat die SBB deshalb vermehrt Direktzüge eingeführt, so die Skizüge in der Romandie, Wanderzüge in die Alpen, den Tessiner Studierendenzug nach Lausanne sowie mehr Tages- und Nachtzüge ins Ausland. Zudem prüft sie neue Direktverbindungen im Tages- sowie Nachtverkehr.

Um mehr Güter klimafreundlich auf der Schiene zu transportieren, will die SBB mit Hilfe des Bundes den Güterverkehr auf eine wirtschaftlich nachhaltige Basis stellen: Das strukturelle Defizit beim Einzelwagenladungsverkehr von SBB Cargo, seit Juni 2023 wieder im vollständigen Besitz der SBB, soll beseitigt werden. Ebenso soll der Betrieb mit der digitalen automatischen Kupplung und der automatischen Bremsprobe effizienter werden.

Im Verlaufe des 2024 sorgt ein neues Kompetenzzentrum Kundeninformation dafür, dass die Reisenden schnell, einfach und aus einer Hand informiert werden, insbesondere bei Störungen aber auch bei Baustellen und Bahnersatzangeboten. Bahnhöfe sind die Visitenkarten der SBB. Nach den Grossbahnhöfen modernisiert die SBB die kleinen und mittleren Bahnhöfe und entwickelt sie zu attraktiven, multimodalen Begegnungsorten mit Platz für Lokales und Regionales. Die SBB wird unabhängiger vom Strommarkt und sichert bis 2030 den Bahnstrombedarf auch im Winter zu 95 Prozent. Weiter verbessern muss sich die SBB bei der Arbeitssicherheit. Für eine verbesserte Cybersicherheit überwacht das 2023 gegründete «Cyber Defence Center» rund um die Uhr den Netzverkehr.

… ab Mitte Jahrhundert häufiger und schneller

Die Schweiz ist Europameisterin im Bahnfahren. Die Bahn wird als klimafreundliches und raumschonendes Transportmittel auch in Zukunft eine zentrale Rolle in der Gesamtmobilität spielen. Gleichzeitig bringt die wachsende Nachfrage die Kapazität der Bahnknoten und die Komplexität des Systems zunehmend an seine Grenzen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, erarbeitet die SBB ein langfristiges Zielbild für eine Bahn, die flexibler, häufiger und schneller fährt. Das Zielbild baut auf den Überlegungen des Bundes zur «Perspektive Bahn 2050» auf.

In Zukunft sollen schnelle und direkte Züge die Schweiz mit dem Ausland verbinden. Im Inland sollen der Takt in Richtung 15 Minuten erhöht und die Tür-zu-Tür-Verbindungen dank des Einbezugs anderer Mobilitätsträger wie Trams, Ruf-Bussen oder LightRails schneller werden. Wie kann die Bahn eine gute Anbindung an Europa sicherstellen? Wie funktioniert ein gutes System im Inland? Wo fährt und hält sinnvollerweise ein Zug, und wo eignen sich Trams oder Rufbusse möglicherweise besser als der Zug? Wenn der Zug häufiger fährt, wird die strenge Knotenstruktur weniger wichtig. Wenn der Zug weniger hält, wird die Bahn auch ohne neue Hochgeschwindigkeitsstrecken schneller. Solche Fragen und Überlegungen gehören zum langfristigen Zielbild für die Bahn. Dieses will die SBB in den nächsten Jahren mit der Politik diskutieren, um den öffentlichen Verkehr langfristig weiterzuentwickeln.

Das SBB Geschäftsjahr 2023 in Zahlen
Das positive Jahresergebnis 2023 war insbesondere vom schneller und stärker als erwarteten Wachstum der Passagierzahlen, einem höheren Ergebnis im Energiebereich und einem soliden Beitrag von Immobilien zum Gesamtergebnis geprägt. Die Verschuldung liegt mit 11,26 Milliarden leicht unter Vorjahresniveau (2022: 11,44 Milliarden). Der Schuldendeckungsgrad beträgt zum Ende 2023 7,82. Hier die wichtigsten Kennzahlen:

Personenverkehr

Die Personenverkehrserträge sind gegenüber dem Vorjahr um 9,9 Prozent auf 3731 Millionen Franken gestiegen. Der Fernverkehr schrieb erstmals seit 2019 mit einem Gewinn von 117 Millionen Franken wieder schwarze Zahlen (2022: –47 Millionen CHF). Zurückzuführen ist dies vor allem auf die positive Entwicklung der Nachfrage im Wochenendverkehr und im internationalen Personenverkehr. Im Regionalverkehr führte vor allem die grössere Nachfrage auf den kurzen Pendlerdistanzen zu einer Verbesserung des Ergebnisses auf 23 Millionen Franken (2022: 11 Millionen CHF). Gleichzeitig stiegen die Kosten, unter anderem für den Bahnstrom, die Trassengebühren und die Flottenbewirtschaftung. Beigetragen zur positiven Nachfrageentwicklung im Personenverkehr haben gezielte Werbekampagnen (u.a. Freizeit, Schnupperangebote und 125 Jahre GA) und neue Produkte. Die Zahl der Generalabonnemente stieg erneut: 447 166 GA waren per Ende 2023 im Umlauf (+3,8%). Die Anzahl an Halbtaxabonnementen stieg weiter auf einen neuen Höchststand von 3,15 Millionen Abonnementen (+6,0%). Und auch das seit Dezember erhältliche Halbtax Plus kommt sehr gut an. Bis letzte Woche (3.3.2024) wurden bereits 70 791 Abonnemente verkauft. Die im internationalen Vergleich hohe Pünktlichkeit (Zugspünktlichkeit: 92,5%, Anschlusspünktlichkeit: 98,7%) im Personenverkehr konnte gehalten werden. In der West- und der Südschweiz sind die Werte noch nicht zufriedenstellend.

Immobilien

Das Jahresergebnis von Immobilien lag vor Ausgleichszahlungen an die Infrastruktur (150 Millionen CHF) und Beiträgen an die Pensionskasse (78 Millionen CHF) mit 281 Millionen Franken leicht über dem Vorjahr (2022: 269 Millionen CHF). Damit leistete Immobilien wiederum einen soliden Beitrag zum Gesamtergebnis. Der Mietertrag Dritter erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr (+4,4%), insbesondere durch die Erholung der Frequenzen an den Bahnhöfen um 8,9 Prozent und das Wachstum durch Neuinbetriebnahmen wie Basel Dreijohann und Zürich Letziturm im Verlauf 2022 sowie Zürich Oerlikon Franklinturm im Jahr 2023.

Güterverkehr Schweiz und International

Das Ergebnis von SBB Cargo Schweiz verbesserte sich gegenüber Vorjahr um 148 Millionen Franken auf –40 Millionen Franken. Das ist insbesondere auf die im Vorjahr erfolgte Wertberichtigung (–128 Millionen CHF) zurückzuführen. Die Verkehrsleistung reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr um 7,5 Prozent. Haupttreiber waren der Preisdruck, das strukturelle Defizit im Einzelwagenladungsverkehr und die konjunkturelle Abkühlung.

SBB Cargo International schrieb 2023 einen Verlust von 2,5 Millionen Franken (2022: –0,3 Millionen CHF). Die transportierten Mengen gingen aufgrund konjunktureller Abkühlung in Europa und anhaltender Infrastrukturbeschränkungen gegenüber dem Vorjahr um 0,8 Prozent zurück. Dank der Weitergabe von Kostensteigerungen an die Kunden konnten die Güterverkehrserträge dennoch um 1,6 Prozent gesteigert werden. Kostentreibend wirkten unter anderem zusätzliche Personalkosten verursacht durch Mehrbedarf an Lokpersonal sowie durch anhaltende Infrastruktureinschränkungen in Deutschland (insbesondere Baustellen und Streiks).

Infrastruktur

Von der Nachfrageerholung im Personenverkehr profitierte auch Infrastruktur Netz, indem die Trassenerträge deutlich zunahmen. Das Ergebnis blieb erneut negativ mit –23 Millionen Franken (2022: –24 Millionen CHF). Mehrkosten im Unterhalt und Nachverrechnungen von Mietnebenkosten belasteten das Ergebnis.

Das Jahresergebnis von Infrastruktur Energie verbesserte sich deutlich um 243 Millionen Franken auf 78 Millionen Franken. Gründe sind höhere Erträge durch Mehrproduktion und höhere Bahnstrompreise sowie eine tiefere Belastung durch sinkende Energiemarktpreise. Das positive Ergebnis reicht aber nicht zur Kompensation des Verlustes aus dem Vorjahr von über 165 Millionen Franken.
VAP zum SBB Jahresergebnis 2023
SBB ist finanziell kerngesund. Das hat sie am 11. März 2024 mit der Jahresrechnung 2023 kommuniziert. Nur Tochter SBB Cargo gilt weiterhin als Sorgenkind und soll finanziell unterstützt werden. Wir vom VAP meinen: Das darf keiner Dauersubventionierung des Einzelwagenladungsverkehrs (EWLV) gleichkommen. Und die vorgeschlagene Finanzspritze von CHF 1,25 Mrd. ist angesichts der Jahresrechnung 2023 hinfällig.

Resultate 2023: schwarz und rekordverdächtig

1,3 Mio. Reisende, CHF 269 Mio. Gewinn, 9,9 % Mehreinnahmen beim Personenverkehr, 92,5 % Pünktlichkeit trotz 20’000 Baustellen, Verschuldung auf CHF 11,3 Mrd. gesunken, alle Investitionen aus dem Cashflow finanziert: Das Geschäftsjahr 2023 der SBB strotzt nur so vor frohen Botschaften und Superlativen. Erstmals in der Post-Covid-Ära schreiben die SBB wieder schwarze Zahlen. Diese erfreuliche Performance geht in erster Linie aus einem Rekordstand an Fahrgästen und aus stattlichen Gewinnen aus den SBB Immobilien hervor. Es erstaunt daher auch nicht, dass die Verantwortlichen zuversichtlich in die Zukunft blicken.

Ewiges Sorgenkind bleibt defizitär

Bei der Sparte Güterverkehr der rückverstaatlichten SBB Cargo sieht die finanzielle Lage deutlich weniger rosig aus. Zwar verbesserte sich das Ergebnis 2023 von SBB Cargo Schweiz gegenüber dem Vorjahr um CHF 148 Mio. auf minus CHF 40 Mio. Doch das ist vorwiegend auf Wertberichtigungen von 2022 zurückzuführen. Die Verkehrsleistung reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr um 7,5 %. Haupttreiber waren laut SBB der Preisdruck, das strukturelle Defizit im EWLV und die konjunkturelle Abkühlung.
Unklar bleibt nur, wie hoch dieses sogenannte strukturelle Defizit im EWLV tatsächlich beziffert werden soll. In der politischen Debatte spricht SBB von CHF 80 bis 100 Mio., im Geschäftsbericht 2023 stehen CHF 40 Mio. Hat SBB Cargo im Ganzzugsverkehr einen Gewinn von CHF 40 bis 60 Mio. generiert?

Rekordresultate und Milliardenhilfe – wie passt das zusammen?

Auf diese Frage gibt Peter Füglistaler, Direktor beim Bundesamt für Verkehr (BAV), in seinem Kommentar auf LinkedIn eine plausible Antwort: «Ich weiss es nicht». Dass es den SBB finanziell gut geht, ist tatsächlich löblich. Schliesslich wünschen sich die Verlader starke Partner im Transportgeschäft. Trotzdem halten wir vom VAP an unserer Position fest: Die finanzielle Schieflage von SBB Cargo darf nicht mit der notwendigen Modernisierung und Umgestaltung des EWLV verwechselt werden. Im Januar 2024 hat der Bundesrat in seiner «Botschaft zum Gütertransportgesetz» zu Recht Massnahmen für die Modernisierung des flächendeckenden EWLV beantragt (vgl. Blogbeitrag «Weichen für den Binnengüterverkehr auf der Schiene richtig gestellt»). Statt eines Sanierungsbeitrags an den EWLV fordern wir eine gezielt eingesetzte degressive und befristete Überbrückungsfinanzierung für eine nachhaltige Transformation des EWLV Richtung Eigenwirtschaftlichkeit. Nur so kann sich der EWLV modernisieren und wachsen.

Unternehmerische Verantwortung gefragt

Derzeit bespricht das Parlament die «Botschaft zur Änderung des Bundesgesetzes über die Schweizerischen Bundesbahnen (Nachhaltige Finanzierung der SBB)». Demnach soll der Bund die pandemiebedingten Defizite der SBB im Fernverkehr übernehmen. Dazu VAP-Präsident und Ständerat Josef Dittli: «Wieso soll der Bund, der gerade lineare Kürzungen und Verzichtsplanungen angekündigt hat, mit Steuergeldern ein Staatsunternehmen unterstützen, das Rekordresultate erreicht? Hier appelliere ich eindringlich an die unternehmerische Verantwortung der Akteure.»
SEV: Jetzt langfristig ins Personal investieren
Die Gewerkschaft des Verkehrspersonals SEV freut sich über die guten Zahlen der SBB. Für den SEV ist wichtig, dass den Worten Taten folgen und die SBB mehr Geld in die Hand nimmt, um den Personalmangel zu bekämpfen. Bei der von SBB angekündigten Flexibilisierung setzt der SEV Fragezeichen. In erster Linie braucht es ein zuverlässiges und sicheres Bahnsystem. Die weiterhin roten Zahlen beim Schienengüterverkehr sollen nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser zukunftsträchtig ist. Auch hier fordert der SEV Investitionen ins Personal.

Das Personal der SBB leistete auch letztes Jahr qualitativ hochstehende Arbeit trotz schwierigen Bedingungen. Es meisterte ausserordentliche Situationen wie den Umgang mit dem Unfall im Gotthard-Basistunnel. «Es sind Ereignisse wie im Gotthard-Basistunnel, die das Personal zusätzlich herausfordern. Gleichzeitig fehlt es in vielen Bereichen an Personal und die alltäglich erlebten Aggressionen gegen das Personal nehmen zu», sagt SEV-Vizepräsident Patrick Kummer. «Einerseits leidet auch die SBB an Fachkräftemangel, andererseits gibt es vielerorts Unterbestände, die zum Teil hausgemacht sind, weil eine vorausschauende Planung fehlt.» Der SEV fordert dringende Massnahmen: Löhne und Arbeitsbedingungen müssen konkurrenzfähig bleiben und verbessert werden, damit das Personal nicht abwandert und neue Fachkräfte gewonnen werden. Sicherheit und Arbeitsklima müssen verbessert werden. Statt Temporärarbeit und Outsourcing zu betreiben, sollte die SBB vermehrt auf eigenes Personal setzen, also zusätzliches Personal anstellen und Temporären eine Festanstellung anbieten.

Investieren auch beim Schienengüterverkehr

Beim Schienengüterverkehr sind weitere Investitionen nötig. Hier hat der Bundesrat ein wichtiges Zeichen gesetzt, indem er angekündigt hat, den Einzelwagenladungsverkehr und die Einführung der Digitalen Automatischen Kupplung zu fördern. Um den Güterverkehr zu stärken und von der Strasse auf die Schiene zu verlagern, muss das Personal gestärkt werden. «Ein Transformationsplan mit drohendem Stellenabbau wäre inakzeptabel. Langfristige Investitionen und ein Kulturwandel gemeinsam mit dem Personal sind bei SBB Cargo dringend nötig. Nicht kurzfristiges Managementdenken ohne Bezug zu den Menschen, die den Schienengüterverkehr tagtäglich am Laufen halten», sagt SEV-Vizepräsident Patrick Kummer.

– Weiterführende Informationen finden Sie auch im aktuellen Bericht zum Personalmangel auf der SEV-Webseite: «Jeder Abgang ist ein Verlust an Know-how»

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