Enge Zusammenarbeit zwischen Stadler und den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) bei der Modernisierung der ÖBB Regional- und Nahverkehrsflotte im Grossraum Wien.
Die Modernisierung des Schienennahverkehrs nimmt zügig Fahrt auf, die Zusammenarbeit der Österreichischen Bundesbahnen mit Stadler wird Tag für Tag intensiver. Aus der aktuellen Rahmenvereinbarung zur Lieferung von bis zu 186 elektrischen Doppelstocktriebzügen wurden von der ÖBB Personenverkehr AG bereits 126 Fahrzeuge abgerufen. 109 davon werden ab 2026 als neue Cityjets auf den Strecken der Wiener Regional- und S-Bahnen eingesetzt, 14 als Railjets und 3 als City Airport Trains. Die restlichen Fahrzeuge werden dann Monat für Monat in Betrieb gebracht. Gemeinsames Ziel von ÖBB und Stadler ist es, mit den Cityjets im Ballungsraum der österreichischen Bundeshauptstadt einen zukunftsfitten, fahrgast- und umweltfreundlichen Schienennahverkehr zu etablieren, der zusätzliche Kapazitäten bereitstellt, verkürzte Fahrzeiten erlaubt, schneller getaktet werden kann und eine bessere Auslastung des Schienennetzes ermöglicht.
Kompetenzzentrum für Doppelstocktriebzüge
Die Fertigung der Cityjets erfolgt am Standort St. Margrethen, dem 2020 neu eröffneten Stadler-Kompetenzzentrum für Doppelstocktriebzüge. Das Werk liegt im Dreiländereck Schweiz-Österreich-Deutschland und beschäftigt rund 1.300 Fachkräfte, viele davon aus Österreich. Mit dem Aufbau eines Engineering-Hub in Wien, wo sich die Konzernzentrale der ÖBB befindet, kommt Stadler dem Kunden noch weiter entgegen.
Technik für die Mobilität von Morgen
Die Cityjets der ÖBB sind elektrische Doppelstocktriebzüge in vier- und sechsteiligen Kompositionen. Sie sind rund 107 bzw. 160 m lang und können in der kürzeren Variante 371 Reisende und in der längeren Version 591 Passagiere auf Sitzplätzen (davon 53/73 klappbar) befördern.
Angetrieben werden die Cityjets von einem effizienten AC-Traktionssystem mit einem Doppelstromrichter pro Motordrehgestell, das beim Bremsen die kinetische Energie des Fahrzeugs ins Netz rekuperiert. Die Dauerleistung am Rad beträgt 4.000 kW bei einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h. Dabei sind die Motoren mit einer unabhängigen Kühlung ausgestattet, die ihre Kühlluft aus der sauberen Umgebung des Fahrzeugdachs ansaugt. Die Drehgestelle der Cityjets sind mit starken Dämpfern und einer weichen, luftbasierten Sekundärfederung ausgestattet und gewährleisten eine sehr ruhige und stabile Fahrt auch bei höheren Geschwindigkeiten. Für zeitgemässen Fahrkomfort, zum Beispiel um während der Fahrt arbeiten zu können, sorgen schallisolierte und druckertüchtigte Wagenkästen, welche die Druckstösse beim Ein- und Ausfahren von Tunneln und bei Zugbegegnungen deutlich reduzieren. Die verwindungssteifen Wagenkästen sind aus geschweissten Aluminium-Strangpressprofilen gefertigt und ebenfalls gewichtsreduziert. Reisende in ÖBB-Cityjets haben darüber hinaus die Gewähr, dass die Doppelstocktriebzüge die europaweit höchsten Qualitätsstandards und strengsten Normen im Eisenbahnverkehr erfüllen, unter anderem:
- Crash-/Kollisionssicherheit (optimierte Stirnfront) nach EN 15227
- Schallschutz nach EN ISO 3381 und 3095
- Brandschutz nach EN 45545 und TSI SRT
- Behindertenfreundlichkeit gemäss TSI PRM (Zugänglichkeit des Eisenbahnsystem für Menschen mit Behinderungen und Menschen mit eingeschränkter Mobilität.)
Zugelassen werden die ÖBB-Cityjets für die Bahnstrecken in Österreich, Deutschland, Tschechien, Ungarn und der Slowakei.
Neuer Komfort im Schienennahverkehr
«Um der weiter steigenden Nachfrage gerecht zu werden, modernisieren wir unsere Nahverkehrsflotte und erweitern mit dem Einsatz der neuen Doppelstockzüge ab 2026 unsere Kapazitäten in Wien und Niederösterreich. Damit machen wir vor allem für Pendler:innen den Umstieg vom Auto auf die Bahn noch attraktiver und komfortabler»
, so ÖBB CEO Andreas Matthä.
«Wir sind stolz, die nächste Generation von Doppelstocktriebzügen nach Österreich liefern zu dürfen. Insgesamt 630 KISS sind in unterschiedlichster Konfiguration bereits heute erfolgreich in zahlreichen Ländern unterwegs. Dank seinem hohem Innovationsgrad ist der KISS eine wesentliche Lösung für den umweltfreundlichen und komfortablen Schienenverkehr von morgen»
, sagt Peter Spuhler, Verwaltungsratspräsident von Stadler.
«Einsteigen und entspannen», so lautet die Devise für Reisende im neuen Cityjet der ÖBB. Mütter und Väter mit Kinderwagen, Schülerinnen und Schüler mit Scootern oder Fahrrädern, ältere Menschen mit Rollatoren oder Rollstühlen sowie Reisende mit grossem, sperrigem Gepäck – sie alle erwartet in den von Stadler gebauten Doppelstocktriebzügen künftig ein zeitgemässer Service und derselbe hochwertige Komfort.
So beginnt schon die kürzeste Pendlerfahrt stressfrei. Der Cityjet empfängt seine Reisenden mit barrierefreien Niederflureinstiegen und überbreiten (Doppel-)Schwenkschiebetüren. Acht pro Fahrzeugseite sind es bei vierteiligen, zwölf bei sechsteiligen Triebzügen. Weder Stufe noch Spalt (Türen mit Spaltüberbrückung) behindern den Zutritt, grosszügig gestaltete Ein- und Ausstiegsbereiche (Wendefläche für Rollstühle) erlauben einen raschen Wechsel der Reisenden an Haltestellen und Bahnhöfen. Optimierte Mehrzweckbereiche unmittelbar nach den Türen bieten sicheren Stauraum für Gepäck, Kinderwägen, Fahrräder etc. Hier ist zum Beispiel Platz für bis zu 30 Fahrräder in vierteiligen bzw. 46 Fahrräder in sechsteiligen Zügen.
Im Fahrgastraum erwartet die Reisenden dann Entspannung pur. LED-Beleuchtung und Klimaanlage sorgen zu jeder Tages- und Jahreszeit für eine angenehme Atmosphäre. Die Reisenden nehmen auf bequemen Sitzen (vergrösserte Sitzteiler) mit ergonomischen Kopfstützen und Armlehnen Platz und haben auch zwischen den Sitzreihen eine gute Bewegungsfreiheit. Wer Laptops betreiben oder Handys aufladen will, findet in jeder Sitzreihe Steckdosen.
Darüber hinaus baut der Cityjet sein eigenes WLAN auf, stellt Passagieren auf grossen Monitoren Echtzeit-Reisedaten und andere Informationen aus dem ÖBB Onboard-Portal Railnet Regio zur Verfügung und ist mit mobilfunktransparenten Isolierglasscheiben für guten Handyempfang ausgestattet.
Für Reisende mit eingeschränkter Mobilität gibt es in einem Mittelwagen der Garnituren zwei Rollstuhlstellplätze mit höhenverstellbaren Seitenwandtischen. Auch eine Toilette im speziell ausgestatteten PRM-Wagen ist barrierefrei und verfügt zudem über einen Babywickeltisch (gemäss TSI PRM). Das Sicherheitsgefühl der Reisenden wird durch die durchgängige Videoüberwachung erhöht.
Offene Türen auf der Innotrans
Innovativ, aerodynamisch, spurtstark – das Design des Cityjet trägt die technischen Attribute des Komfortzugs nach aussen und ist inzwischen zum Markenzeichen aller ÖBB-Nahverkehrszüge geworden: Rot und weiss sind die dominierenden Wagenfarben, die crash-optimierte, abgeschrägte Stirnfront unterstreicht den dynamischen Charakter des Designs. Auch die Sitzgarnituren sind in rot-grauer Farbkombination gehalten, während Türen und Fensterbänder schwarz sind.
Ein Prototyp des ÖBB-Cityjet ist auf der InnoTrans Ende September zu sehen. Am 25. September 2024 wurde er auf Gleis T08/40 präsentiert – erstmals mit offenen Türen und vollständig gestaltetem Interieur.
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